Rabenzauber
ich möchte dich Tier aus Redern vorstellen - aus deiner eigenen Sept. Tier, das hier ist Avar, Sept von Leheigh, und mein Freund.«
»Mein Sept«, sagte Tier und deutete eine Verbeugung an.
»Wer seid Ihr, dass Ihr den Kaiser bitten könnt, zu Euch zu kommen?«, fragte Avar, der Tiers Gruß ignorierte.
Ist er etwa eifersüchtig?, fragte sich Seraph.
»Ich bin sein demütiger Diener«, sagte Tier sofort.
»Er hilft mir«, sagte Phoran. »Der Pfad ist gefährlicher, als du denkst. Ich habe es Tier zu verdanken, dass ich das nun weiß. Er hat mir geholfen herauszufinden, wer die Raubvögel sind, und gleichzeitig die Sperlinge auf seine Seite gezogen.«
»Deshalb habt Ihr die Schwertübungen begonnen!« Toarsen wirkte plötzlich enttäuscht.
Seraph, eine Mutter, hörte, was er nicht aussprach: Ihr habt Euch nicht wirklich für uns interessiert.
»Er sagte mir«, warf Phoran ein, ohne Toarsen anzusehen, »dass es einige junge Männer gebe, die nur ein wenig Anleitung brauchten, um meine besten Helfer zu werden, wenn ich mein Reich wirklich selbst regieren will.«
»Ihr dachtet, wir könnten dem Kaiser helfen?«, fragte Toarsen beinahe schockiert.
Als wäre es eine so großartige Sache, vom Kaiser benutzt zu werden - manchmal fand Seraph die männliche Hälfte der Spezies wirklich nicht sonderlich beeindruckend.
»Ich weiß, dass Ihr es könnt«, sagte Tier. »Wo sonst wird er einen Haufen Heißsporne herbekommen, die kämpfen können und nicht die geschworenen Bewaffneten eines Sept sind?«
»Collarns neuer Posten«, sagte Toarsen. »Ihr habt dafür gesorgt!«
»Tatsächlich«, warf der Kaiser mit einem Räuspern ein, »war ich das.«
Toarsen sah vollkommen verblüfft aus, als er sich Tier zuwandte. »Der Kaiser ist dekadent und versoffen«, sagte er, als stünde Phoran nicht direkt neben ihm. »Er folgt Avar überall hin wie ein Welpe und tut, was immer Avar ihm sagt. Ihr, Tier, seid nichts als ein gelangweilter Soldat, der eine Beschäftigung brauchte, um das Jahr in Gefangenschaft so schnell wie möglich herumzubringen. Ihr findet die Raubvögel unangenehm und die Meister noch schlimmer. Also sucht Ihr eine Möglichkeit, sie zu ärgern und gleichzeitig die Bewunderung der Sperlinge zu gewinnen. Und als Ihr damit anfingt, stelltet Ihr fest, dass Ihr einige von uns tatsächlich mögt.«
»Man hat mir nie erlaubt, etwas anderes zu sein als ein dekadenter Säufer«, sagte Phoran kühl, aber ohne Zorn. »Und alle folgen Avar wie die Welpen.«
»Ich sah einen Haufen rauflustiger Jungen, die von einem Rudel Aasfresser in die Hölle geführt wurden«, erwiderte Tier. »Und da ich einige von Euch tatsächlich mag, und Männer, die mit den Leben anderer spielen, mich anwidern, habe ich versucht zu tun, was ich kann.«
»Und es funktioniert nur, weil er Euch wirklich mag«, fügte Lehr hinzu. »Wenn er versuchen würde, Euch zu benutzen, hättet Ihr ihn sofort durchschaut.«
Avar, der an der Tür lehnte, rieb sich das Gesicht. »Könnte uns vielleicht jemand sagen, warum wir hier sind? Es gibt doch sicher bessere Tageszeiten für solch theatralische Szenen als die frühen Morgenstunden.«
»Der Pfad will etwas unternehmen, um zu verhindern, dass ich ihm die Kontrolle über die jungen Männer vollkommen abnehme«, berichtete Tier. »Myrceria sagte mir, die Meister planten
eine Disziplinierung - ein besonders brutales Spektakel, das sie inszenieren, um ihre Geheimnisse zu bewahren. Ein Junge wird ausgewählt und auf brutale Weise bestraft. Ich hörte, dass die Jungen, die diszipliniert wurden, das nicht immer überlebten. Wahrscheinlich werden sie Collarn nehmen - aber es könnten auch Toarsen oder Kissel sein, einfach, weil sie mir am nächsten stehen.«
Phoran schnaubte, dann sagte er: »Ich kann Collarn auf dem Rückweg zu meinem Schlafzimmer warnen, ohne dass jemand davon erfährt. Aber wir sollten die Vorstellungen fortsetzen, bevor wir weitermachen. Haltet Euch daran, was Eure Eltern Euch zum Thema Manieren gesagt haben, und stellt uns Eure Familie vor, Tier.«
Tier verbeugte sich und grinste verlegen. »Das hier ist Seraph, meine Frau, Rabe vom Clan von Isolda der Schweigsamen. Mein Sohn Jesaphi, den wir Jes nennen. Er ist Hüter. Mein jüngerer Sohn Lehr, Jäger. Seraph, Jes, Lehr, darf ich euch Phoran den Siebenundzwanzigsten vorstellen?«
Über das höfliche Gemurmel und Rascheln hinweg sagte Toarsen: »Der Sechsundzwanzigste.«
Phoran grinste. »Nur, wenn man den Ersten nicht mitzählt. Ich tue
Weitere Kostenlose Bücher