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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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blind in Tiers Richtung. »Es tut mir so leid.«
    »Still«, sagte Tier und legte einige Kraft hinter das Wort. »Ganz ruhig.«
    Sie zitterte weiter, aber sie hörte auf, sich zu entschuldigen. Entweder waren es nur seine Worte, die wirkten, oder Seraph hatte recht, was den Bann der Meister anging, und Myrceria hatte Tiers magische Berührung gespürt.
    »Ich war wütend wegen der Sperlinge«, sagte Telleridge. »Und noch wütender, als ich heute früh Myrceria verhörte und erkannte, dass sie Euch nicht im Auge behalten hatte, wie sie sollte - Ihr hattet sie uns ebenfalls abgenommen. Sie war jahrelang ein wertvolles Werkzeug, und Ihr habt sie verdorben.«
    Telleridge bewegte sich so schnell, so unerwartet, dass Myrcerias Blut Tier von der Brust bis zum Knie überströmte, ehe er erkannte, was der Meister getan hatte.

    Telleridge zog Myrcerias Kopf hoch und hielt ihn während ihrer Todeszuckungen. »Sie war so nützlich! Wo werde ich eine andere Zauberin finden, die unseren Reisendengästen so nahe kommen kann? Ich hatte nur diese eine Tochter.« Er ließ ihren Kopf fallen und wischte sich die Hände ab. Sein schwarzes Gewand verbarg das Blut viel besser als Tiers helle Kleidung.
    Es war nicht so, dass er den Pfad nicht bereits für böse gehalten hätte, dachte Tier. Er hatte nur vergessen, wie plötzlich der Tod kommen konnte und wie endgültig er war. Er hatte Myrceria gern gehabt.
    Tier hatte immer noch das Schwert dabei, aber diese ganze Situation war zu gut geplant. Wenn sein Schwert ihm hätte nützen können, hätten sie es ihn nie behalten lassen.
    Hatte Myrceria ihre Pläne verraten? Sie hatte nicht alle gekannt - aber genug.
    »Aber wisst Ihr, was mich am meisten beunruhigt?«, brach Telleridge in Tiers Trauer und Zorn ein. »Wie seid Ihr an den Kaiser geraten? Wisst Ihr, wie lange es dauerte, einen harmlosen Herrscher zu finden? Wie viele ihr Leben gaben, damit ich ihn angemessen formen konnte? Und jetzt versucht er plötzlich, die Macht zu ergreifen. Erst als ich gestern mit Euch sprach, zog ich eine Parallele zwischen dem, was Ihr mit den Sperlingen gemacht habt, und dem, was mit dem Kaiser geschieht.« Telleridge schüttelte den Kopf. »Und was habt Ihr uns übrig gelassen, um an seiner Stelle zu herrschen? Avar ist der Nächste am Thron, aber er ist bereits ein Idiot, ein wohlmeinender Idiot. Und Ihr habt Toarsen verdorben.« Er seufzte theatralisch. »Nicht, dass es für Euch zählen wird, wie viel Ärger Ihr gemacht habt, aber ich dachte, Ihr möchtet heute Abend gern auf der Bühne sein. Ich hebe Euch bis zuletzt auf, damit Ihr sehen könnt, wie Eure kleinen Projekte sterben.«

    Tier starrte schweigend Myrcerias Leiche an.
    »Ach, keine Worte für mich, Barde?«, höhnte der Meister.
    Ja, dachte Tier, es war an der Zeit zu sehen, wie viel Kontrolle er über seine Weisung hatte.
    »Nur Feiglinge foltern Frauen«, sagte er und machte sich nicht einmal die Mühe, dem Stock auszuweichen, der ihn an der Wange traf.
     
    Toarsen rieb sich das Haar mit einem Handtuch trocken, dann ging er den geheimen Weg entlang, der ihn wieder zum Rest des Palasts führen würde. Er war allein, also rief er sich lächelnd noch einmal Avars Gesicht vor Augen, als er ins Schlafzimmer seines Bruders gestürmt war und verlangt hatte, er solle ihn zum Kaiser bringen.
    Überzeugt, dass es nur um eine dumme Wette ging, hatte sein Bruder sich beinahe geweigert. Aber dann hatte er es doch getan.
    Toarsen fand das überraschend. Sein Bruder hatte ihn selten beachtet, nur, wenn er ihm Befehle erteilte.
    Als er bei seiner Ehre geschworen hatte, eine dringende Botschaft für den Kaiser zu haben, hatte Avar einen gequälten Seufzer von sich gegeben, war aufgestanden, hatte sich angezogen und getan, worum Toarsen ihn bat. Auf dem Rückweg zu ihren Gemächern, nachdem sie die Nacht mit Kriegsrat verbracht hatten, hatte Avar ihm den Rücken getätschelt - eine warme, respektvolle Geste, wie er sie Toarsen nie zuvor hatte zuteil werden lassen.
    Der Gang, den Toarsen genommen hatte, führte nicht weit von seinen Gemächern entfernt in einen unwichtigen Lagerraum. Er spähte vorsichtig durch die Tür in den öffentlichen Flur, aber es gab dort niemanden, der ihn sehen konnte, als er aus dem Lagerraum und in seine Gemächer schlüpfte.
    Er zog sich die unbequeme Hofkleidung an und war
schon halb wieder draußen, als er bemerkte, dass ein Pergamentumschlag auf dem Kirschholztischchen neben seinem Bett lag.
    Sein Puls begann schneller zu

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