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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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öffnete ihm die Tür. Im Raum stand ein kunstvoll geschnitzter Wandschirm, der einen Teil des Zimmers verbarg. Vier
Gestalten in schwarzen Gewändern saßen auf goldenen gepolsterten Stühlen, die vor einem fröhlich flackernden Feuer aufgestellt waren, zwei leere Stühle warteten in der Mitte. Telleridge, ebenfalls im schwarzen Gewand, stand vor dem Feuer.
    Er blickte auf, als Tier hereinkam, aber die anderen sahen weiter das Feuer an.
    »Ah, danke, dass Ihr gekommen seid. Baskins, du darfst gehen.«
    Der Diener schloss die Tür und ließ Tier allein mit den Zauberern des Pfads.
    »Kommt und setzt Euch, Barde«, sagte Telleridge in schwer zu deutendem Ton.
    Misstrauisch setzte sich Tier auf die Kante eines der leeren Stühle, und der Meister ließ sich auf dem anderen nieder. Tier hatte den seltsamen Eindruck, dass Telleridges Ruhe nur ein dünner Film über stürmischen Wassern war.
    »Ihr habt uns viel gekostet, mein Freund«, sagte Telleridge. »Was habt Ihr Euch dabei gedacht, uns die Sperlinge abnehmen zu wollen? Dachtet Ihr, wir würden Euch das einfach erlauben?«
    »Ihr fangt nichts mit ihnen an«, erwiderte Tier. »Es gibt ein paar sehr gute junge Männer bei den Sperlingen - und ein paar, die nur eine Verschwendung von Schuhleder sind.«
    »Sie sind nützlich für uns.« Telleridge klang nun ein wenig amüsiert. Tier bemerkte das und nahm sich vor, es sich für einen Zeitpunkt zu merken, wenn er selbst unangenehm herablassend sein wollte. »Und zwar so, wie sie waren. Wir haben eine Disziplinierung angesetzt, die uns die Kontrolle zurückgeben wird, aber ich fürchte, dass es nur wenige dieser Sperlinge bis zum Raubvogel schaffen werden. Ich war besonders aufgeregt, als Ihr den jüngeren Bruder des Sept von Leheigh nahmt. Ich hatte große Hoffnungen in ihn gesetzt.
Und es ist so schade um diesen jungen Musiker, Collarn - die Musik wird uns in diesen Hallen fehlen, wenn ihr beide gegangen seid.«
    »Aha«, sagte Tier und schlug ebenfalls den leicht ironischen Ton an, den der Meister offenbar bevorzugte. »Ich nehme an, das wird ein wenig eher geschehen, als Ihr vorhattet?«
    Hinter dem Wandschirm war ein Geräusch zu hören, aber es war zu schwach, dass Tier es identifizieren konnte.
    »Ich bin darüber nicht glücklicher als Ihr selbst«, sagte Telleridge. Offenbar hatte man den anderen befohlen, sitzen zu bleiben und zu schweigen, denn keiner von ihnen hatte seit Tiers Eintritt etwas Interessanteres getan, als zu atmen. »Eulen sind selten genug, aber diese Eule wird unsere Pläne zerstören. Damit haben wir innerhalb von zwei Jahren gleich zweimal versagt. Wir hatten zuvor nie solche Schwierigkeiten, einen Barden zu beherrschen - ich nehme an, es ist das Talent des Barden, das Ihr benutzt, um die Sperlinge für Euch zu gewinnen?«
    Tier sah ihn stirnrunzelnd an. »Wie könnte das sein? Ihr sagtet doch, Ihr habt meine Weisung unter Kontrolle.« Tatsächlich hatte Tier das benutzt, was Gerant ihm beigebracht hatte, denn er hatte sich ohnehin nie sonderlich auf seine Weisung verlassen - anders als Barden, die bei Reisenden aufgewachsen waren.
    »Ich frage mich, wieso keiner von unseren anderen Barden so etwas getan hat«, erwiderte der Meister.
    Weil sich ein Reisendenbarde wohl kaum um das Leben von einem Haufen Solsenti scheren würde, die hier zu Schurken ausgebildet werden, dachte Tier, aber er schwieg.
    Der Meister wartete höflich, und als Tier nichts sagte, zuckte er die Schultern. »Wie auch immer, ich bin ausgesprochen bedrückt über die anderen Dinge, die Ihr uns ebenfalls gekostet habt.« Er stand auf und ging zum Wandschirm.
»Kommt, Barde. Und vielleicht wird es Euch ebenso leidtun wie mir.«
    Weil er umgeben von fünf Magiern nicht anders konnte, stand Tier langsam auf und folgte dem Meister. Die anderen erhoben sich ebenfalls und gingen schweigend hinter ihm her.
    Eine Frau war nackt an einen Stuhl gebunden, und jemand hatte offenbar auf die altbewährte Weise geprüft, wie gut menschliches Fleisch Messern und anderen Dingen widerstand. Ihr Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit zerschlagen - aber das Haar sagte Tier genug.
    »Myrceria«, sagte er.
    Sie erstarrte, als er sprach, und er erkannte, dass ihre Augen so zugeschwollen waren, dass sie nichts sehen konnte.
    »Myrceria hat mir einiges erzählt«, sagte Telleridge. »Nicht wahr, meine Liebe?« Er tätschelte ihren Kopf, dann holte er einen Dolch heraus und schnitt ihren Knebel durch.
    »Es tut mir leid«, sagte sie und wandte das Gesicht

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