Rabenzauber
das immer, denn ohne ihn hätte es kein Kaiserreich gegeben, was immer sein Sohn Phoran der Erste oder Zweite sagte.«
Toarsen lächelte widerstrebend. Kein Wunder, dass ihr Mann diesen jungen Kaiser mochte, dachte Seraph. Sie waren sich sehr ähnlich.
»Ich hatte vor, Collarn selbst zu warnen«, wandte sich Tier wieder dringlicheren Angelegenheiten zu. »Aber meine Frau wies mich darauf hin, dass diese Disziplinierung unsere beste Gelegenheit ist, sie alle am gleichen Ort zu erwischen. Angeblich soll jeder von ihnen teilnehmen. Sie werden ein wenig Widerstand von den Sperlingen erwarten - zu viele von ihnen
haben angefangen, die Anforderungen des Pfads näher zu betrachten -, aber keinen Angriff von außen.«
»Wann wird es geschehen?«, fragte Phoran
»Irgendwann in den nächsten paar Tagen«, erwiderte Tier.
Phoran schüttelte den Kopf. »Es sind zweihundert - und fünf Zauberer, und der Sept von Gerant und seine Männer sind noch nicht da. Ich habe …«
»Ich habe zwanzig Männer hier«, sagte Avar. »Meine eigenen Leute, nicht die meines Vaters.«
»Und meine Frau sagt, sie kann weitere fünfzig mitbringen - überwiegend mit Messern und ein paar Schwertern bewaffnet«, sagte Tier. »Reisende.«
Misstrauisch fragte Avar: »Warum sollten sich Reisende für diese Dinge interessieren?«
»Weil unser Volk ausstirbt«, antwortete Seraph. »Solange ich mich erinnern kann, haben die Septs versucht, es zu vernichten. Wenn meine Freunde Euch helfen, Phoran - würdet Ihr Ihnen dann ebenfalls behilflich sein?«
Phoran nickte bedächtig. »Ich werde tun, was ich kann. Ich habe nicht die Macht, die ein Kaiser haben sollte, und mich auf die Seite der Reisenden zu stellen, wird mich nicht gerade beliebter machen. Aber ich werde tun, was ich kann.«
»Wird das genügen?«, fragte Avar.
Seraph lächelte. »Der Pfad hat seit jeher Reisende umgebracht. Wir wussten das bisher nur nicht - wenn Phoran uns nicht bitten würde, ihm zu helfen, würden wir den Pfad auch allein angreifen. Aber es ist viel sicherer, auf kaiserlichen Befehl in den Palast einzudringen.«
»Myrceria will versuchen herauszufinden, wann diese Disziplinierung stattfinden soll«, fuhr Tier fort.
»Ich werde es noch eher erfahren«, sagte Toarsen. »Myrceria wird warten müssen, bis ihr jemand davon erzählt - aber ich werde eine Einladung erhalten. Mit Eurer Erlaubnis«, er
warf einen Blick von Tier zu Phoran, als wisse er nicht genau, wessen Erlaubnis er denn nun brauchte, »werde ich auch Kissel Bescheid sagen, falls sie sich doch entschließen, mich als zu disziplinierendes Beispiel zu verwenden.«
»Wie viel Zeit braucht Ihr, um die Reisenden herzubringen?«, fragte Phoran, und sie begannen zu planen.
Seraph lehnte sich zurück und steuerte ihre Informationen bei. Der Kaiser, Avar und Tier hatten offenbar viel Spaß bei der Organisation des Angriffs, und die jüngeren Männer waren beinahe genauso schlimm - bis auf Jes, der sich lieber im Hintergrund hielt.
Es amüsierte Seraph zu sehen, dass der Kaiser, der Sept von Leheigh und sein jüngerer Bruder die Führerschaft allesamt Tier überließen, obwohl sie einen so viel höheren Rang hatten als er - und sie hingen geradezu an seinen Lippen.
16
A m nächsten Morgen war Tier hundemüde, aber mehr in Frieden mit sich und der Welt als seit langer Zeit. Seraph war bei ihm. Nun ja, nicht bei ihm . Sie war gegangen, um bei den Reisenden Diplomatin zu spielen, und das war eine ziemlich seltsame Vorstellung - Tier kannte nur eine einzige Person, die noch undiplomatischer sein konnte als Seraph, und das war seine Schwester Alinath.
»Schützt Euch vor allem in der Mitte«, sagte er einem der Sperlinge. »Vergesst nicht, dass es hier nicht darum geht, wer als Erster blutet, sondern um Leben und Tod. Sorgt dafür, dass Ihr zu den Überlebenden gehört.«
Er ging hinter seinen Leuten her und beobachtete ihre Fußarbeit, als ein Diener ihn am Ärmel packte.
»Telleridge wünscht einen Augenblick Eurer Zeit.«
»Toarsen«, rief Tier. »Kissel. Kümmert Euch um die Übungen. Wenn ich nicht zurückkomme, legt eine Pause ein, wenn alle ihre Hemden nass geschwitzt haben.«
Toarsen trat aus der Reihe und vollzog dabei einen spöttischen militärischen Gruß. Er sah nicht halb so müde aus, wie Tier sich fühlte, und dabei hatte er nicht mehr Schlaf bekommen als der Barde. Tier fühlte sich alt.
Der Diener brachte ihn zu einem der kleineren Zimmer, die als Besprechungsräume der Raubvögel dienten, und
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