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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tally ab. »Sie werden es für uns töten!«
    »Du hast dir wieder die Geschichten deiner Mutter angehört«, sagte Aliven, und die Enttäuschung ließ ihn noch mürrischer klingen als sonst. »Reisende helfen nur sich selbst - was bedeutet, dass sie alles stehlen, was sie erwischen können.«
    Aber er riegelte die Tür dennoch auf und streckte den Kopf heraus. Er würde nicht zulassen, dass jemand getötet wurde, wenn er es verhindern konnte - nicht einmal Reisende.
     
    »Verschwindet, Reisende!«
    Tier blickte von den Spuren eines Kampfs auf, die Lehr entdeckt hatte. Zwei Männer, hatte er gesagt, und beide waren hinter die Töpferwerkstatt geschleppt worden.

    »Dort sind deine Leute«, sagte Tier zu Jes, als er den Mann bemerkte, der aus einem kleinen Haus auf der anderen Seite der Straße blickte.
    »Wir wollen Euch nichts tun«, sagte Tier und hinkte auf den Mann zu. »Mein Sohn sagt, ein Tier habe hier mehrere Menschen getötet.«
    »Verschwindet, Reisende«, sagte der Mann wieder. »Es gibt hier nichts zu holen. Und ich will nicht für Euren Tod verantwortlich sein.« Er zog den Kopf wieder ein und schloss die Tür.
    Lehr und Jes folgten beide Tier. Lehr betrachtete weiterhin forschend den Boden, während Jes sich nervös in der Umgebung umsah.
    »Es stinkt hier nach Angst und Blut«, sagte Jes. »Nach Angst und Blut und etwas, das nicht stimmt.«
    Tier warf seinem ältesten Sohn einen Seitenblick zu. »Bleib zurück, wenn wir ins Haus gehen. Dieser Mann ist schon verängstigt genug. Deine Anwesenheit wird es noch schlimmer machen.«
    Jes erwiderte den Blick, schwieg aber.
    »Es hat keinen Sinn, Papa«, sagte Lehr, ohne aufzuschauen. »Er wird nicht von deiner Seite weichen, wenn er glaubt, du könntest in Gefahr sein. Es kommt nichts dabei heraus, wenn du versuchst, ihn wegzuschicken.«
    »Ich nehme an, dich kann ich ebenso wenig zurückhalten«, murmelte Tier.
    Das bewirkte, dass Lehr nun doch den Kopf hob und seinem Vater zulächelte. »Mutter hat uns beauftragt, auf dich aufzupassen, erinnerst du dich?« Dann erregte ein Schuppen seine Aufmerksamkeit, der ein Stück entfernt von den anderen Gebäuden stand, und er atmete scharf ein. »Dort lauert es«, sagte er. »Dort drüben im Brunnenhaus. Es hat beim Hinein- und Herausgehen Dutzende von Spuren hinterlassen.
Und Jes hat recht, ich kann ebenfalls riechen, dass es besudelt ist. Was immer dieses Ding sein mag - es trägt den Makel des Schattens.«
    Tier sah hin, erspähte aber nur einen schmalen Pfad zwischen kniehohem, vergilbtem Trespengras. »Wisst ihr schon, was es ist?«
    Lehr schüttelte den Kopf. »Nichts, was ich zuvor gejagt hätte.«
    Tier hielt inne und runzelte die Stirn. Er lockerte sein Schwert, damit er es schneller ziehen konnte, falls er es brauchen sollte. »Lehr, behalte diesen Brunnen im Auge, während ich versuche, mit den Leuten zu reden. Deine Mutter würde es uns nie verzeihen, wenn du dich umbringen ließest.«
    Lehr nahm den Bogen von der Schulter und zog die Sehne auf. »Also gut.«
    Tier klopfte an der Tür des grau werdenden Hauses. »Wir sind hier, um zu helfen, wenn wir können«, sagte er und legte so viel magische Überredungskunst in seine Stimme, wie er verantworten konnte. Er würde niemanden zwingen, etwas vollkommen gegen seinen Willen zu tun. »Sagt mir, was hier geschehen ist.«
    Die Tür wurde aufgerissen, und ein unangenehmer Geruch nach schwärenden Wunden und Schweiß drang heraus. Ein drahtiger Mann, so dunkelhaarig wie Tier selbst, spähte nach draußen und blinzelte im hellen Licht: derselbe Mann, der versucht hatte, sie zu verscheuchen. Sein Bart war noch dunkel, aber in seinem Kopfhaar zeigten sich schon viele graue Strähnen. Er hatte schwielige Hände und jene kleinen Narben, die von der Arbeit mit heißem Metall verursacht wurden. Das musste der Schmied sein.
    »Reisender«, zischte der Schmied, »ich weiß, was Leute wie Ihr tun. Ihr spielt mit dem Wetter herum, damit die Bauern Euch anbetteln, es wieder in Ordnung zu bringen. Für Gold
belegt Ihr Dinge mit Flüchen, und für Gold hebt Ihr Flüche auf. Wenn Ihr uns dieses Ding geschickt habt, damit wir zahlen, werde ich Euch eigenhändig umbringen. Wenn nicht, sage ich es noch einmal: Wenn Ihr bleibt, wird es Euch umbringen - obwohl es wahrscheinlich schon zu spät ist, um zu fliehen.«
    »Wir sind nicht diese Art von Reisenden«, sagte Tier freundlich. »Aber ich weiß, dass es mehr als nur einen Clan gibt, der genau das tut, was Ihr sagt. Ich bin

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