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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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neben ihr, während ihr Vater und ihre Brüder ihn beerdigten.
    »Es ist unsere Aufgabe, uns um sie zu kümmern oder zu sterben«, sagte er zu ihr. »Unser Ziel ist es, die Schatten für die Solsenti , die ihnen gegenüber hilflos sind, in Schach zu halten. Vor
uns liegt die Aufgabe eines Raben, und ich bin Rabe, ebenso wie du. Du bist nicht alt genug, und ich bin zu alt, aber wir tun, was wir tun müssen.«
     
    Tier hatte noch nicht lange genug in der Sicherheit des Dorfes gelebt, um leise Geräusche in der Nacht einfach zu ignorieren und weiterzuschlafen. Er hatte gehört, dass Seraph nach draußen geklettert war, wie sie das häufig tat, und danach war er wieder eingeschlafen. Aber nun wachte er erneut auf.
    Er wartete darauf, das Geräusch noch einmal zu hören, und als das geschah, zog er die Hose an und schlüpfte aus dem Fenster in den Garten, wo Seraph hilflos wimmerte, gefangen in einem Albtraum.
     
    Der Mann kam aus dem Clan von Gilarmist dem Fetten und sollte eine Botschaft zu einem anderen Clan bringen. Er hatte mit Seraphs ältester Schwester geliebäugelt und war in der Nacht gestorben. Ihre Schwester starb am nächsten Morgen, ertrank in der Flüssigkeit, die ihre Lunge füllte, ganz gleich, was die anderen dagegen zu tun versuchten.
    Nach vier Tagen waren nur noch Seraph und ihr Bruder Ushireh übrig, um die Toten zu begraben. Ushireh arbeitete, bis er umfiel. Sie hatte solche Angst, er könne ebenfalls tot sein, dass es lange brauchte, bis sie wirklich akzeptierte, dass er nur das Bewusstsein verloren hatte. Sie hatte ihn von den Toten weggezerrt, die sie in der Mitte des Lagers zusammengelegt hatten, dann hatte sie alles verbrannt - Lager und Leichen. Es dauerte Wochen, bis sie wieder genug Magie heraufbeschwören konnte, um ein Feuer zu entzünden.
    Als es ihr schließlich gelang, setzte sich Ushirehs Leiche im Feuer auf, und er drehte den Kopf, bis er den Blick seiner glühenden Augen auf sie richten konnte. Als verfüge er im Tod über die
Magie, um die er sie im Leben so beneidet hatte, verhinderte sein Wille, dass sie sich abwandte.
    »Du hast mich im Stich gelassen«, sagte er. »Du hast deiner Pflicht den Rücken gekehrt. Du kannst nicht ewig davonlaufen, Seraph, Rabe vom Clan von Isolda der Schweigsamen.«
    Sie erwachte mit einem Keuchen und einem Schrei, und jemand zog sie in die Arme und wiegte sie sanft.
    »Ganz ruhig«, sagte Tier. »Es war ein Traum. Du bist in Sicherheit.«
    Sie vergrub den Kopf an seiner Schulter und gab ein ganzes Leben der Selbstbeherrschung auf, um laut zu schluchzen. »Ich kann es einfach nicht«, sagte sie. »Ich will keine Reisende sein. Sie sterben alle, und ich muss sie verbrennen und sie begraben. Ich habe genug von Tod und Pflicht, und ich bin so müde! Ich will … ich will …« Was sie wollte, ging in ihren Schuldgefühlen und dem Bedürfnis, ihre Pflicht zu erfüllen, unter, aber sie fand eine recht gute Vorstellung davon in der Sicherheit von Tiers Armen.
    »Ganz ruhig«, sagte er wieder. »Du musst nicht gehen, wenn du nicht willst.«
    Seine Worte rauschten über sie hinweg, unverständlich gemacht von Trauer und Schuldgefühlen, aber der Klang seiner Stimme tröstete sie.
     
    Aus dem dritten der drei Fenster zum Garten beobachtete Alinath, wie ihr Bruder die Hexe umarmte, die er nach Hause gebracht hatte, und sie ballte die Fäuste, bevor sie sich abwandte.
     
    Als das Schlimmste vorbei war, wandte Seraph sich verlegen ab und wischte sich das Gesicht mit einem Deckenzipfel.
    »Tut mir leid«, murmelte sie. »Es war ein Albtraum.«

    »Ah«, sagte Tier und ließ zu, dass sie sich von ihm löste. »Für mich klang es schlimmer als das.«
    Sie zuckte mit den Achseln, ohne ihn anzusehen. »Mein Vater sagte immer, dass Erinnerungen die schlimmsten Albträume abgeben.«
    »Du brauchst keinen anderen Clan zu finden«, sagte er. »Du kannst hierbleiben.«
    Sie versuchte, ein unwillkürliches Lachen zu unterdrücken. Es wäre unhöflich, die Gastfreundschaft seiner Familie zu kritisieren. »Nein, das kann ich nicht. Danke. Aber nein.«
    »Ich darf jetzt nicht gehen«, erwiderte Tier. »Aber ich fürchte, es wird nicht mehr lange dauern. Mutter beschwert sich und regt sich auf, bis es einem schwerfällt zu glauben, dass sie überhaupt krank ist, aber sie nimmt immer mehr ab, und ihre Hautfarbe ist viel schlimmer geworden. Kannst du noch warten?«
    Seraph rührte sich nicht. Konnte sie damit warten, ihre Pflichten wieder aufzunehmen? O ja. Sie würde für

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