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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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aber mach es gefälligst richtig. Lass den Staub nicht in die Mehlbehälter fliegen.«
    Seraph stand auf und wischte sich den Rock ab; sie hatte es aufgegeben, ihre bequemen Hosen zu tragen, als ihr auffiel, dass die Redernifrauen nur Röcke anzogen.
    »Es ist eine Schande«, sagte sie schließlich, »dass Tier, für
den Höflichkeit wie eine zweite Haut ist, eine so ganz und gar unhöfliche Schwester haben muss.«
    Bevor Alinath mehr tun konnte, als den Mund aufzureißen, hatte Seraph sich schon umgedreht und war durch die Backstubentür ins Haus gegangen. Sie bedauerte ihre Bemerkung, sobald sie sie gemacht hatte. Die Frauen im Clan waren mit ihren Bitten höflicher gewesen als Alinath. Aber sie hätten ohnehin nie Forderungen an einen Raben gestellt.
    Und außerdem kannte Seraph die Solsenti gut genug, um zu wissen, dass Alinaths Unhöflichkeit gegenüber einem Gast eine bewusste Beleidigung darstellte. Besonders, da sie seit der Zurückweisung durch ihren Bruder sehr darauf achtete, in Tiers Gegenwart höflicher zu Seraph zu sein.
    Seraph hatte ihr Bestes getan, Tiers Schwester zu ignorieren. Sie war ein Gast in Alinaths Haus. Sie hatte nichts gegen die Arbeiten, die man ihr auftrug - und es war nicht mehr Arbeit, als alle anderen außer Tiers Mutter leisteten. Und indem Seraph Alinaths Unhöflichkeit ignorierte, ärgerte sie sie mehr, als sie es mit jeder anderen Reaktion hätte erreichen können.
    Es gab aber noch einen zwingenderen Grund, Alinaths Bosheiten nicht zu beachten.
    Seraph bohrte die Fingernägel in das Holz des Besenstiels, als sie mit sorgfältigen, langsamen Bewegungen fegte. Ein Rabe konnte es sich nicht leisten, die Nerven zu verlieren. Sie holte tief Luft, um sich zu beruhigen, und versuchte, sich zusammenzunehmen.
    Die Tür ging auf, und Alinath kam herein. Als sie zu sprechen begann, war ihre Stimme bemüht höflich.
    »Das war tatsächlich nicht nett von mir«, sagte sie. »Ich gebe es zu. Und ich denke, es ist Zeit für ein paar offenere Worte. Mein Bruder hält dich für ein Kind.«
    Seraph starrte sie verblüfft an, den Besen immer noch in ihren Händen. Was hatte Tiers Ansicht mit dieser Sache zu tun?
»Aber ich weiß es besser«, fuhr Alinath fort. »Ich war in deinem Alter schon verheiratet.«
    Und ich habe die Ghule getötet, die meine Lehrerin umgebracht hatten, als ich zehn war, dachte Seraph. Ein Rabe ist nie ein Kind. Aber sie verstand nun, was Alinath meinte.
    »Ich habe Tier gesagt, was du vorhast, aber er will es einfach nicht begreifen«, fuhr Alinath fort. »Eine Frau, die meinen Bruder heiratet, wird diese Bäckerei bekommen.«
    Eine Frau, die deinen Bruder heiratet, wäre den Rest ihres Lebens in Sicherheit, dachte Seraph unwillkürlich und beneidete diese zukünftige Ehefrau aus ganzem Herzen.
    »Aber du wirst ihn nicht bekommen.«
    Seraph zuckte die Achseln. »Und er wird mich nie wollen.«
    Sie fing wieder an zu fegen - und sehnte sich danach, eine alte Wirtin zu sein, die Ghule und Dämonen für Schauergeschichten hielt, mit denen man Kindern Angst machte. Sie beugte sich vor, um den Besen unter den Tisch zurückzulegen, auf dem Tier sein Brot knetete.
    »Wo hast du die her?«
    Alinath stürzte sich auf Seraph. Verblüfft ließ Seraph den Besen fallen, als Alinath die Hand um Tiers Perlenkette klammerte; sie musste ihr wohl aus der Bluse gerutscht sein, als sie sich vorbeugte.
    »Dreckige, diebische Reisende!«, kreischte Alinath und riss wild an der Halskette. »Wo hast du die her?«
    Seraph war schon öfter beschimpft worden, aber sie hatte jetzt schon seit Wochen gegen ihren Zorn angekämpft. Der unwesentliche Schmerz, als Alinath an der Halskette riss, war nichts gegen ihre Empörung darüber, dass diese Solsenti -Frau es überhaupt gewagt hatte, sie anzufassen.
    Sie hörte, wie die Tür zum Verkaufsraum aufging, und erkannte Tiers Stimme, aber alles versank in dem Zorn, der sie erfüllte. Zorn, der genährt wurde vom Tod ihres Clans, von
Ushirehs Tod, von ihren verzweifelten Schuldgefühlen, weil sie überlebt hatte, als alle andern starben, und entfacht von dieser dummen Solsenti -Frau, die drängte und drängte, bis Seraph schließlich genug davon hatte, sich zurückzuhalten.
    Alinath hatte ihr wohl etwas davon angesehen, denn sie ließ die Halskette los und machte zwei Schritte zurück. Die Kette fiel zurück und berührte Seraphs Hals wie der Kuss eines Freundes. Bevor die Welle von Magie sie verließ, gestattete ihr die Wärme von Tiers Geschenk, die

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