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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Türen und Treppen.
    »Warum lasst Ihr Tier vorangehen und folgt, wenn Ihr doch führen soll… äh, könntet? Ihr seid der Kaiser.«
    »Manchmal ist es ermüdend, der Kaiser zu sein«, antwortete Phoran, dann grinste er. »Und in einer Bibliothek von Zauberern ist es zweifellos sicherer, die Raben vorgehen zu lassen.« Er lächelte Ielian zu. »Schon gut. Sie wissen, wer ich bin. Ich muss unter Freunden nicht darauf bestehen, dass das Protokoll eingehalten wird.«
    Die anderen hatten die Haupttreppe erreicht, also folgte Phoran ihnen und ließ Ielian hinter sich. Die Treppe führte nur ein Stockwerk hoch zu einem Raum, der erheblich beeindruckender war als die Eingangshalle. Die Decke, hoch über ihnen, hatte dekorativ angebrachte Oberlichter, die den riesigen Raum beleuchteten.
    In der Bibliothek in Taela - angeblich die größte im Land - befanden sich fünftausend Bände. Phoran schätzte, dass es in diesem Raum zehnmal so viele Bücher gab. An allen Wänden standen volle Regale, und Leitern und schmale Stege bildeten davor ein Spinnennetz, um Zugang zu den Regalen zu bieten. Der Rest des Raums wurde von frei stehenden Bücherschränken eingenommen, die so dicht nebeneinander aufgestellt waren, dass man kaum zwischen ihnen hindurchgehen konnte.
    Nur ein kleiner Bereich nahe der Treppe war anders eingerichtet. Dort gab es mehrere Sitzgruppen, damit die Besucher der Bibliothek sich mit den Büchern auf gepolsterten Bänken und den geschnitzten Sesseln niederlassen konnten.
    Seraph klammerte sich offensichtlich entmutigt an Tier.
    »Sieht aus, als würden wir hier einige Zeit verbringen«, stellte Tier milde amüsiert fest.

    Phoran beugte sich vor, um Gura am Bauch zu kraulen, und er bemerkte, dass sie alle auf dem gebohnerten Boden schlammige Fußspuren hinterließen.
    »Für heute haben wir genug gefunden«, sagte Tier und sah sich um. »Der Stadtplan zeigt, dass sich auf der anderen Seite dieses Gebäudes ein weiteres Stadttor befindet. Ich würde gern ein Lager aufschlagen, solange es noch hell ist.«
    »Warum nicht hierbleiben, wo es trocken ist?«, fragte Ielian.
    »Nein«, sagte Hennea.
    »Nein«, schloss sich auch Lehr an. »Niemand ist je aus dieser leeren Stadt zurückgekehrt, um davon zu erzählen, nicht in all den Jahrhunderten, in denen Colossae hier wartete. Vielleicht liegt das daran, dass keiner die Stadt finden konnte - aber vielleicht auch, weil keiner sie je wieder verließ.«
    »Wir werden vor der Stadt ein Lager aufschlagen«, sagte Tier. »Und deshalb sollten wir lieber jetzt gehen, da es so aussieht, als würden wir eine Weile hierbleiben.«
    Das Universitätstor befand sich genau dort, wo der Stadtplan es versprochen hatte. Nach Lehrs kleiner Ansprache in der Bibliothek war Phoran dankbar, als das Messingtor sich genau wie das Niedrige Tor auf die erste Berührung hin öffnete.
    Am Ende war es nicht schwer, einen Lagerplatz zu finden. Keine Viertelmeile vom Tor entfernt stießen sie auf einen kleinen Teich, der von einem Bach gespeist wurde. Der Boden war frei von spitzen Steinen, und es wuchs genug Gras für die Pferde. Und das Beste war, dass es irgendwann, als sie noch in der Bibliothek gewesen waren, aufgehört hatte zu regnen.
    »Wir richten hier ein dauerhaftes Lager ein«, erklärte Tier zufrieden. »Morgen werden wir ein paar Koppeln bauen, damit wir uns wegen der Pferde keine Gedanken machen müssen. Und einen Unterstand oder zwei, um den Regen von uns fernzuhalten.«

    »Mit Ausnahme von Hennea und mir.« Seraph hatte bereits begonnen, ihr kleines Bergpferd abzuladen. »Wir gehen in die Bibliothek, während ihr das Lager errichtet.«
    »Nicht allein«, stellte Jes fest.
    Seraph wandte sich ihrem ältesten Sohn zu und zog kühl eine Braue hoch, und Phoran war einerseits dankbar, dass die Geste nicht ihm galt; andererseits wünschte er sich, diesen anmaßenden Septs nur ein einziges Mal einen solchen Blick zuwerfen zu können - aber er hatte bis heute nicht lernen können, nur eine einzige Braue hochzuziehen, und fürchtete, das Ergebnis würde einfach nicht das Gleiche sein, wenn er es mit beiden Brauen versuchte. Wahrscheinlich würde er einfach nur verdutzt aussehen.
    »Vergiss nicht, wer und was ich bin, Jes«, sagte Seraph eisig. »Es gibt noch andere Waffen als Schwerter.«
    Tier räusperte sich. »Wir brauchen dich im Lager, Jes. Ich werde dich und Lehr auf die Jagd schicken. Wenn eure Mutter einen Troll töten kann, bin ich sicher, dass sie auch mit einer Bibliothek fertig

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