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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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hier ist, was ich suchte. Vor kurzer Zeit ist hier Rotwild vorbeigekommen. Zeit, mit der Jagd zu beginnen.«
     
    »Sehen wir uns den Rest des Gebäudes an, bevor wir mit diesem Raum anfangen«, schlug Seraph vor und sah sich im Hauptraum der Bibliothek um - zumindest hoffte sie, dass es
sich um den Hauptraum handelte. Sie würden lange genug brauchen, hier alles zu durchsuchen, und sie wollte wirklich nicht noch größere Räume voller Bücher finden. »Zauberer sind Geheimniskrämer. Wenn sie an etwas Neuem arbeiteten, kann das gut in einer unwichtigen Ecke der Bibliothek gewesen sein, entweder unter dem Dach oder im Tiefparterre.«
    Hennea schürzte die Lippen. »Wenn wir etwas über die Weisungen suchen, wird es sich ohnehin nicht in gebundenen Büchern befinden. Sonst wäre es irgendwo in den Bibliotheken der Mermori erwähnt worden. Es werden Pergamentrollen sein, oder von Hand zusammengenähte Notizbücher. Vielleicht in einem Labor oder einem Arbeitsbereich.«
    »Ich bin froh, dass ich kein Solsenti -Zauberer bin«, stellte Seraph fest. »Ich bin einfach nicht der Mensch, endlos Runen zu zeichnen und in einem Labor Zaubertränke zu mischen. Bleiben wir zusammen oder trennen wir uns?«
    »Wir werden nur halb so viel Zeit brauchen, wenn wir uns trennen«, sagte Hennea, dann lächelte sie. »Wenn du allerdings lieber nicht allein sein willst, kann ich selbstverständlich …«
    Seraph schnaubte.
     
    Stunden später war Seraph so enttäuscht, als wäre sie tatsächlich ein Solsenti -Zauberer.
    Sie hatte recht gehabt, was die Art von Orten anging, die den Zauberern gefielen, und die Bereiche der Bibliothek, die ihnen am meisten entsprachen, waren kleine Nischen, die offenbar privaten Studien vorbehalten waren, Laboratorien mit Regalen voller Behälter mit Zauber-Requisiten und einige größere Räume, wo vielleicht zwei oder drei Personen zusammengearbeitet hatten. Sie war durch Meilen von Fluren geschlendert, die sich gleich einem Irrgarten hierhin und dorthin wanden, und unerwartete Treppen hinauf- und hinabgestiegen.
    Alles war so gut erhalten, wie es an dem Tag gewesen sein
musste, als die Zauberer die Stadt verließen. Seraph konnte sich nicht vorstellen, welcher Macht das bedurft hatte.
    »Du warst hier, nicht wahr, Isolda?«, murmelte Seraph leise, als sie durch einen weiteren gewundenen Flur ging. »Ich frage mich, was du gesehen hast und wohin du gingst. Wusstest du, was sie vorhatten, diese großen Zauberer, die den Pirschgänger schufen? Warst du eine von ihnen, oder hast du vergeblich Einspruch erhoben?«
    Sie ließ die Hand über die Flurwand gleiten, bis sie zur nächsten Tür kam. Das Zimmer dahinter war überwiegend leer, obwohl es noch schwach nach einer Art Räucherwerk oder Tabak roch.
    »Ich frage mich, wo der Pirschgänger ist«, sagte sie nachdenklich. »Und wieso weder mein Falke noch mein Adler ihn irgendwo spüren.« Das fiel ihr erst jetzt auf. Ihre Söhne konnten Umschattetes und mit weniger Zuverlässigkeit auch den Schatten selbst spüren, aber sie hatten kein Wort über den Pirschgänger gesagt.
    Am Ende des Zimmers gab es einen kleinen Schreibtisch und einen Stuhl. Jemand hatte zwei Buchstaben in das Holz des Schreibtischs geritzt. Seraph erinnerte sich, wie sie mit Jes und Lehr geschimpft hatte, weil sie zu Hause ihre Initialen in die Fußbodendielen geritzt hatten, als sie etwa in Rinnies Alter waren. Sie lächelte.
    Hier saß ein junger Mensch, dachte sie und strich mit der Hand über den Stuhl, setzte aber nicht ihr Talent zum Lesen der Vergangenheit von Gegenständen ein, denn sie wusste nicht, wie der Konservierungszauber darauf reagieren würde. Das hielt sie jedoch nicht davon ab zu spekulieren. Vielleicht hatte hier ein Schüler gesessen und gearbeitet, und er hatte sein Tafelmesser genommen und seine Initialen eingeschnitzt, um sich eine Art Unsterblichkeit zu verschaffen. Seht, hatte er gesagt, ich war hier. Ich habe mein Zeichen hinterlassen.

    Sie verließ den Raum wieder und schloss leise die Tür.
    »Entschuldige, kann ich dir helfen?«, sagte eine Stimme in der Allgemeinen Sprache, aber mit leichtem Akzent.
    Seraph fuhr auf dem Absatz herum und starrte den jungen Mann an, der im Flur hinter ihr stand.
    Von seiner Kleidung abgesehen, hätte er ein Reisender sein können. Sein Haar war silberblond, und es hing ihm offen bis auf die Schultern. Seine Augen waren von einem sehr hellen Grau, und er schien nur ein paar Jahre älter als Rinnie zu sein. Er trug nichts weiter

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