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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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die Weisungen gestohlen werden, um sie an Edelsteine zu binden.«
     
    Als das Memento Phoran in dieser Nacht zu sich rief, ging Seraph mit dem jungen Kaiser. Sie bat alle anderen, im Lager zurückzubleiben.
    »Wenn es damit einverstanden wäre, dass alle hier sind, würde es Phoran nicht zwingen, zu ihm zu kommen«, sagte sie zuerst zu Jes, dann zu Kissel und Toarsen. »Ich werde dafür sorgen, dass Phoran nichts zustößt - und er wird auf mich aufpassen.«
    »Ich fürchte, Jes wird uns dennoch folgen«, sagte sie zu Phoran, als sie auf den kleinen Hügel zugingen, auf dem er in der Nacht zuvor gewesen war. »Dagegen kann ich nichts tun - aber er wird darauf achten, dass ich ihn nicht sehe, und sich hoffentlich nicht einmischen, wenn das Memento erscheint.«
    Phoran lächelte auf sie hinab. »Wenn ich versucht hätte, Toarsen und Kissel zurückzulassen, würden wir uns jetzt immer noch streiten.«
    »Ja«, stimmte sie zu. »Aber Ihr seid auch nur ein Kaiser, und ich bin ein Rabe.«
    Er hätte nicht sagen können, ob sie das ernst meinte oder nicht. Er nahm eher an, dass es nicht der Fall war.
    Das Memento erschien erneut. Es sagte nichts zu Phoran und schien Seraph überhaupt nicht zu bemerken. Diesmal nährte es sich von Phorans Handgelenk. Der junge Kaiser hatte gehofft, es werde in Seraphs Gegenwart vielleicht erträglicher sein, aber irgendwie fühlte es sich noch schlimmer an. Als ob, dachte er, eine Zeugin dieses Akts die Demütigung und das Gefühl von Missbrauch noch erhöhte. Die Schmerzen waren schrecklich wie immer.

    Als es fertig war, sagte das Memento: »Weil ich dein Blut genommen habe, schulde ich dir eine Antwort. Wähle deine Frage.«
    Phoran kam unsicher auf die Beine und spürte, wie Seraph ihm den Arm um die Mitte legte, um ihn zu stützen.
    Er versuchte sich zu erinnern, was Seraph ihm gesagt hatte. »Der Bann, den die Meister benutzten, um die Weisungen von Reisenden zu stehlen und sie an Edelsteine zu binden, hat drei Teile. Was passiert beim zweiten davon?«
    »Die Meister nehmen den Stein, der bereits an die Weisung gebunden ist, und stecken ihn in den Mund eines Mannes. Dieser Mann ist das Opfer, von dem der Bann seine Macht erhält. Sie schneiden ihm die Kehle durch, und wenn er tot ist, nehmen sie den Stein wieder aus seinem Mund.« Das Memento schwankte, und seine Stimme wurde heiser, als es sich an den Schmerz erinnerte. »Sie nahmen den Stein, noch warm vom letzten Atemzug des toten Mannes, und berührten mich damit. Ich konnte das Ziehen spüren; ich wusste, dass etwas Schlimmes geschehen würde.«
    »Es passiert direkt danach?«, fragte Seraph eindringlich. »Du wusstest es sofort?«
    »Ja«, sagte das Memento, aber es klang jetzt anders als zuvor. Es klang wie ein leidender Mensch.
    »Tier hat seit diesem Nachmittag in der Schänke gewusst, dass es anfing.«
    Phoran glaubte nicht, dass Seraph mit dem Memento sprach, aber es sagte »Ja«, und dann verschwand es.
    »Kommt«, sagte Seraph und löste sich so weit von Phoran, bis sie ihn am Arm hielt und nicht mehr um die Taille. »Ich muss mit Lehr und Tier reden.«
    Phoran war so müde, so erschöpft, und das Lager schien so weit weg zu sein.
    »Kommt«, sagte Seraph sanfter. »Euer Memento hat mir
einen ganz anderen Hinweis gegeben als den, den ich erwartete.«
    »Wie meint Ihr das?« Phoran stapfte müde auf das Lager zu.
    »Ich dachte, ich würde etwas über die Magie erfahren, die sie benutzt haben«, sagte sie. »Und das habe ich auch - allerdings nichts, was ich verwenden könnte. Aber es hat uns vielleicht einen Hinweis auf den Schatten gegeben.«
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als Jes sich ihnen anschloss. Ohne zu fragen, schob er die Schulter unter Phorans Arm.
    »Stützt Euch auf mich«, sagte er.
    Toarsen und Kissel kamen als Nächste.
    »Sie haben auch nicht auf Euch gehört«, flüsterte Phoran Seraph zu.
    Sie lachte. »Zumindest haben sie nicht versucht zu widersprechen.«
    Sie setzten Phoran auf seinem Lager ab, und Seraph deckte ihn so geschickt zu, wie seine Kinderfrau es getan hatte, als er noch jünger gewesen war als Rinnie.
    »So«, sagte sie. »Und jetzt schlaft.«
    Aber er schlief nicht, er schloss nur die Augen und hörte zu.
     
    Seraph rückte ein wenig von Phoran ab und senkte die Stimme. »Lehr, Olbeck war umschattet, als er Rinnie und Phoran angriff.«
    »Stimmt«, antwortete er. »Das sagt Jes jedenfalls. Ich habe dir auch erzählt, dass Akavith erwähnte, Olbeck habe den armen Lukeeth

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