Rabenzauber
Eigenschaften ist ein hervorragendes Gedächtnis. Aber die Eule trägt auch die Musik durch die Generationen - und Musik war immer ein Teil von Tier.
Ihr hattet mehr Fragen.« Seraph schnalzte mit der Zunge und wartete, was ihr noch einfiel. »Falken suchen Spuren und können gut mit Waffen umgehen. Kormorane können das Wetter vorhersagen, und wenn sie ihre Kräfte vorsichtig einsetzen, können sie das Wetter auch beherrschen. Es gibt noch viel mehr Eigenschaften, aber ich kenne sie nicht alle. Einiges ist schon von einer Person zur nächsten anders; diese Dinge werdet ihr selbst herausfinden müssen. Für andere«, sie zuckte die Achseln, »sollten wir irgendwann jemanden finden, der euch unterrichtet.«
»Was ist mit Tante Alinath?«, fragte Rinnie noch einmal.
»Deine Tante ist genau das, als was sie erscheint - eine Solsenti -Bäckerin.«
»Was bedeutet Solsenti ?«, fragte Jes abrupt.
»Dumme Leute«, sagte Rinnie selbstzufrieden. »Besonders Tante Alinath.«
Seraph sagte: »Hör auf zu lachen, Lehr. In der Sprache der Reisenden wird jemanden, der blind oder verkrüppelt ist, als Solsenti bezeichnet, aber überwiegend wird es für Leute gebraucht, die kein Reisendenblut haben. Was wolltest du sonst noch wissen, Rinnie?«
»Jes«, sagte Rinnie.
»Jes ist Hüter.«
»Und Hüter ist am weitesten vom Menschen entfernt«, warf Jes verbittert ein. »Sie nahmen den Geist eines Dämons und banden ihn an ihren Willen. In der Nacht bin ich das hier.« Er stand auf und ließ seinen Umhang fallen, sodass er deutlich in dem magischen Licht zu sehen war, das Rinnie immer noch hielt. Einen Augenblick wirkte er noch so menschlich wie sie alle, aber dann verschwamm seine Gestalt und wurde dunkler. Ein Panther so groß wie Gura stand vor ihnen, die Augen golden und von einem unheimlichen Licht erfüllt.
Es war das Tempo der Verwandlung, das Seraph einschätzen half, ob das, was sie sah, Wirklichkeit oder Illusion war. Diesmal konnte sie ziemlich sicher sein, dass der Panther solide und kein Produkt ihrer Ängste war.
»Der Hüter passt auf den Clan auf«, fuhr sie ruhig fort. »Wenn Gefahr droht, im Wald, in der Dunkelheit, passt er sich an, um uns zu schützen. Keine Magie kann ihn beeinflussen, nur seine eigene. Am Tag - und ich rede nicht nur davon, wenn die Sonne am Himmel steht, sondern von Zeiten der Sicherheit - schläft der Hüter und nimmt einen Teil von Jes mit sich.«
Rinnie gab Lehr das Licht zurück und ging mit weit aufgerissenen Augen um Jes herum. Seraph konnte sehen, wie unwohl ihr Sohn sich unter diesem stetigen Blick fühlte, obwohl er nicht mit der Wimper zuckte - aber sie hatte mehr Zutrauen zu Rinnie als Jes.
»Du bist wunderschön«, sagte ihre Tochter schließlich ehrfürchtig und streckte die Hand aus, um das grauschwarze Fell zu berühren.
Lehr beobachtete die Katze angespannt, dann lachte er. »Was, hast du erwartet, dass wir alle kreischend davonrennen, Jes? Niemand, der in der Nähe von Tante Alinath aufgewachsen ist, würde sich vor einem einfachen Dämon fürchten.«
»Ich kann mich nicht in einen Panther verwandeln?«, fragte Rinnie schmollend und setzte sich neben Jes.
»Nein, nur Jes«, erwiderte Seraph.
Lehr runzelte die Stirn. »Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich nicht so wütend auf dich gewesen, weil du so oft in den Wald gehst«, sagte er zu seinem Bruder. »Ich nehme an, wir werden alle ein paar Tage brauchen, um zu begreifen, was Mutter uns heute Nacht gesagt hat.« Er hielt inne, dann sprach er das Wichtigste aus: »Du solltest eines wissen, Jes: Ich bin froh, dass du mein Bruder bist, bei Tag und bei Nacht.«
»Kriege ich nicht mal Reißzähne?«, fragte Rinnie.
Die Katze stieß ein schnaubendes Lachen aus und verwandelte sich wieder in eine vertrautere Gestalt. »Nein, Rinnie. Keine Reißzähne für dich.« Er streckte die Hand aus und zauste ihr Haar. »Aber mach dir keine Sorgen. Wenn du willst, dass ich jemanden für dich beiße, werde ich das tun.«
Jes hockte sich auf die Fersen, auch wenn er sich nicht genug entspannte, um sich wirklich wieder hinzusetzen. »Papa wollte, dass ich es euch allen sage, aber ich wollte nicht. Ich wollte nicht, dass ihr Angst vor mir habt.«
Seraph sah ihn stirnrunzelnd an. »Das weißt du doch besser«, sagte sie. »Ganz gleich, was sie wirklich denken, sie werden immer ein wenig Angst haben.« Sie wandte sich den anderen zu und erklärte: »Schrecken zu verbreiten ist eine der Begabungen des Hüters. Wenn er will, kann er
Weitere Kostenlose Bücher