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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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früher vom Fallenstellen zurück«, sagte Lehr.
    »Papa?«, fragte Rinnie.
    Ihre Stimme brach durch die Taubheit, die Seraph befallen hatte. Sie konnte sich nicht leisten, in Trauer zu versinken; sie hatte Kinder. Sie machte einen Schritt auf Rinnie zu, aber Jes war bereits dort und zog sie an sich. Er nickte Seraph zu; der Hüter würde über seine Schwester wachen, bis Seraph den Verwalter wegschicken konnte.
    »Wo habt Ihr sie gefunden? Ich würde Tier gern nach Hause holen«, sagte Seraph.
    Der Jäger mied ihren Blick und richtete die Antwort stattdessen an Lehr. »Es war nur noch ein Schädel übrig, und den haben wir begraben«, sagte er. »Schattenmagie sollte man nicht leicht nehmen. Ich werde keinen Jungen und keine Frau dorthin führen. Ein Mann ist bereits gestorben, es muss nicht noch mehr Tote geben.«
    »Ich verstehe«, sagte Lehr über Seraphs lautloses Fauchen hinweg.
    »Du weißt selbstverständlich, dass ich dir eigentlich kündigen müsste.« Der Verwalter wechselte das Thema. »Dein Bruder ist nicht richtig im Kopf, und du bist noch nicht volljährig. Aber es ist zu spät im Jahr, um eine andere Familie auf den Hof zu bringen, und du bist ein kräftiger Junge. Der Sept gibt dir dieses Jahr zur Probe.«

    Lehr senkte den Kopf vor Forder, und Seraph biss sich auf die Zunge. Niemand sonst würde so tief in den Bergen einen Hof bewirtschaften. Wenn der Verwalter sie vertrieb, würde der Sept dabei nichts gewinnen. Aber sie kannte Forder und wusste, wenn sie sich ihm genug widersetzte, würde er sie aus reiner Bosheit wegschicken.
    »Der Sept ist sehr großzügig«, sagte Lehr. »Wir werden unser Bestes tun, um uns dieser Großzügigkeit würdig zu erweisen.«
    »Jäger«, begann Seraph, als sie eine trübe Spiegelung ihrer eigenen leidenschaftlichen Trauer in seinen Augen sah. »Ich danke Euch. Es gibt nur wenige, die den Mut hätten, in die Nähe eines besudelten Orts zu gehen, um einen Toten zu identifizieren. Wissen ist besser, als mit falscher Hoffnung zu warten.«
    Es hätten auch wenige den Verwalter am Abend aus dem Haus geholt, um die Nachrichten so bald wie möglich weiterzugeben. Es war selbstverständlich der Jäger gewesen, der Forder gezwungen hatte, so spät noch hierherzureiten, statt bis zum nächsten Tag zu warten. Dankbarkeit und Trauer brachten Jahre der Gewohnheit wieder hervor, und sie zeichnete ein glühendes magisches Zeichen in die Luft, das kurz zwischen ihnen hing.
    »Euch sei ein Reisendensegen gewährt«, sagte sie. »Euch und Eurem Haus. Ich wünsche Euch und den Euren Glück.«
    Im Dunkeln konnte sie das Weiße von Forders Augen sehen, aber der Jäger war aus festerem Stoff gemacht, wie es sich für einen Mann gehörte, der sich an umschattete Orte wagte.
    »Und ich Euch«, sagte er mit knappem Nicken, dann stieg er wieder aufs Pferd.
    Sobald der Jäger den Fuß im Steigbügel hatte, setzte Forder sein eigenes Pferd in Bewegung. Dann waren sie weg, in der Nacht verschwunden, und nur noch ihre Hufgeräusche verharrten für eine Weile in der Luft.

    Seraph drängte ihre Kinder ins Haus und entzündete das Feuer mit einer knappen Geste. Irgendwo im Hinterkopf bemerkte sie, wie schnell sie den Umhang einer guten Frau aus Redern abgeworfen hatte, den sie seit ihrer Heirat mit Tier getragen hatte, aber dann schob sie den Gedanken zusammen mit ihrer Trauer weg, um sich dem dringlicheren Problem ihrer Kinder zuzuwenden.
    Der Hüter lauerte im Raum wie ein ruheloser Geist und fügte der Mischung aus Schock und Trauer auch noch Angst hinzu. Rinnie klammerte sich an ihn und schluchzte herzzerreißend. Lehr war blass, hielt jedoch immer noch die äußerliche Ruhe aufrecht, die er für den Verwalter an den Tag gelegt hatte. Die Knöchel seiner Hände aber, in denen er die Reste von Tiers Zaumzeug hielt, waren weiß.
    Tier hätte gewusst, wie man ihnen ihre Trauer erleichterte. Ihm wäre etwas Weises und Tröstliches eingefallen. Er hätte Rinnie im Arm gehalten, bis sie einschlief. Dann hätte er mit seinen Söhnen gesprochen, bis sich ein Pflaster des Trosts zwischen ihnen und ihrer Trauer befand.
    Seraph hätte am liebsten geschrien und getobt, bis sie zu müde war, irgendetwas zu empfinden.
    »Es gab nichts«, sagte sie schließlich, »was Tier mehr liebte als euch drei.«
    Lehr wurde blass, und sie ging zu ihm und umarmte ihn fest. Sie wusste, dass sie das Richtige getan hatte, als er die Arme um sie schlang und sie hochhob, sodass er die Stirn an ihre Halsbeuge drücken

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