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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Pferde oder Wild in Panik versetzen. Aber Menschen werden schon durch seine Anwesenheit nervös. Es geht nicht darum, dass ihr Angst vor ihm habt - er löst eure anderen Ängste aus.«
    Seraph lächelte, als ihr plötzlich etwas einfiel. »Mein ältester Bruder war Hüter«, sagte sie. »Er hatte einen ausgeprägten Sinn für Humor. Er verfolgte Leute im Wald. Sie kamen schreckensbleich in unser Lager und versuchten, sich nichts anmerken zu lassen, weil es schließlich nichts gegeben hatte, wovor sie Angst haben mussten. Mein Großvater hat ihn immer
ausgeschimpft.« Bei der Erinnerung daran, wie der gebeugte alte Mann ihrem so großen und wilden Bruder mit dem Finger drohte, schüttelte sie lachend den Kopf. Ihr Bruder hätte den alten Mann mit einem einzigen Schlag niederschmettern können, aber stattdessen ließ er die Standpauke mit gesenktem Kopf über sich ergehen - und ein paar Wochen später kam ein anderer verängstigter Wanderer in ihr Lager.
    »Deshalb ist Olbeck weggerannt«, sagte Rinnie. »Jes hat ihn so verängstigt.«
    Seraph nickte. »Wenn es nur der Schrecken war, wird er sich zwar erinnern, dass er davongerannt ist, aber nicht, wovor er sich fürchtete. Das wird ihn wütend machen. Er wird versuchen, dich zu bestrafen, Jes. Pass auf dich auf.«
    »Mutter«, sagte Lehr. »Warum erzählst du uns jetzt von den Weisungen?«
    »Wegen des Priesters, den der neue Sept aus Taela mitgebracht hat«, sagte Seraph.
    »Ich mag ihn nicht«, stellte Jes sofort fest.
    »Bist du ihm schon begegnet?«, fragte Seraph überrascht; Jes ging nur sehr selten ins Dorf.
    »Ich habe ihn gesehen, als er in der Jagdgesellschaft des neuen Sept ritt«, antwortete er. »Ich kann ihn nicht leiden.«
    »Gut«, sagte sie. »Ich möchte, dass ihr ihm alle möglichst aus dem Weg geht. Er hat etwas … Seltsames an sich.«
    »Was?«, fragte Lehr, der plötzlich grinste. »Verwandelt er sich in einen Panther oder kann er Licht aus dem Nichts heraufbeschwören?«
    Sie erwiderte das Lächeln, doch sie schüttelte den Kopf. »Er beunruhigt mich.« Sie erklärte, was der Priester ihr von seinem Glauben erzählt hatte.
    Als sie fertig war, schüttelte Lehr den Kopf. »Du meinst, ein ganzer Haufen Solsenti - wahrscheinlich Solsenti -Zauberer, wenn man von der Magie ausgeht, die sie wirken, um ihren
Tempel zu beleuchten - hat eine Religion ins Leben gerufen, die auf den Weisungen der Reisenden beruht?«
    Sie nickte. »Ich dachte, ihr solltet die Wahrheit über das wissen, was ihr seid, bevor es ihm gelingt, euch irgendwo in die Enge zu treiben und euch das Durcheinander in den Kopf zu setzen, das er und seine Religion gebracht haben.« Sie zögerte. »Ich hätte es euch früher sagen sollen - und es gibt noch eine andere Sache. Ich habe mir deshalb zuvor nie Gedanken gemacht, weil Reisende nicht auf die gleiche Weise an Schicksal glauben, wie es die Leute hier tun.« Und weil Tier ihr immer das Gefühl gegeben hatte, dass ihnen nichts Böses zustoßen könnte. »Seit Generationen gibt es immer mehr Weisungen in den Reisendenclans. Aber aus einer Ehe zwischen einer Reisenden und einem Solsenti mit einer Weisung, dem ersten Solsenti mit einer Weisung, von dem ich je gehört habe, kommen gleich drei Kinder, denen ebenfalls Weisungen zuteil wurden? Mein Großvater pflegte zu sagen: ›Wenn große Begabungen gegeben werden, droht großes Übel.‹ Ich will, dass ihr alle vorsichtig seid.«
    Jes kam mit einer geschmeidigen Bewegung auf die Beine, seine Aufmerksamkeit auf das Haus gerichtet. »Mutter, jemand reitet gerade auf den Hof.«

5
    S elbst vom Hügel oberhalb des Hauses aus konnte Seraph nur vage Schatten von Pferden und Männern nahe der Veranda erkennen, aber Jes sagte: »Es sind der Verwalter und ein Mann in Farben des Sept - oh, er . Ich glaube, es ist der Jäger des Sept, Mutter.«
    »Nun«, erwiderte sie einen Augenblick später, »dann sehen wir mal nach, was sie wollen.« Sie führte ihre Kinder aus dem Wald heraus auf den Weg, der vom Feld zu ihrem Haus führte.
    Gura bellte zur Begrüßung, als sie näher kamen. Wie Seraph bald klar wurde, war es der Hund, der bisher verhindert hatte, dass sich die Männer dem Haus weiter näherten. Nun, da sie dichter herangekommen war, sah sie den charakteristischen Zopf des Verwalters, den er trug, um die kahle Stelle oben auf seinem Kopf zu verbergen.
    »Hallo, Forder«, sagte sie. »Willkommen.«
    Beim Klang ihrer Stimme wurde Gura ruhig; er hatte seine Aufgabe erledigt.
    »Seraph

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