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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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beleidigt.
    Erst als ich nach unten sah, merkte ich, dass ich eine ausgewachsene Erektion hatte, die gegen meinen Papierkittel drückte. Aber nicht nur das: An der Stelle, wo die Spitze das dünne Papier anhob, war auch ein nasser, immer noch größer werdender Fleck zu sehen.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich und drehte mich zur Seite.
    Aleeda spürte, wie peinlich mir diese Situation war. Sie legte mir eine Hand auf den Rücken und sagte: »Ist schon gut. So etwas kommt vor. Wie schön, dass Sie in Ihrem Alter noch zu so etwas fähig sind.«
    »Vielleicht sollten Sie mich nicht anfassen«, sagte ich. »Ich meine, Männer in meinem Alter werden normalerweise nicht von so schönen Frauen wie Ihnen angefasst.«
    Sie grinste und zog die Hand zurück.
    »Der Doktor ist in einer Minute bei Ihnen«, sagte sie und ging hinaus.
    Ich versuchte eine Weile meine Erektion wegzudenken, aber mein Penis blieb steif, als wäre das sein Normalzustand.
     
     
    Dr. Tremain war ein kleiner, gedrungener Weißer, der physische und emotionale Stärke ausstrahlte. Er war fast kahlköpfig, hatte nur an den Seiten noch graues Haar und trug eine Nickelbrille.
    »Ist das eine Pistole da unter Ihrem Nachthemd?«, fragte er.
    »Ich kann Ihnen das nicht erklären, Herr Doktor«, sagte ich. »Aleeda hat sich meine Hand angesehen, und er salutierte wie ein Soldat.«
    »Wie alt sind Sie jetzt, Cordell?«
    »Fünfundvierzig.«
    »Dann kann ich Sie als geheilt entlassen.«
    »Meine Hand ist sogar noch größer.«
    Dr. Tremain studierte meine geschwollene Pfote, drückte hier und da und fragte mich, was ich fühlte.
    »Gebrochen ist nichts«, sagte er nach einer Weile.
    »Sollten Sie die Hand nicht besser röntgen?«
    »Nein. Nur das Gewebe ist betroffen. Tut es weh?«
    »Hin und wieder pocht es«, sagte ich. Meine Erektion ließ nicht nach.
    »Ich gebe Ihnen ein paar Schmerztabletten und eine entzündungshemmende Salbe mit. Sollte die Schwellung bis nächste Woche nicht zurückgehen, kommen Sie wieder.«
    Er sah zu meinem sturen Schwanz hinunter und lachte. »Und verstecken Sie das Ding da«, sagte er. »Ich komme mir ja vor wie ein alter Mann.«
     
     
    Ich ging zu Fuß nach Hause . Es dauerte zwei Stunden.
    Irgendwann unterwegs ließ meine Erektion nach. Ich war zwar immer noch erregt und mein Schwanz größer als sonst, aber wenigstens drückte er mir nicht mehr gegen die Hose. In der Gourmet Garage an der Seventh Avenue kaufte ich mir ein Rib-Eye-Steak und Rosenkohl.
    Es herrschten über dreißig Grad, und als ich endlich nach Hause kam, war ich todmüde. Ich briet das Steak, zerteilte die Kohlröschen und dünstete sie in Butter. Nach dem Essen trank ich zwei Gläser Cognac, und da fiel mir die Sisypha-Sage wieder ein.

 
    Sisyphas Freundin Yvette kam , um Mel zu befreien. Sie war eine zierliche, züchtige weiße Frau, die Mels Hilflosigkeit ganz verlegen machte. Sie sagte kein Wort, band ihn nur los und ging wieder.
    Mel schaltete alle Lichter aus, setzte sich ans Fenster und betrachtete den halbvollen Mond. Als der Morgen dämmerte, nahm er seine Aktentasche und stolperte zur Tür.
    Danach sah man ihn bei der Arbeit und später zu Hause, wie er erneut den zunehmenden Mond anstarrte. Dann war er wieder bei der Arbeit, später zu Hause.
    Als er am Morgen darauf zur Tür hinausgehen wollte, klingelte das Telefon. Er blieb stehen, ging aber nicht ran. Es klingelte ein Dutzend Mal und hörte schließlich auf. Mel stand da, starrte das Telefon an, und schon fing es wieder an zu klingeln. Immer noch stand er regungslos da und ging nicht ran.
    Als es das vierte Mal zu klingeln begann, glaubte ich, verrückt zu werden vor Spannung.
    Dieses Mal nahm Mel den Hörer ab, sagte aber nichts. Vielleicht dreißig Sekunden hielt er den Hörer an sein Ohr. Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
    Dann war Sisyphas kehlige Stimme zu hören.
    »Ich weiß, dass du es bist«, sagte sie. »Ich weiß, dass du jetzt zur Arbeit musst. Geh schon. Aber komm hinterher gleich nach Hause, dusche und warte. Ich schicke dir jemanden. Tu alles, was er dir sagt.«
    Der Film zeigte Mel wieder an seinem Arbeitsplatz. Eine Frau in einem rosafarbenen Kleid kam und setzte sich auf seinen Besucherstuhl. Sie fragte ihn, ob etwas nicht in Ordnung sei, und er sagte in überraschend normalem Ton: »Nein, Angela. Wie kommst du darauf?«
    »Du redest kein Wort und trägst schon seit vier Tagen dieselben Sachen«, sagte sie. »Sie sind verknittert und… ein bisschen

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