Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
Vom Netzwerk:
Kuss und überließ es Sisypha, mir zu helfen.
    »Ich habe das Gefühl, mein Kopf ist voller Watte«, sagte ich.
    »Das ist der Beginn der vierten Phase«, erklärte Sisypha mir. »In einer Stunde bist du bewusstlos.«
    »Sollte ich mich entschuldigen?«, fragte ich.
    »Wofür?«
    »Dafür, wie ich mich in ihrer Liebe verloren habe.« Das klang wie ein schlechter Song aus den Siebzigern.
    »Willst du Celia?«, fragte sie.
    »Ich habe ihre Milch getrunken«, sagte ich.
    »Was für ein Gefühl war das?«
    »Wie bei der Mutter, die ich nie hatte«, sagte ich, ohne zu denken.
    Sisypha war wieder in Rot gekleidet. Sie nahm meine Arme und zog mich, bis wir voreinander auf dem Boden knieten.
    »Wir haben nicht lange Zeit«, sagte sie. »Also hör mir zu und sag mir, ob du willst.«
    »Ob ich was will?«
    »Es hat mit deiner Freundin zu tun.«
    »Was ist mit ihr?«
    »Mein Bruder hat mich vergewaltigt, als ich elf war«, sagte sie. »Er sollte mich beschützen, tat es aber nicht, und als du mir von Joelle erzähltest, wurde mir klar, dass du sie beschützt, egal wie sehr sie dir wehtut.«
    Ich spürte, wie sich die Wirkung der vierten Droge anbahnte, Sisyphas Worte berührten mich aber dennoch.
    »Das tut mir so leid«, sagte ich. »Die Sache mit deinem Bruder, meine ich.«
    »Es ist vorbei«, sagte sie. »Er existiert für mich nicht mehr, er und auch der Rest der Familie nicht. Aber als wir uns draußen auf der Straße unterhielten, hatte ich die Idee, dass du etwas für mich und ich vielleicht auch etwas für dich tun könnte.«
    »Was könnte ich schon für jemanden wie dich tun?«, sagte ich. »Ich bin ein Nichts.«
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Als Stan mich wollte, hast du ihn nicht gelassen. Du hast dich ihm entgegengestellt, obwohl du wusstest, dass er dich windelweich prügeln konnte.«
    »Die Pille«, sagte ich.
    »Das war nicht alles«, sagte Sisypha. »Meine Frage ist: Willst du mein Bruder sein, Cordell?«
    Sie sah mich durchdringend an. Nichts von mir vermochte diesem Blick auszuweichen.
    »Was bedeutet das?«
    »Dass du mich lieben und beschützen und an meinem Geburtstag anrufen wirst. Es bedeutet, dass du mich aus der Gosse ziehst, wenn ich darin lande, und dass wir nie, nie miteinander schlafen werden.«
    »Ja«, sagte ich mit einem kurzen Nicken.
    »Verstehst du, was ich gesagt habe?«
    »Aber sicher…. Sis.«
    Sie nahm mich in den Arm, und ich fragte mich, wie all das so geschehen konnte. Gleichzeitig begriff ich, dass das, was sie mir vorschlug, auch immer mein Wunsch gewesen war. Irgendwie war mir die wahre Liebe verweigert worden. Sex hatte es gegeben, ja. Ich hatte Freunde, Geliebte und Menschen, die vorgaben, mir verbunden zu sein, eine Schwester aber, die mich als ihren Bruder wollte, hatte ich nie gehabt. Niemals hatte es eine Frau gegeben, die mich wirklich glücklich sehen wollte.
    »Heißt das, dass du mich liebst?«, fragte ich.
    »Liebe bedeutet nichts, Cordell. Ich werde der Baum in deinem Garten sein«, sagte sie. »Der alte Pullover, den du jeden Herbst wieder hervorholst. Ich werde immer für dich da sein, genau wie du für mich.«
    Die Erschöpfung übermannte mich. Ich wollte bei Brenda Landfall, bei Sisypha Seaman bleiben, aber ich konnte nicht einmal mehr gerade stehen.
    Zuletzt gab sie mir einen Kuss auf meine verletzte Hand und brachte mich zum Ausgang.
     
     
    Wan fuhr mich nach Hause. Als er mich aussteigen ließ, gab er mir eine braune Papiertüte und sagte: »Das gehört Ihnen.«
    Ich wankte zur Tür und die Treppen hinauf. Ich erinnere mich nicht, aufgeschlossen zu haben, muss es aber wohl getan haben. Ich erinnere mich auch nicht, ins Bett gegangen zu sein, aber da wachte ich auf, komplett angezogen.
    Als ich die Augen öffnete, dachte ich an Sisypha und ihr Versprechen schwesterlicher Liebe.
    Meinte sie ernst, was sie sagte? Und warum war ich wach? Es schien noch früh, und ich war erst kurz vor fünf nach Hause gekommen.
    Ich fühlte mich erholt, absolut nicht verkatert oder ausgelaugt.
    Mein Leben hatte sich völlig verändert.
    Ich musste Johnny Fry nicht mehr töten. Ich war nicht mehr wütend auf Jo, weil sie ihn brauchte, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Sie konnte mich nicht um all das bitten, was er ungefragt mit ihr machte. Sie hatte keine Wahl, was immer Cynthia sagen mochte.
    Und mir, mir war heute Nacht die Liebe geschenkt worden, die ich brauchte.
    Celias Liebe würde ausreichen, mich für eine Weile aufrecht zu halten – das fühlte

Weitere Kostenlose Bücher