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Rache an Johnny Fry

Rache an Johnny Fry

Titel: Rache an Johnny Fry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Mosley
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ich. Ich wusste nicht, ob mich meine Mutter gestillt hatte oder nicht, aber ich wusste, dass ich nie von der Liebe einer Mutter hatte zehren können. Die hatte erst Celia mir gegeben.
    Sie hatte Sisypha gefragt, ob ich frei sei, weil sie mich wollte. Vielleicht gehörte das mit zum Spiel – bislang hatte ein solches Spiel noch niemand mit mir gespielt.
    Da klopfte es an meiner Tür.
    Es schien nicht das erste Klopfen zu sein. Vielleicht war ich davon wach geworden.
    Ich musste mich nicht erst anziehen, und so ging ich schnurstracks zur Tür. Ich sah Wans Tüte in einer Ecke im Flur stehen.
    »Wer ist da?«
    »Polizei.«
    Konnten sie von meinem Kampf mit Stan Stillman erfahren haben? Hatte ich gegen irgendein Gesetz verstoßen?
    Ich öffnete die Tür. Draußen standen fünf Männer, zwei in Anzügen, die anderen in Uniform.
    »Cordell Carmel?«, fragte ein Mann in einem grauen Anzug.
    »Ja.«
    Er hielt mir seinen Dienstausweis vor die Nase. Ich nickte.
    »Was gibt es, Officer?«
    »Haben Sie in der letzten Nacht etwas Ungewöhnliches gehört?«, fragte der Grauhaarige. Er war groß, hatte breite Schultern und einen dicken Bauch.
    »Nein, Sir. Ich bin aber auch erst gegen halb fünf nach Hause gekommen.«
    »Und Sie haben nichts gehört?«
    »Nein.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Ich wusste, die Bullen wollten etwas von mir, das Schweigen sollte mich verunsichern. Ich wusste allerdings nicht, weswegen ich nervös werden sollte.
    »Ihre Nachbarin wurde heute Morgen zwischen fünf und sechs ermordet.«
    »Martine ist tot?«
    »Sasha Bennett«, sagte der Beamte. Er hatte sich beim Rasieren geschnitten und roch nach einem süßlichen Aftershave.
    »Sasha? Was ist mit Sasha?«
    »Haben Sie gestern Abend oder heute Nacht mit ihr gesprochen?«
    »Nein.«
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr geredet?«
    »Vor zwei, drei Tagen«, sagte ich.
    »Und worüber?«
    »Es war spät. Ich bin zu ihr hochgegangen und über Nacht geblieben.«
    »War sie Ihre Freundin?«
    »Nein. Nein. Es war das einzige Mal. Ich dachte darüber nach, mich von meiner Freundin zu trennen, und Sasha sagte, ich könne jederzeit zu ihr kommen.«
    »Waren Sie gestern auch bei ihr?«
    »Nein.«
    »Haben Sie gestern mit ihr gesprochen?«
    Ich war ein schwarzer Mann. Die Polizisten waren weiß. Sasha Bennett war weiß. Vor ein paar Tagen hatte ich eine weiße Frau gevögelt, und jetzt war sie tot und die Polizei fühlte mir auf den Zahn.
    »Nein«, sagte ich. »Seit jener Nacht habe ich nicht mehr mit ihr gesprochen.«
    »Können wir hereinkommen?«
    »Warum?«
    »Um uns umzusehen.« Der Bulle hatte grau meliertes Haar, war zehn Jahre älter als ich und versuchte lässig zu klingen.
    »Sagen Sie mir, wonach Sie suchen, und ich überlege es mir.«
    »Wir könnten ohne Weiteres einen Durchsuchungsbefehl bekommen«, sagte er.
    »Okay, tun Sie das«, sagte ich und griff nach der Tür, um sie zu schließen.
    »Wir wollen uns nur das Fenster zur Feuertreppe ansehen«, sagte er hastig.
    »Zwei Mann.«
    Er hob die Hände zu einer bittenden Geste. »Kommen Sie«, sagte er, »Sie wollen die Leute doch nicht hier draußen stehen lassen.«
    »Zwei Mann«, sagte ich. »Mehr will ich nicht in meiner Wohnung.«
    Schließlich kamen der Mann im Anzug und ein junger Uniformierter herein. Sie marschierten zum Fenster, das auf die Feuertreppe ging. Ich hätte ihnen vorher sagen können, dass es mit Farbe verklebt war und sich nicht öffnen ließ. Der Uniformierte untersuchte es sorgfältig und sah auf die Feuertreppe hinaus, als suchte er nach etwas. Ich weiß nicht, wonach.
    »Sasha Bennett ist tot, und da ist auch ein toter junger Mann«, sagte der Graue.
    »Ein Weißer?«, fragte ich. »Mit großen Lippen?«
    »Ja. Kennen Sie ihn?«
    »Könnte ihr Bruder sein. Er war letzte Woche zu Besuch hier, aber sie sagte, er sei zurück nach Kalifornien gefahren.«
    »Können Sie sich einen Grund vorstellen, warum er sie töten wollte?«
    »Auf die Schnelle nicht«, sagte ich.
    Plötzlich wurde mir bewusst, was da oben passiert war. Sasha war tot. Ich lief zur Toilette und kotzte aus, was vom Brot und den Schweinekoteletts der letzten Nacht noch übrig war.
    Die Polizisten sahen zu, wie ich mir das Gesicht wusch.
    »Wann haben Sie Sasha Bennett zuletzt gesehen?«, fragte der Graue.
    »Vor zwei, drei Tagen, ich weiß es nicht genau.«
    »Haben Sie gestern Abend oder heute Nacht mit ihr gesprochen?«
    Ich drehte mich um und sah ihn an. Mein Magen krampfte sich zusammen, und ich

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