Rache@
âSorry, aber das Schicksal hat es nicht gewollt. Tut mir echt leid.â
Na ja, ob sich Marcel damit zufrieden geben würde, war mehr als fraglich. Aber für einen Moment fand sich Ben richtig klasse. Leider nur für einen klitzekleinen Augenblick.
âHallo Ben. Schön dich zu sehen.â
âIch ... ich habe Sie gesucht.â Ben war total verdattert, als Justus Brandt plötzlich neben ihm stand.
Justus Brandt grinste. Ben musste an Frau Teubert denken, die grinste echt genauso. Und das schlechte Gewissen überrollte ihn schon wieder wie eine Welle â wie eine Flutwelle!
âDann hast du mich ja jetzt gefunden.â
âJa, hab ichâ, sagte Ben mit belegter Stimme.
âUnd was kann ich für dich tun?â
âKönnen wir in Ihr Zimmer gehen? Geht das?â
âGute Idee. Da wollte ich sowieso gerade hin.â Er zwinkerte Ben zu.
Sie liefen schweigend nebeneinander den langen Gang hinunter. Jeder Schüler, den sie unterwegs trafen, grüÃte freundlich. Ein paar Jungs aus der Oberstufe nannten ihn sogar beim Vornamen. âHi, Justus, alles geschmeidig?â, oder âJustus, grüà dich, altes Haus!â, und der Sozialpädagoge erwiderte darauf stets etwas Lockeres. Justus Brandt war wirklich sehr beliebt bei den Schülern. Und diese Tatsache bereitete Ben nur noch mehr Magengrummeln und Gummiknie.
Justus Brandt schloss die Tür auf und ging in sein Zimmer. Ben folgte ihm. Als er eintrat, musste er plötzlich an das letzte Mal denken, als er in diesem Zimmer gehockt hatte. So lange war das noch gar nicht her. Doch Ben kam es vor, als wenn inzwischen Jahre vergangen wären. Damals wollte er auch unbedingt mit dem Sozialpädagogen reden. Aber um die Wahrheit zu sagen. Nicht um zu lügen. Und schon gar nicht, um ihn in eine Falle zu locken.
Die beiden nahmen Platz â Justus Brandt auf seinem Stuhl hinter dem Schreibtisch â Ben auf dem Stuhl davor.
âSo, dann schieà mal los. Was hast du auf dem Herzen?â Justus Brandt nickte Ben aufmunternd zu.
âEs geht um eine tolle Aktion, die ich Ihnen gerne vorschlagen möchte. In einer alten Lagerhalle im Gewerbegebiet Junkershof habe ich ganz viel Material für die Kunst-aus-Schrott-AG entdeckt. Ich hatte neulich durch Zufall erfahren, dass die ganz dringend Material suchen.â Die Lügen gingen Ben erstaunlicherweise ganz leicht über die Lippen. Total locker. Ohne eine Spur von Unsicherheit. Kein Anzeichen von Schamesröte in seinem Gesicht. Wahrscheinlich lag es daran, dass er in seinen Gedanken, dieses Gespräch schon so oft geführt hatte, dass er inzwischen schon selbst daran glaubte. AuÃerdem hatte ihm Marcel ganz genau eingetrichtert, was und wie er es zu sagen hatte.
âKlasse. Nur warum erzählst du mir das? Die AG leitet doch Herr Seidel, soweit ich informiert bin, oder?â, erwiderte Justus Brandt erstaunt.
âJa, das stimmt. Aber es geht gar nicht so sehr um das Material, sondern um die gute Aktion. Ich möchte ein Zeichen setzen. Mich bei Herrn Seidel noch mal richtig entschuldigen und auch dafür bedanken, dass er mir anscheinend nichts nachträgt.â
âBenâ, fiel Justus Brandt ihm ins Wort. âDas finde ich echt super von dir. Erzähl weiter.â
âAlso, ich habe schon mit dem Besitzer der Lagerhalle gesprochen, und der wäre froh, wenn er das alte Zeug loswerden würde. Er hat die Halle nämlich wieder vermietet und muss sie demnächst räumen.â
âKlingt doch gutâ, fand Justus Brandt.
âStimmt. Nur die Sache hat einen Haken. Ich ... ich ...â
âNa komm schon, spuckâs aus!â Justus Brandt nickte ihm erneut aufmunternd zu.
âJemand von der Schule müsste sich mit dem Besitzer in Verbindung setzen. Am besten vor Ort treffen. Er will es gerne für einen guten Zweck hergeben. Auch ohne Bezahlung. Von einem Schrotthändler würde er nämlich noch ein paar Euros bekommen. Nun bin ich aber kein Lehrer oder so und kann dem ja âne Menge erzählen ...â
âVerstehe. Der möchte sichergehen, dass das alte Material auch wirklich für die Schule verwendet wird. Und nicht hinterher irgendwo herumfliegt oder so.â
Ben nickte mit dem ganzen Oberkörper.
âGenau das hat er gesagt.â Ben war sichtlich erleichtert, wie einfach Justus Brandt es ihm machte.
âUnd jetzt traust du dich nicht, Herrn Seidel
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