Rache@
wäre doch eigentlich die beste Lösung, oder?â
Ben schüttelte vehement den Kopf. âNein, das wäre die schlechteste Lösung. Dann würde Marcel noch mehr Ãrger bekommen. Das will ich absolut nicht. Marcel braucht keinen Ãrger mit der Polizei, sondern Hilfe. Der hat sich total verrannt.â
Wieder schwiegen sie einen Moment lang. Susanna betrachtete Ben von der Seite und fing dann erneut an zu fragen.
âUnd warum verständigen wir dann nicht wenigstens seine Mutter? Das würde doch Sinn machen.â
âDas werde ich auch tun. Nachdem ich Justus Brandt gewarnt habe. Aber im Moment weià ich sowieso nicht, wie ich sie erreichen kann. Die sind doch umgezogen.â
Susanna hielt ihm im Gehen das Handy hin.
âVersuchs doch mal mit der Auskunftâ, schlug sie vor.
âDas hab ich schon mal probiert. Die ist nicht eingetragenâ, erklärte Ben und beschleunigte seinen Schritt.
Wieder schwieg Susanna für einen Moment, ehe sie die nächste Frage stellte. âHast du die Waffe gesehen? War die wirklich echt?â Ihrer Stimme war deutlich anzuhören, wie angestrengt sie an diesen Worten gefeilt hatte, um sie dann fast flüsternd auszusprechen.
âDie war echt. Aber es handelt sich nur um eine Schreckschusspistole. Hat Marcel jedenfalls gesagt. Trotzdem habe ich ein mieses Gefühl bei der Sache. Justus Brandt muss wissen, dass Marcel nicht nur mit einem lächerlichen Eimer Wasser auf ihn wartet.
Susanna nickte zustimmend. âDa gebe ich dir recht!â
âWie spät ist es eigentlich?â, wollte Ben wissen. Natürlich hätte er auch auf sein Handy schauen können, aber er hatte das Gefühl, er müsste unbedingt etwas sagen. Und die Frage nach der Uhrzeit erschien ihm im Moment am einfachsten.
Susanna schaute auf das Display ihres Handys, das sie noch immer in der Hand hielt, und erwiderte: âKurz nach vier. Wir sind aber auch bald da. Noch bis zur nächsten Ecke, und dort ist dann auch schon die Praxis der Frauenärztinâ, erklärte sie.
Kurze Zeit später standen sie tatsächlich vor der Praxis. Ben bedankte sich und wollte die Tür aufdrücken, um ins Treppenhaus zu stürmen. Doch Susanna reagierte ganz anders, als er sich das vorgestellt hatte.
âKommt überhaupt nicht in Frageâ, bestimmte sie. âWir sitzen jetzt im selben Boot. Hast du das noch nicht bemerkt?â
Ben schüttelte heftig den Kopf. âQuatsch, wir sitzen nicht im selben Boot. Du sitzt auf einem Kreuzfahrtschiff und ich in einer wackeligen Bananenschale. Das sind die Fakten und nichts anderes! Und jetzt geh bitte.â
Ben war plötzlich richtig sauer geworden. Was dachte sich Susanna eigentlich? War das für sie alles nur ein groÃer SpaÃ? Ein spannender Zeitvertreib. Dem bescheuerten kleinen Ben dabei zuzuschauen, wie er von einem Chaos, von einer Katastrophe in die nächste schlitterte. Damit sie morgen in der Schule was zu erzählen hatte. âHabt ihr schon gehört ...?â Er konnte sich die Szenen schon bildlich vorstellen. Oder das Neueste und Schlimmste von dem miesen Verbrecher Marcel. Dem rücksichtslosen Penner, dem Irren, wie einige Mitschüler es ausgedrückt und Ben selbst schon ein paar Mal gedacht hatte.
âNein! Hau jetzt bitte ab. Das geht dich nix anâ, sagte er noch einmal mit deutlichem Nachdruck.
Susanna verschränkte die Arme vor der Brust, warf ihm einen trotzigen Blick zu und sagte laut und deutlich: âDas werde ich nicht machen!â Und als ob sie seine Gedanken erraten hätte, fügte sie etwas versöhnlicher hinzu: âUnd zwar nicht aus Sensationslust oder Langeweile, Ben. Ganz sicher nicht. Ich mag dich und werde dich jetzt ganz bestimmt nicht hängen lassen.â
Wären die Umstände andere gewesen, dann hätte sich Ben in diesen Moment, ohne Frage, als den glücklichsten Menschen auf der ganzen Welt bezeichnet. Aber die Umstände waren nicht anders. Und so spürte er zwar ein leichtes Brausepulverkribbeln in der Magengegend und hörte ein sanftes Rauschen in den Ohren, aber dann war es auch schon wieder vorüber.
Er spannte die Schultern an, versuchte ein schiefes Lächeln und gab schlieÃlich nach.
âWenn dir so viel daran liegt ...â
In der Praxis erwartete sie die nächste unschöne Ãberraschung.
âFrau Brandt ist leider keine Patientin von unsâ, klärte die
Weitere Kostenlose Bücher