Rache@
dich von deinem Vater im Stich gelassen, Marcel?â, versuchte sich Justus Brandt mit verständnisvoller Stimme einzumischen.
âSchnauze!â, zischte Marcel ihn an. âDas ist ein Gespräch unter Freunden.â Er lachte bitter. âUnter guten Freunden.â
Ben räusperte sich und sprach gefasst und deutlich: âIch bin nicht mit Susanna zusammen. Wie kommst du nur auf so einen Unsinn? Und sie hat mich ganz bestimmt nicht gegen dich aufgehetzt.â
Marcel wurde plötzlich wütend und schleuderte ihm ein spuckesprühendes âUnd was ist mit meiner Mutter, hä?â entgegen.
Ben konnte nur stumm die Schultern heben. Er begriff absolut nicht, was Marcel damit meinte.
âIdiotâ, fauchte Marcel verächtlich.
Dann wandte er sich abermals Justus Brandt zu. âWarum haben Sie ihr nur so einen Scheià über mich erzählt? Wer hat Ihnen eigentlich gesagt, dass Sie sich einmischen sollen?â
Justus Brandt schüttelte langsam den Kopf. âIch habe deiner Mutter nichts Böses über dich erzählt. Aber natürlich war sie ziemlich erschrocken darüber, was du über sie erzählt hast. Sie ist doch keine Psychopathin, Marcel. Das stimmt doch einfach nicht.â Justus Brandt hatte zu ihm gesprochen, als hätte er einen kleinen, verwirrten Jungen vor sich. Aber genauso kam Marcel Ben auch vor â klein, verwirrt und irgendwie hilflos.
âAber es ist die Wahrheit!â, schrie Marcel so laut, dass seine Stimme sich fast überschlug. âEs ist die verdammte, beschissene Wahrheit. Meine Mutter dreht völlig durch, weil ... weil ... der alte Mistkerl sie sitzen gelassen hat.â Er klang jetzt wirklich völlig irre. Ben hätte alles dafür gegeben, die Szene, die immer mehr auÃer Kontrolle zu geraten schien, anhalten zu können, um erst einmal über eine vernünftige Lösung nachdenken zu können. In Ruhe zu überlegen, was er jetzt sagen oder tun sollte.
âMarcel ...â, fing Justus Brandt an. Er suchte genauso angestrengt nach einem Ausweg, das konnte Ben ihm deutlich ansehen. âMarcel, bitte, lass uns doch in Ruhe über alles reden ...â Aber Marcel schien ihn gar nicht gehört zu haben. War mit seinen Gedanken ganz woanders. Er schüttelte den Kopf, als wollte er ihn freibekommen.
âWas soll denn nur aus mir werden? Was soll ich denn nur machen, wenn sie sich umbringt?â Seine Lippen bebten. âIch dachte, jetzt wird sie mich doch wohl nicht im Stich lassen. Jetzt, wo er weg ist. Aber es ging ihr so dreckig.â Er hielt inne. âUnd dann sagte sie, ich wäre krank und sie wüsste nicht ...â Er schluchzte laut auf. Hob seine Hand und wischte sich damit fahrig über die Augen. âIch war so wütend auf ihn. So furchtbar wütend. Und auf sie. Sie hat nichts unternommen, dass alles wieder gut wird. Gar nichts. Absolut gar nix ...â Er hielt wieder inne. Die Tränen liefen ihm nun offen übers Gesicht. âHat gesagt, das wäre wohl die gerechte Strafe dafür, dass sie damals Marlene den Mann und Johannes den Vater genommen hätte. So ein Schwachsinn.â Er schüttelte den Kopf. âDa konnte sie doch nur durchdrehen.â
Marcel lieà die Arme sinken, öffnete die Hand, in der sich die Pistole befand, und lieà sie krachend auf den Boden fallen. Dann hob er beide Hände, lieà den Kopf darin versinken und weinte.
Justus Brandt rührte sich nicht von der Stelle. Er lieà eine ganze Minute verstreichen, ehe er tief durchatmete, Ben sachte zunickte und dann leise zu Marcel sagte: âAlles wird gut, Marcel. Ganz bestimmt.â
Marcel nahm die Hände von seinen Augen und sah Justus Brandt an. âGlauben Sie, dass sie mich jetzt hasst?â, fragte er unsicher.
Justus Brandt schüttelte langsam den Kopf. âNein, Marcel, das glaube ich nicht. Deine Mutter hasst dich nicht. Ganz sicher nicht.â
Marcel bedeckte erneut die Augen mit den Händen und schluchzte. Dann beugte er sich so weit vor, dass sein Brustkorb leicht die Knie berührte und ging in die Hocke. Bevor Ben überhaupt nachdachte, stand er schon neben ihm und hatte ihm die Hand beruhigend auf den Rücken gelegt.
Justus Brandt ging langsam zu ihnen hinüber, blieb dann aber ein paar Schritte vor ihnen stehen. Seinem Gesicht konnte man die Erleichterung ansehen. Seine Augen waren stark gerötet. Er wirkte, als ob er in der
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