Rache@
letzten halben Stunde um Jahre gealtert wäre.
Das Geräusch einer zuschlagenden Autotür lieà ihn aufhorchen. Er sah über seine Schulter, und Ben folgte seinem Blick. Im nächsten Moment tauchten zwei Polizisten mit gezogenen Waffen in der Hallentür auf.
Justus Brandt warf ihnen einen beschwörenden Blick zu. Gab ihnen mit der Hand eine Geste, dass sie ihre Waffen sinken lassen sollten.
Alles unter Kontrolle! Alles gut!, wollte Ben den beiden Polizisten am liebsten zurufen, damit sie wieder verschwinden würden, eh Marcel sie entdeckte.
Doch es war schon zu spät. Marcel hatte die beiden ebenfalls bemerkt. In einer einzigen Bewegung griff er die Waffe vom Boden, schnellte damit in die Höhe und richtete sie auf die beiden Polizisten.
âNimm die Waffe runterâ, befahl einer der Polizeibeamten.
âKnallt mich doch abâ, schrie Marcel und zielte mit dem Lauf der Pistole jetzt direkt auf den Kopf des einen Polizisten.
âWaffe runter! Sofort!â, wiederholte der seinen Befehl nachdrücklich.
âErschieÃt mich!â, erwiderte Marcel bedingungslos.
Ben hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Sein Herz schlug so laut, dass es in seinen Ohren dröhnte. Er sah, wie sich Marcels Finger um den Abzug schloss, sich die Muskeln seines Unterarms dabei anspannten, als er den Finger krümmte.
âMarcel, mach keinen Unsinn!â, bat Justus Brandt inständig.
Marcel schluckte schwer und brüllte dann so laut: âLos, schieÃt endlich!â, dass Ben sah, wie seine Halsvenen hervortraten.
âMarcel, bitte ...â
âSei still!â, fuhr Marcel ihn barsch an. Er fuhr sich mit der Zungenspitze nervös über die Lippen und versuchte offensichtlich den Ernst der Bedrohung, die von den Polizisten ausging, einzuschätzen.
Mit Grabesstimme sagte er dann: âFeiglinge!â, schwenkte herum, stellte die FüÃe bis auf Schulterbreite auseinander und richtete die Waffe auf Justus Brandt.
âIch mach esâ, kündigte er ein letztes Mal an.
Dann schoss er.
Ben griff sich an die Brust, spürte sein Herz deutlich gegen die Rippen schlagen und wunderte sich darüber. Warum schlägt es noch, dachte er erstaunt.
Er schwitze. Der Schweià lief ihm von der Stirn seitlich die Schläfen hinunter.
Mein Herz schlägt noch immer, wunderte er sich abermals.
Dann wurde ihm plötzlich eiskalt â und im nächsten Moment war alles schwarz um ihn herum.
16. Kapitel
Bens Mutter öffnete die Tür. âIch hab dir Besuch mitgebracht,â kündigte sie lächelnd an.
Sie machte einen Schritt zur Seite und Susanna kam hinter ihr zum Vorschein. Bei ihrem Anblick machte Bens Herz sofort einen kleinen Hüpfer. Dummes Herz, dachte er und grinste verlegen.
âHallo, Ben. Es freut mich, dass es dir wieder besser geht.â Das klang so, als ob sie es wirklich ernst meinte.
âIhr seid mir sicher nicht böse, wenn ich kurz noch mal runter in die Krankenhauscafeteria gehe, oder?â Sie zwinkerte Ben verschwörerisch zu. âWenn ich nachmittags meinen Kaffee nicht bekomme, dann bin ich einfach nicht zurechnungsfähigâ, erklärte sie und war schon aus dem Zimmer geeilt. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss, und Ben und Susanna waren alleine.
Ben räusperte sich verlegen und suchte nach den richtigen Worten. Das Sprechen fiel ihm noch immer etwas schwer. In diesem Moment lag es allerdings nicht an der Kugel, die sich direkt durch seinen Hals gebohrt hatte â nur wenige Millimeter an der Halsschlagader vorbei. Ein glatter Durchschuss. Verursacht durch einen Querschläger. Abgeschossen aus Marcels Waffe, die er zuvor seinem Opa, der einen Waffenschein dafür besaÃ, heimlich geklaut hatte. Nein, es lag an Susannas Anwesenheit.
âSetz dich dochâ, krächzte er schlieÃlich.
Susanna wagte einen zögerlichen Schritt und blieb dann mitten im Zimmer stehen. Sie betrachtete mit deutlichem Unbehagen die zahlreichen medizinischen Geräte, an denen Ben angeschlossen war.
Ben war ihrem Blick gefolgt. âSieht schlimmer aus, als es istâ, versicherte er ihr.
Susanna gab sich Mühe zu lächeln. Doch es missglückte ihr.
âEntschuldigeâ, stammelte sie. âEs ist nur ... weil ..., ach ...â
Ben hob die Hand und gab ihr durch ein Nicken zu verstehen, dass alles in Ordnung sei.
Susanna atmete vernehmlich durch, straffte die Schultern
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