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Rache@

Rache@

Titel: Rache@ Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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und sagte: „Ich führe mich hier auf wie ein Kleinkind. Tut mir echt leid, Ben.“ Dann ging sie entschlossen auf ihn zu und ließ sich auf dem Stuhl direkt neben seinem Bett nieder. Sie kramte ein kleines Päckchen aus ihrer Tasche hervor und reichte es Ben.
    â€žWir haben für dich gesammelt. Die ganze Klasse. Und sämtliche Lehrer. Sogar Herr Seidel hat was dazugegeben.“ Jetzt strahlte sie richtig.
    Ben blinzelte gerührt und nahm ihr das Päckchen aus den Händen.
    â€žOh, danke!“, erwiderte er. Mit fahrigen Fingern machte er sich an dem Päckchen zu schaffen. Versuchte das Papier zu öffnen, ohne es dabei zu beschädigen.
    â€žReiß es doch einfach auf“, forderte Susanna ihn ungeduldig auf. „Ich bin so gespannt, wie es dir gefällt.“
    Ben kam ihrer Aufforderung nach. Er musste schmunzeln, als es ihm endlich gelungen war, die neue CD seiner Lieblingsband aus dem Geschenkpapier zu befreien.
    â€žWoher wusstet ihr ...?“ Ben konnte sich nicht erinnern, jemandem aus seiner Klasse erzählt zu haben, dass er total auf diese Band stand.
    â€žDas ist noch nicht alles. Dreh sie mal um“, erklärte Susanna, während sie unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte.
    Auf der Rückseite des Covers waren zwei Eintrittskarten für ein Konzert der Band, das demnächst ganz in der Nähe stattfinden würde, befestigt. Ben war total baff. Die Karten hatten zusammen über einhundert Euro gekostet und die CD sicherlich auch noch mal knapp dreißig.
    So viel Geld hatten sie für ihn ausgegeben. War er ihnen etwa so viel wert?
    â€žWir haben uns überlegt, es wäre ja doof, wenn du alleine zu dem Konzert gehen müsstest. Deswegen haben wir dir gleich zwei Karten besorgt. Dann kannst du irgendjemanden mitnehmen“, sagte Susanna und klang dabei angestrengt unbeschwert.
    Dich würde ich gerne mitnehmen, dachte Ben, traute sich aber nicht, es offen auszusprechen.
    Sie schwiegen einen Moment. Susanna schaute sich scheinbar interessiert im Krankenzimmer um, während Ben vorgab, die Konzertkarten ausführlich zu studieren.
    Schließlich beendete Susanna das Schweigen, indem sie tief und lange seufzte und sagte: „Hat dich sonst noch jemand besucht?“ Und weil sie wohl selbst feststellte, dass diese Frage ganz so klang, als ob sie bezweifelte, dass überhaupt jemand daran Interesse hatte, ihn zu besuchen, fügte sie schnell hinzu: „Ich meine, von der Schule oder so?“
    Ben nickte, ohne dabei den Blick von den Konzertkarten, die er noch immer in seinen Händen hin und her drehte, abzuwenden.
    â€žHerr Brandt war hier. Schon zweimal.“
    â€žOh, das ist ja echt nett von ihm ...“ Sie hielt inne, machte eine wegwerfende Handbewegung und sagte: „ Ach, verdammt. Ich rede hier einen solchen Schwachsinn. Entschuldige bitte. Aber ich bin noch immer total durcheinander und stehe wohl auch noch irgendwie unter Schock. Ich kriege die Bilder einfach nicht aus meinem Kopf.“ Sie stockte erneut. Ihre Stimme wurde jetzt ganz leise, und als Ben zu ihr aufsah, bemerkte er, dass ihr die Tränen in den Augen standen.
    â€žAls ich dich am Boden liegen sah und das viele Blut ... ich dachte ... ich dachte ... du wärst ...“ Sie legte die Hand auf ihre Lippen, als wolle sie das Wort mit Gewalt zurückhalten. „Ich hatte solche Angst um dich.“ Jetzt weinte sie hemmungslos. Ben hätte gerne etwas gesagt. Sie getröstet. Die Entfernung zwischen ihnen betrug kaum einen halben Meter. Er hätte die Hand nach ihr ausstrecken und ihr damit beruhigend über den Arm streicheln können. Aber ihm kam es so vor, als ob sich zwischen ihnen eine breite, tiefe Schlucht befand, die er einfach nicht überwinden konnte. Weder mit Worten noch mit Taten. Also schaute er sie einfach nur stumm an.
    Er beobachtete, wie sie angestrengt in ihrer Tasche nach einem Tuch suchte. Und obwohl sich ein ganzes Paket Taschentücher direkt vor seiner Nase auf dem kleinen Bettschrank befand, machte er sie weder darauf aufmerksam, noch reichte er ihr eines der Tücher. Schließlich zog sie ein ziemlich zerknittertes aus ihrer Tasche und versteckte die Nase darin.
    Die Nase noch immer im Papiertuch verborgen, blickte sie auf und murmelte: „Entschuldigung. Ich benehme mich echt unmöglich.“ Susanna hob bedauernd die Achseln. „Dabei habe ich mir fest vorgenommen, nicht zu flennen.

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