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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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einer kurzen Überlegung auf die Eingangstür zuging, schlug dem Mörder das Herz bis zum Hals. Er nahm die Hand von seinem Messer und lächelte sie freundlich durch die Glastür an.
    Es ist soweit! Es ist endlich soweit!
    Sein Opfer öffnete die Tür.
    Möge das Spiel beginnen!

2
    Als der 39-jährige Kriminalhauptkommissar Thomas Korn an diesem Freitagabend seine Fünfzimmerwohnung betrat, ahnte er noch nicht, dass eine nervenaufreibende Nacht vor ihm lag. Er warf seine Wohnungstür hinter sich in die Angeln, straffte sein Kreuz und begab sich auf direktem Weg in die Küche. Dort öffnete er den Kühlschrank, um sich eine Bierflasche zu schnappen. Anschließend, die Melodie von Love Me, Tender auf den Lippen, ging er in sein Wohnzimmer, wo er sich bereits den ersten Schluck des Getränks gönnte.
    Dieser Ablauf stellte ein perfektes Spiegelbild seines Alltags dar. Jeden Abend holte Thomas sich zuerst eine Bierflasche, schlich dann hinüber ins Wohnzimmer und schaltete dort mit einer automatisierten Bewegung den Fernseher ein. Der Mensch ist und bleibt nun einmal ein Gewohnheitstier , schoss ihm dabei in der Regel durch den Kopf.
    Obgleich das Zimmer von dunklen Möbeln beherrscht wurde, fühlte Thomas sich in seinem Reich ungeheuer wohl. Ihn kümmerte es nicht, welche Farbe, Form oder Größe seine Einrichtungsgegenstände aufwiesen. Hauptsache, das Mobiliar erfüllte seinen Zweck. Aus diesem Grund befand sich auch keine weihnachtliche Dekoration in seiner Wohnung. Nicht einmal eine herkömmliche Topfpflanze war zu sehen, denn der Kommissar wusste nur zu gut, dass er sich niemals mit der nötigen Hingabe und Disziplin um diese kümmern würde. Von Natur aus hasste er jedwede Verpflichtungen. Und sei es auch nur so etwas Banales wie das regelmäßige Blumengießen.
    Im Grunde war Thomas ein einfacher Mann, der mit wenig Geld und überschaubarem Besitz zufrieden war. Er liebte ein schlichtes Leben ohne Komplikationen. Folglich hatte er auch nicht geplant, in naher Zukunft eine Frau für den gemeinsamen Lebensweg zu finden. Er genoss seine Unabhängigkeit viel zu sehr, als dass er sie freiwillig gegen die ‚Fänge der Verdammnis’, wie er die Ehe stets bezeichnete, eintauschen würde. Zumal ihm seine z wanglosen sexuellen Beziehungen zu häufig wechselnden Partnerinnen momentan vollkommen aus reichten , um seine zwischenmenschlichen Bedürfnisse zu befriedigen.
    Soeben zog er seine Schuhe aus und zappte dann einmal durch alle TV-Kanäle - nur um nach kurzer Zeit ernüchtert festzustellen, dass am heutigen Abend wieder einmal nichts gesendet wurde, das ihn auch nur annähernd interessierte.
    Es werden fast nur noch Mystery- und Kriminalserien ausgestrahlt. Als hätte ich von Einbrechern, Räubern und Mördern nicht schon genug im wahren Leben.
    Aufgrund des mageren TV-Angebots raffte der 39-Jährige sich wenige Minuten später wieder von seiner Couch auf und schritt hinüber zu seinem altehrwürdigen Plattenspieler, der sich auf einer Kommode vor der Westwand befand. Neben dem Gerät stand eine Pappbox mit vierzig Schallplatten, die allesamt die Stimme des King of Rock `n´ Roll auf sich bargen. Daher zögerte Tommy keine Sekunde lang. Er wusste genau, dass sein Lieblingssänger ihn niemals enttäuschen würde. Egal, welche Platte er auswählte, der King würde ihm auf jeden Fall ein begeistertes Lächeln auf die Lippen zaubern. Folglich griff er blindlings in die Menge und zog eine Platte heraus. Als er sah, dass Blue Suede Shoes in Großbuchstaben auf der Hülle stand, nickte er zufrieden, legte den Tonträger auf den Plattenteller und spitzte die Ohren.
    Kaum war das weltbekannte Lied nach wenigen Augenblicken ertönt, da huschte der Kommissar in das angrenzende Badezimmer, um sich eine Dusche zu gönnen. Weil er Elvis Presleys Stimme auch in diesem Raum deutlich vernehmen konnte, begann er unweigerlich mitzusingen. Zwar hatte er keinerlei Rhythmusgefühl und seine Stimme klang wie ein abgenutztes Reibeisen, aber diese Mankos konnten seine gute Laune nicht im Mindesten trüben. Sobald er singend unter der Brause stand, nahm er sogar die Duschgelpackung in die Hand und hielt sie sich wie ein Mikrofon vor den Mund, um Elvis ‚möglichst exakt’ zu imitieren.
    Mann, welch ein erhabenes Gefühl muss es sein, vor Zehntausenden auf der Bühne zu stehen und seine eigenen Lieder zum Besten zu geben? Und wenn dann auch noch alle Fans die Texte auswendig mitsingen können! Das muss ein unvergesslicher Moment

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