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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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Kollegen rechtzeitig informieren und Berta dazu bringen, ihm eine Falle zu stellen. Nur so konnten wir ihn letztlich dingfest machen.“ Er sah zu Nora und lächelte ermattet. „Nun ist es endlich vorbei. Und zwar für immer.“
    Seine Kollegin nickte, doch ihre Gedanken schweiften im selben Moment zu den zahlreichen Opfern, die Bills Mordserie gefordert hatte. Zwar war auch sie erleichtert, dass sie den wahren Täter nun gefasst hatten, aber das fürchterliche Unheil, das Bruns sowohl vor zwei Jahren in Berlin als auch im vergangenen Monat in Göttingen angerichtet hatte, konnte dadurch in keiner Weise mehr rückgängig gemacht werden.
    Daher ließ Nora ihre Schultern hängen und schüttelte bekümmert den Kopf.
    Eine feine Welt in der wir leb…
    Das laute Klingeln ihres Handys ließ sie diesen Gedanken nicht zu Ende führen. Sie zog es aus ihrer Hosentasche, blickte entschuldigend zu Kortmann und nahm den Anruf entgegen.
    „Ja? Hier Feldt?“
    „Spricht dort Frau Nora Feldt?“, wollte eine Männerstimme am anderen Ende der Leitung wissen.
    Nora zögerte. Da sie die Stimme nicht kannte, antwortete sie zurückhaltend: „Ja, hier ist Nora Feldt. Wer spricht dort?“
    „Mein Name ist Doktor Thorsten Rink. Ich arbeite in der Göttinger Uniklinik und muss Ihnen leider eine schlimme Nachricht überbringen.“
    Noras Herz begann zu pochen. „Worum geht es?“
    „Es geht um Ihren Lebenspartner Timo Lechner. Er hatte vor wenigen Minuten einen schrecklichen Autounfall.“
    Nora erblasste im Bruchteil einer Sekunde. Sie hatte das Gefühl, dass ihr der Boden unter den Füßen weggezogen wurde und sie in ein tiefes schwarzes Loch fiel. Ihre Arme wurden spürbar schwerer, ihre Stimme versagte.
    „Wie … wie bitte?“, hauchte sie. „Das kann nicht sein. Es muss sich um einen Irrtum handeln.“
    „Es tut mir sehr leid, Frau Feldt. Ein Irrtum ist ausgeschlossen.“
    In Noras Kopf drehte sich alles. Sie konnte nicht begreifen, was sie hörte. „Das ist ein schlechter Scherz, oder? Das kann nicht sein!“
    „Es tut mir wirklich aufrichtig leid“, versicherte ihr der Mann am anderen Ende der Leitung erneut.
    Eine Schwindelattacke überkam Nora. Wie in Trance starrte sie zu Tommy.
    „Was ist los? Was ist passiert?“, fragte er sie. „Ist alles in Ordnung? Sag schon etwas.“
    „Timo … hatte einen … Unfall“, stammelte Nora. Dann fragte sie ins Handy: „Wo ist er jetzt? Wie geht es ihm?“
    Obwohl Thomas die Antwort am anderen Ende der Leitung nicht hörte, konnte er sie sich mühelos an Noras Reaktion zusammenreimen:
    Seine Kollegin sank weinend vom Stuhl zu Boden.
    ENDE

RACHEGIER

Prolog
    26. November 2010
    Als Melanie Holdtkamp an diesem Freitagnachmittag ihre Unterkunft betrat, hatte sie ihre letzten Tränen bereits getrocknet. Sie schloss die Wohnungstür hinter sich, legte den Schlüssel auf eine Kommode im Flur und trottete mit leerem Blick auf ihr Wohnzimmer zu. Dort setzte sie sich in einen Sessel, der einer Schrankwand aus Eiche schräg gegenüberstand.
    So endet es also? , dachte sie enttäuscht. Das war mein ganzes Leben? Dieses Trauerspiel?
    Während sie ihre Hände zu Fäusten ballte, fiel ihr Blick auf eine vertrocknete Topfpflanze, die in der hinteren Ecke des Raumes stand. Zwar ließ der Fikus seine Blätter bereits seit einigen Wochen hängen, aber Melanie zeigte nicht das geringste Anzeichen von Mitleid.
    Warum auch? Wieso sollte es der dämlichen Pflanze besser gehen als mir? Läge es in meiner Hand, dann würde jedes Lebewesen dieses beschissenen Planeten genau dieselbe Marter durchleiden wie ich. Denn nur auf diese Weise könnte jeder erfahren, welchen Schmerz ich seit nunmehr fünf Jahren in meinem Inneren empfinde.
    Melanie linste auf die einst so farbenprächtigen Blumen, die auf der Granitfensterbank neben der Balkontür standen. Auch diese waren schon seit geraumer Zeit verdörrt, wodurch sie auf dramatische Weise Melanies Lebenssituation widerspiegelten; sie zeigten einen Einblick in das zerrüttete Seelenleben der 42-jährigen Göttingerin.
    Und dort war weit und breit keine Hoffnung mehr in Sicht.
    Melanies Wohnzimmer umfasste achtzehn Quadratmeter und war äußerst altmodisch eingerichtet. Ein vorsintflutlicher Fernseher und ein verstaubtes Radio waren die beiden einzigen technischen Geräte, die Melanie sich im Lauf der letzten Jahre angeschafft hatte. Und selbst das Geld für diese Errungenschaften hätte sie sich sparen können, da sie die Geräte so gut wie nie benutzte.

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