'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
gedrängelt und versuchten nun mit äußerster Beharrlichkeit an Informationen zu gelangen. Unaufhörlich löcherten sie die Beamten in ihrer Nähe mit ebenso pikanten wie indiskreten Fragen. Jedoch waren die Polizisten Profis genug, um die Erkundigungen mit Gelassenheit an sich abprallen zu lassen.
Nora drängte sich an zwei jungen Damen vorbei, die nervös über das Vorgefallene mutmaßten, und grüßte einen der Beamten. Der blondhaarige Mann nickte ihr zu, hob das Absperrband für sie in die Höhe und bemühte sich, alle übrigen Anwesenden weiterhin vom unmittelbaren Ort des Verbrechens fernzuhalten. Während er seine Arme demonstrativ ausbreitete, schlüpfte Nora unter dem Band hindurch und wollte den Trubel schnellen Schrittes hinter sich lassen. Doch aus heiterem Himmel hörte sie eine männliche Stimme aus dem allgemeinen Gemurmel heraus:„Frau Kommissarin?! Wieso kommen Sie jetzt erst hier an?! Was hat Sie aufgehalten?“
Nora blickte sich um und sah einen jungen Journalisten in einer grünen Daunenjacke hinter dem Absperrband seinen Kopf recken. „Und was können Sie uns bereits über den Mord sagen?!“
Die Kommissarin überlegte, ob sie diesen Mann zuvor schon einmal gesehen hatte. Doch das kantige Gesicht mit den kurzen schwarzen Haaren und der hohen Stirn kam ihr nicht im Geringsten bekannt vor. Daher wandte sie ihren Blick wieder von dem Kerl ab und eilte wortlos auf den Eingang zu.
Die Eingangstür stand weit offen und wurde von einem weiteren ihrer Kollegen bewacht. Auch diesen begrüßte sie kurz, woraufhin der Mann ihr Erscheinen protokollierte und ihr die notwendigen Überzieher für Hände und Füße überreichte. Nora legte diese schnell an, um ohne Verzögerung ins Haus zu kommen.
Als sie den Flur betrat, erkannte sie sofort, dass der Ort des Verbrechens zu ihrer Linken lag; die Tür der ersten Wohnung war zersplittert und hing nur noch halb in den Angeln. Zudem untersuchte ein Beamter der Spurensicherung deren Klinke.
Nora trat an dem Mann vorbei, huschte den Flur hinab und gelangte schließlich in Greta Baums Wohnzimmer. Dort sah sie vier Vertreter der SpuSi sowie drei ihrer Kollegen von der Kripo.
„Hallo, Nora“, begrüßte Viktor Dorm sie.
Nachdem sie seinen Gruß erwiderte hatte, wollte sie ohne Umschweife von ihm wissen: „Was ist hier geschehen? Wo ist Tommy? Geht es ihm gut?“
„Scarface ist im Badezimmer“, antwortete Dorm, woraufhin Nora unruhig an ihm vorbeischritt und das Bad anvisierte.
Im Schlafzimmer stach ihr zunächst das Bett ins Auge, das in der hinteren Ecke des Raumes stand. Ein Kleiderschrank befand sich daneben an der Wand. Die Rollladen am Fenster waren heruntergelassen.
Aufgrund dieses unschuldigen Zimmers drängten sich Nora der Eindruck und die Hoffnung auf, dass in dieser Wohnung nichts allzu Schlimmes passiert war.
Dann fiel ihr Blick jedoch ins Badezimmer.
Im Handumdrehen erfasste sie eine Schwindelattacke. Sie musste ihre Augen mehrmals zusammenkneifen, um den schauderhaften Anblick zu verdauen. Wie betäubt stierte sie auf das Blut, das sich auf den Badezimmerfliesen ausgebreitet hatte.
Kurz darauf erblickte sie ihren Partner.
Thomas hockte auf dem heruntergeklappten Toilettendeckel. Er trug einen schlichten Bademantel und hielt sich mit der rechten Hand den Hinterkopf.
Neben ihm entdeckte Nora zwei Beamte der SpuSi sowie ihren Vorgesetzten Kortmann und eine reglose Frau. Während die Kriminaltechniker nach Täterspuren in der Dusche und am Waschbecken suchten, stand Kortmann mit seiner riesigen Wampe direkt vor Thomas. Die Frau lag in der Blutlache am Boden. Sie musste um die vierzig Jahre alt sein, trug eine herkömmliche Bluejeans und einen roten Rollkragenpullover. Ihre blauen Augen waren weit aufgerissen, die blonden Haare wild zerzaust. Ihre Kehle war mit einem Schnitt grässlich durchtrennt worden.
„Meine Güte, wie geht es dir, Tommy? Bist du okay?“, fragte Nora besorgt.
„Wenn ich dem Arzt glauben darf, der vorhin hier war, dann habe ich nur eine leichte Gehirnerschütterung erlitten. Keine große Sache.“
„Aber wovon denn bloß? Was ist hier geschehen?“
„Das wüsste ich auch gerne. Gegen Viertel nach neun war ich in meinem Badezimmer. Ich habe gerade geduscht, als ich plötzlich zwei Schreie vernahm. Also habe ich mir meine Pistole geschnappt und bin über den Flur hierher gelaufen. Dann habe ich die Tür eingetreten, die Wohnung durchsucht und Greta hier tot liegen gesehen.“
Nora schüttelte fassungslos den
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