'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
er schon seit heute Morgen so übellaunig. Aber das passiert wohl jedem manchmal.“
„Ja, ich hätte mir diesen Tag auch angenehmer vorgestellt. Zumindest die letzten Stunden“, erklärte Thomas, wobei er seine Beule am Hinterkopf betastete.
„Du solltest dich in der Uniklinik richtig untersuchen lassen, Tommy. Sicher ist sicher.“
Thomas nickte, doch Nora wusste genau, dass er ihren Rat nicht befolgen würde. Denn obgleich er es niemals zugeben würde, war er besonders in gesundheitlichen Angelegenheiten noch viel dickköpfiger als seine Kollegin.
Und das sollte schon etwas heißen.
6
„Okay, dann schauen wir uns die Sache jetzt einmal genauer an“, sagte Nora, woraufhin sie sich wieder Gretas Leichnam besah. „Mit einem einzigen Schnitt hat der Täter ihr die Kehle durchtrennt. Wahrscheinlich hatte sie nicht die geringste Chance, sich gegen ihn zur Wehr zu setzen.“ Sie sah Tommy an. „Du sagtest vorhin, dass du zwei Schreie gehört hättest, ehe du hierher gerannt bist. Sind beide von Greta gekommen?“
„Ich nehme es an. Ich war gerade aus meiner Dusche gestiegen, bevor ich die Schreie aus dieser Wohnung vernahm. Es waren definitiv weibliche Schreie. Der erste war etwas gedämpft, der zweite sehr laut und mehrere Sekunden lang.“
Nora ließ ihren Blick an der Leiche hinabwandern. „Äußerlich sind auf den ersten Blick keine weiteren Verletzungen zu erkennen. Und da ich in der gesamten Wohnung kein weiteres Blut gesehen habe, wurde Greta wahrscheinlich hier an Ort und Stelle ermordet. Daher stellt sich die Frage, wie der oder die Täter in diese Wohnung eindringen konnten. Ist dir diesbezüglich etwas aufgefallen, Tommy?“
„Nein, leider nicht.“
„Ganz sicher?“
„Absolut.“
„Und du meintest eben, dass du die Wohnungstür eingetreten hättest?“
„So ist es.“
„Tja, da die Terrassentür auch nicht aufgebrochen wurde, sieht alles danach aus, dass Greta dem oder den Tätern die Tür geöffnet hat. Möglicherweise kannte sie ihn oder sie.“
„Der Mörder hätte aber auch klingeln und Greta überrumpeln können, nachdem sie die Tür geöffnet hatte.“
„Warum hätte er sie dann aber erst hier im Bad umbringen sollen?“
„Vielleicht konnte Greta sich an der Tür von ihm loseisen und anschließend hierher fliehen.“
„Aber wäre sie dann nicht eher über die Terrasse nach draußen geflohenund hätte wie verrückt um Hilfe geschrien,statt hier in eine Sackgasse zu laufen?“
„Sie stand aufgrund des Überfalls unter Schock. Da handelt kaum jemand rational.“
Nora war von Tommys Worten nur wenig überzeugt. „Für mich stellt sich der Tathergang eher so dar: Ich glaube, dass Greta Baum ihren Mörder gekannt hat. Sie öffnete ihm die Wohnungs- oder Terrassentür und bat ihn herein. Daraufhin unterhielten die beiden sich im Wohnzimmer über irgendetwas, bis der Kerl sie plötzlich angriff. Zwar konnte sie sich dann zunächst von ihm befreien, aber weil er ihr von seiner Position aus den Weg zur Terrasse und zur Wohnungstür versperrte, blieb ihr nur noch die Flucht ins Bad. Unterwegs schrie sie bereits das erste Mal um Hilfe. Das war der Schrei, den du nur gedämpft wahrnehmen konntest, weil er noch aus dem Wohnzimmer kam. Hier im Bad überwältigte und ermordete der Täter sie schließlich. Dabei alarmierte dich ihr zweiter Schrei. Du bist umgehend hierher gelaufen, sodass der Mörder nicht mehr rechtzeitig fliehen konnte. Folglich versteckte er sich hinter dem Duschvorhang, schlug dich nieder und türmte.“
Tommy dachte über diese Theorie nach. „Ja, das klingt plausibel. Das Ganze könnte sich durchaus so abgespielt haben.“
Nora wandte sich den beiden Beamten von der SpuSi zu und erkundigte sich: „Habt ihr hier schon wichtige Spuren gefunden, Jungs?“
Der kleinere der beiden Männer hob die Schultern. „Die gute Nachricht ist: Wir haben haufenweise Spuren gefunden. Die schlechte Nachricht ist: Wir sind hier in einem Badezimmer. Da wimmelt es für gewöhnlich von Haaren, Fingerabdrücken, Hautschuppen, mikroskopischem Dreck und so weiter. Mit ein wenig Glück haben wir schon etwas vom Täter gefunden. Aber bis all diese Spuren ausgewertet sind, wird es wohl einige Zeit dauern.“
Nora wollte gerade etwas erwidern, da hörte sie aus dem Wohnzimmer männliche Rufe ertönen: „Kommissarin Feldt? Kommissar Korn? Sind Sie hier irgendwo?!“
Augenblicklich schielte Nora mit einem langen Gesicht zu Tommy. Sie hatte diese Stimme sofort erkannt und konnte
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