'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
habe? Können Sie mir das mal erklären?“
„Es gibt also keine Zeugen dafür, dass Sie zur betreffenden Zeit bei sich zuhause waren?“, hakte Nora unbeirrt nach.
„Nein, die gibt es nicht. Ich hätte zu der Zeit durchaus hier sein können. Das war ich aber nicht. Ich habe Greta nicht umgebracht. Ich habe sie geliebt!“
Nora warf Tommy einen zweifelnden Blick zu. Ihr Kollege ergriff daraufhin das Wort, indem er von Trader wissen wollte: „Wann haben Sie Ihre Freundin zum letzten Mal gesehen?“
„Gestern. Gegen 22 Uhr 30.“
„Wo war das?“
„Hier.“
„Welchen Eindruck hatten Sie zu diesem Zeitpunkt von ihr?“
„Sie wirkte wie immer. Es gab keine Auffälligkeiten in ihrem Verhalten. Wie ich schon sagte, sie war eher zurückhaltend, lachte und redete nicht übermäßig viel. Genau das gefiel mir so an ihr. Sie nahm sich selbst nicht so wichtig, als dass sie den Menschen alles über sich erzählt hätte. Sie führte ihr Leben auf ihre eigene, zurückgezogene Weise, und ich war in der glücklichen Lage, daran teilhaben zu dürfen.“
„Sie sagten eben, dass Sie heute noch mit Frau Baum telefoniert hätten. Wann war das genau?“
„Um kurz vor sieben.“
„Hat sie vielleicht zu diesem Zeitpunkt angespannter gewirkt als sonst? Konnten Sie etwas Merkwürdiges in ihrer Stimme wahrnehmen?“
„Ich konnte nichts in dieser Richtung feststellen. Sonst wäre ich doch sofort hierher gefahren!“
„Sie haben also mit ihr verabredet, dass Sie jetzt hierher kommen würden?“
„So ist es.“
„Haben Sie diese Vereinbarung bei dem eben erwähnten Telefongespräch getroffen?“
„Nein, das hatten wir schon vorher gemacht. Bei dem Telefongespräch wollte Greta mich lediglich daran erinnern, ihr die neue Madonna-CD mitzubringen. Sie ist … sie war ein großer Fan der Sängerin.“
Trader zog die besagte CD aus seiner Jackentasche und warf sie auf den Esstisch. Mit Blick auf den festlichen Adventskranz fuhr er fort: „Wir haben fünf Minuten lang telefoniert. Sie sagte, dass sie sich auf mich freue und hier ein Abendessen für uns vorbereiten würde.“ Sein Tonfall war während dieser Worte immer mehr zu einem erstickten Flüstern geworden.
„Wo wohnen Sie, Herr Trader?“, fragte Nora ihn dann so plötzlich, dass er zunächst stutzte.
„Wo ich wohne? In der Kopernikusstraße . Warum? Was hat das mit dem Mord an meiner Freundin zu tun?“
„Die Kopernikusstraße liegt im äußersten Westen der Stadt, in Groß Ellershausen nicht wahr?“
„Ja, das stimmt.“
„Waren Sie daheim, als Sie das Telefongespräch mit Ihrer Freundin geführt haben?“
„Ja.“
„Wie lange brauchen Sie von Ihrer Wohnung bis hierher?“
„Knapp zehn Minuten mit dem Auto.“
„Verstehe.“ Nora überlegte kurz. „Wissen Sie zufällig, ob Ihre Freundin heute Besuch hatte?“
Trader fuhr sich mit seiner rechten Pranke durch das hochroteGesicht und antwortete: „Ich glaube nicht. Zumindest ist mir in dieser Hinsicht nichts bekannt. Aber selbst wenn. Ich kenne fast alle Menschen, mit denen Greta regelmäßig Kontakt hatte. Von diesen ist ganz gewiss keiner in der Lage, einen kaltblütigen Mord zu begehen. Ganz davon abgesehen, dass niemand ein Motiv hatte.“
Nora sah Trader an. „Da Sie Frau Baums Freund waren, gehen wir sicherlich recht in der Annahme, dass Sie öfters hier in der Wohnung waren?“
„Das kann man so sagen. Aber was hat diese Frage nun wieder zu bedeuten?“
„Wir müssen Sie bitten, sich von unseren Kollegen Ihre Fingerabdrücke abnehmen zu lassen.“
„Haben Sie einige Abdrücke hier gefunden, die dem Täter gehören könnten?“
Nora trat einen Schritt vor. Sie ignorierte Traders Erkundigung und fragte ihn: „Rauchen Sie?“
„Ob ich rauche? Also, so langsam verstehe ich gar nichts mehr. Ihre Fragen scheinen mir konfus und belanglos zu sein.“
„Rauchen Sie oder nicht?“
„Nein, ich rauche nicht. Ich habe noch nie geraucht und ich trinke nur äußerst selten Alkohol. Aber mir reicht das jetzt. Das ist mir alles zu viel. Ich muss diese Horrornachricht von Gretas Ermordung erst einmal verdauen! Danach können Sie mich immer noch befragen.“
„Sie haben recht. Wir danken Ihnen für Ihre bisherigen Auskünfte und melden uns wieder bei Ihnen, sobald wir weitere Fragen haben.“
Die Ermittler wollten Trader zum Abschied aufmunternd zunicken, doch der Kahlkopf sah Thomas plötzlich aufmerksam an und fragte: „Habe ich Sie hier nicht schon öfters gesehen?“ Er überlegte
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