'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
wahrscheinlich sogar darüber freuen, wenn sie verbal zurückschießen würde.
Um dies zu vermeiden, wollte Nora ihm gerade höflich versichern, dass sie die Ergebnisse der Laboruntersuchungen abwarten würde, als auf einmal eine Männerstimme durch den Flur tönte: „Greta?! Wo bist du? Was ist passiert? Antworte mir, Schatz!“
7
Ein glatzköpfiger Mann stürmte in das Wohnzimmer. Offenbar war er durch die Absperrung gestürmt und hielt nun Ausschau nach Greta. „Wo ist sie? Wo ist mein Schatz? Was ist mit ihr passiert?!“
„Beruhigen Sie sich zunächst einmal“, forderte Nora ihn auf.
Doch der Mann entgegnete ungeduldig: „Aber ich bin Gretas Freund! Mein Name ist Dieter Trader. Sagen Sie mir, wo sie ist! Geht es ihr gut?!“
Nora sah zu Tommy, der im selben Moment einen Schritt auf Trader zumachte und seiner Kollegin zunickte; Trader schien der Mann zu sein, den er vorhin im Badezimmer als potenziellen Freund von Greta Baum erwähnt hatte.
In einem möglichst mitfühlenden Tonfall erklärte Tommy dem Kahlkopf: „Es tut uns sehr leid, aber wir müssen Ihnen eine schlimme Nachricht überbringen, Herr Trader.“
„Welche Nachricht? Was ist los? Sagen Sie’s schon!“
„Ihre Freundin wurde heute Abend ermordet. Sie ist tot. Es tut uns wirklich sehr leid.“
Im Bruchteil einer Sekunde erblasste Trader. Er hielt sich an einem Holzstuhl fest und schnappte nach Luft.
„Ermordet?“, flüsterte er, ehe er sich setzte. „Aber … aber wer hat meine Kleine ermordet? Wer war es? Und warum?“
„Das wissen wir leider noch nicht. Aber wir werden alles in die Wege leiten, um es so schnell wie möglich herauszufinden.“
„Ich verstehe das nicht. Ich habe vor einer Stunde noch mit Greta telefoniert. Es war alles in Ordnung! Sie wirkte quicklebendig, hat sich so auf unseren gemeinsamen Abend gefreut!“ Eine Träne löste sich in seinem rechten Augenwinkel.
„Sie wollten sich heute Abend mit ihr treffen?“
„Ja, wir wollten uns hier treffen. Hier und jetzt. Ich begreife das nicht. Wieso wurde sie -“ Er brach jammernd ab und stützte den Kopf in seine Hände.
Nach einer kurzen Phase der Stille räusperte Thomas sich und fragte: „Haben Sie möglicherweise eine Idee, wer Ihre Freundin ermordet haben könnte? Gibt es unter Umständen eine oder gar mehrere Personen, mit denen Frau Baum Streit hatte?“
Trader schüttelte den Kopf. „Mir fällt keine Menschenseele ein. Greta war eine schüchterne, zurückhaltende Frau. Sie war zu allen Leuten stets nett und freundlich. Sie kann überhaupt keine Probleme mit jemandem gehabt haben. Sie hasste Streitigkeiten über alles.“
„Wie lange kannten Sie Frau Baum schon? Wie lange waren Sie mit ihr zusammen?“
„Seit circa sechs Monaten kannte ich sie. Genauso lange waren wir ein Paar. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zwar sind sechs Monate keine lange Zeit, trotzdem fühlte ich von Anfang an eine ganz bestimmte Verbindung zu Greta. Es kam mir so vor, als hätte ich sie schon ewig gekannt. Wir waren gleich auf derselben Wellenlänge. Damals lernten wir uns in einer Bar kennen und verguckten uns prompt ineinander.“
„Verstehen Sie meine nächste Frage bitte nicht falsch, aber können Sie mir sagen, wo Sie heute Abend zwischen 19 und 19 Uhr 30 waren?“
„Das kann doch jetzt nicht Ihr Ernst sein! Ich habe gerade erfahren, dass meine Freundin ermordet wurde, und was machen Sie? Sie verdächtigen mich?! Warum? Weil ich eine Glatze habe? Ist das der Grund? Passe ich nicht in die Vorstellung Ihrer schönen, engstirnigen Welt? Bin ich aufgrund meiner äußeren Erscheinung automatisch ein Krimineller?!“
Nora hob beschwichtigend die Hände. „Nein, so war das nicht gemeint. Diese Frage ist reine Routine. Ich muss Sie Ihnen leider stellen. Und es ist doch sicherlich auch in Ihrem Interesse, den Verantwortlichen für diese abscheuliche Tat so rasch wie möglich zu fassen, nicht wahr?“
„Ja, aber haben Sie schon einmal etwas von Taktgefühl gehört? Hätten Sie mir nicht erst einmal ein wenig Zeit für mich geben können?!“ Trader wischte sich über sein Gesicht. Dann schniefte er kopfschüttelnd. Schließlich erklärte er: „Ich war zur fraglichen Zeit in meiner Wohnung.“
„Waren Sie dort alleine oder kann das jemand bezeugen?“
„Ich war dort alleine“, fauchte Trader. „Sie glauben wirklich, dass ich etwas mit diesem Mord zu tun haben könnte, was? Warum sollte ich denn die Frau töten, die ich über alles auf der Welt geliebt
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