'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Intelligenzbestie vermutest. Zuweilen ist die nächstliegende Möglichkeit die richtige. Warten wir also ab, was das Labor für uns herausfindet.“
„Ich möchte lediglich jede mögliche Tatvariante überdenken, bevor wir sie leichtfertig verwerfen“, widersprach Nora. Dann wandte sie sich wieder an Fund: „Gibt es hier noch etwas anderes? Eine weitere Spur?“
„Noch habe ich keine gefunden, aber der Abend ist noch jung.“
Nora räusperte sich. „Befragen unsere Kollegen eigentlich schon die Nachbarn und Anwohner, Tommy?“
„Ja, aber das wird sicherlich noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Hier leben schließlich viele potenzielle Zeugen in unmittelbarer Nähe.“
Die Kommissarin seufzte. Kurz darauf sah sie hinüber zur Terrasse und schüttelte erneut ihren Kopf. „Ich werde das Gefühl nicht los, dass etwas an diesem Tatort nicht stimmt. Irgendetwas ist an dieser ganzen Szenerie faul. Das spüre ich.“ Sie biss sich auf die Unterlippe.
„Aber ich weiß einfach nicht, was es ist.“
8
Zeit ist Geld. Und ich bin nicht sehr reich.
Dieser Gedanke schoss dem Mörder durch den Kopf, während er in seinem Suzuki durch die verlassenen Straßen Göttingens tingelte. Da es mittlerweile drei Uhr in der Nacht war, verspürte er eine ungewohnte Freiheit. In dem Wissen, dass der Großteil der Bevölkerung bereits seelenruhig schlummerte, genoss er diesen Moment in aller Ausgiebigkeit. Ihn beschlich sogar das erhabene Gefühl, dass ihm die ganze Welt zu Füßen lag. Er bestimmte den Rhythmus des Lebens. Er allein entschied über Leben und Tod.
Kein anderer Mensch kann mir hinsichtlich einer perfekten Mordserie das Wasser reichen. Alle anderen sind zu langweiligen, routinierten Leben verdammt. Ohne Aufregung, ohne Spaß, ohne Risiko. Wie abgestumpft muss man sein, um sich damit zufrieden zu geben?
Nach einer fünfminütigen Fahrt bog der Mörder in die Brüder-Grimm-Allee am östlichen Stadtrand ein. Als er die Mitte der Straße erreichte, verringerte er seine Geschwindigkeit.
Es ist wieder soweit. Das zweite Opfer wartet schon auf mich. Daher will ich es nicht länger schmoren lassen.
Er stoppte den Suzuki am rechten Straßenrand, schaltete den Motor aus und schlüpfte in die kalte Nacht hinaus. Es mussten bestimmt sechs Grad unter Null sein, doch der Mörder war aufgrund seiner Vorfreude auf seinen zweiten Mord ausreichend erwärmt. Seine dicke Jacke, die lange Winterhose und die Handschuhe taten ihr Übriges, um ihn diesen wahnsinnigen Moment trotz der Kälte genießen zu lassen.
Lautlos schloss er die Fahrertür hinter sich und sah sich um. Weit und breit war keine Menschenseele zu sehen. Er nickte zufrieden und ging auf ein weißes Haus mit Walmdach zu. Dieses grenzte direkt an den Bürgersteig.
Drei Stufen musste der Mörder erklimmen, um unmittelbar vor der Haustür zu stehen und seinen nächsten Mord im wahrsten Sinne des Wortes einzuläuten.
Bevor er auf den Klingelknopf drückte, vergewisserte er sich noch einmal davon, dass kein unerwünschter Zeuge in der Nähe war und ihn bei seiner zweiten Bluttat beobachtete.
Sicher ist sicher.
Wie erwartet konnte er niemanden entdecken. Die Rollladen der umstehenden Häuser waren allesamt heruntergelassen. In einiger Entfernung hörte er zwar eine Gruppe Jugendlicher grölen, aber das kümmerte ihn nicht weiter. Zumal sich die anstößigen Rufe der Halbstarken immer weiter von seinem Standpunkt entfernten.
Er lächelte zufrieden. Dann klingelte er bei seinem Zielobjekt an. Nicht ein Mal, nicht zwei Mal. Er klingelte Sturm. Wie ein Irrer drückte er unzählige Male auf den Klingelknopf des Hauses.
Als sich die Tür nach zwei Minuten öffnete, erschien ein völlig übermüdeter Mann von 42 Jahren auf der Schwelle. Er trug einen grünen Bademantel. Seine blonden Haare waren vollkommen zerzaust.
„Was zum Teufel soll dieser Mist?! Wer sind Sie? Was wollen Sie mitten in der Nacht?!“, posaunte der Mann außer sich vor Wut.
„Entschuldigung, aber ich werde Sie jetzt töten.“ Mit einer blitzschnellen Bewegung griff der Mörder zu seinem Messer am Gürtel.
„Soll das ein Witz -?“
Der überrumpelte Hausbesitzer kam nicht mehr dazu, diese Frage ganz auszusprechen, denn in Windeseile rammte der Mörder ihm sein Messer in die Brust. Die Augen des 42-Jährigen weiteten sich. Er stieß einen undefinierbaren Laut aus. Blut floss aus der Einstichwunde, während der Mörder die Klinge immer tiefer in die Brust des Mannes presste.
Das Opfer konnte nicht
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