'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
sie eiskalt ein. Jetzt und hier.
Zwar war Nora immer klar gewesen, dass Max früher oder später wieder vor ihrer Tür stehen würde. Doch sie hätte niemals damit gerechnet, dass dieser Tag so plötzlich käme.
Aber wie kann er eigentlich schon wieder hier sein? Wie ist das möglich?! Es waren doch erst sechs Jahre!
Die Vergangenheit mit Max hatte Nora noch jahrelang nach seiner Verhaftung verfolgt. Nachdem er vor sechs Jahren überstürzt aus ihrem Leben getreten war, hatte sie sehr lange gebraucht, um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Nicht einmal in ihren schlimmsten Träumen hatte sie sich vorstellen können, dass ihr Exmann eine dunkle Seite besaß. Daher hatte sie auch lange gebraucht, um sich auf einen anderen Mann einzulassen. Erst vor zwei Jahren war sie Timo Lechner begegnet - dem Mann, der nun seit drei Monaten im Koma lag.
Nora schloss für einen kurzen Moment ihre Augen und versuchte sich zu besinnen. Noch immer hoffte sie, dass die letzten Sekunden niemals geschehen waren. Doch als ein zweites Klingeln an der Haustür ertönte, hatte sie die traurige Gewissheit: Max ist definitiv hier . Er ist zurück in meinem Leben. Und er will mich wiederhaben.
„Ich bleibe so lange hier stehen, bis du mir die Tür geöffnet hast“, hörte sie seine Stimme durch den Telefonhörer schallen.
Sie legte den Hörer beiseite und schaute durch ihren Flur auf die Haustür.
Dann schritt sie los.
Vor der Tür straffte sie ihr Kreuz, ballte ihre Hände zu Fäusten und griff zur Klinke.
„Na endlich!“, fauchte Max sie mit seiner markanten Bassstimme an. „Warum hat das so lange gedauert?! Treib keine Spielchen mit mir, okay?! Das haben wir schon hinter uns!“
Schweigend ließ Nora diesen ersten Wutanfall über sich ergehen. Sie sah Max in die Augen und hielt seinem störrischen Blick stand. Ihr Exmann trug eine rote Winterjacke, dazu eine dunkelblaue Jeans. Mit seinen eins neunzig und 105 Kilogramm war er zweifellos eine bullige, imposante Erscheinung. Breite Schultern, muskulöse Oberarme und eine trainierte Brust ließen ihn selbst unter der dicken Jacke wie einen professionellen Boxer erscheinen. Auch wenn Nora ihn nicht so muskulös in Erinnerung hatte, verblüffte sie sein Erscheinungsbild keineswegs. Immerhin hatte er in den letzten sechs Jahren genug ‚Freizeit’ gehabt, um seinen Körper entsprechend zu formen.Aufgrund dieser Zeitspanne erstaunten sie auch seine raspelkurzen Haare und die relativ fahle Gesichtsfarbe nicht. Lediglich die grünen Augen und die leicht abstehenden Ohren hatte sie noch annähernd so in Erinnerung wie sie sie nun vor sich sah. Und diesen Anblick konnte sie kaum ertragen. Zu viele negative Assoziationen wurden allein durch Max’ Erscheinung wieder in ihr hochgewirbelt.
Daher baute sie sich abweisend vor ihm auf und entgegnete: „Wieso bist du hier?“
„Wie oft muss ich dir das noch sagen?! Ich will dich wiederhaben!“
„Du weißt, wie ich das gemeint habe! Wie kannst du -“
„Ach so, da wunderst du dich, was?“, unterbrach Max sie. „Ich wurde wegen guter Führung vorzeitig entlassen. Das hättest du wohl nicht gedacht, hm? Aber so ist es nun einmal. Ja, wegen guter Führung ! Ich bin eben ein netter Kerl! Ich habe nur dieses kleine Problem: Wenn ich etwas wirklich haben will, dann hole ich es mir auch. Selbst wenn ich dafür über Leichen gehen muss.“ Er trat einen Schritt vor, sodass Nora sein herbes Aftershave riechen konnte.
Wegen guter Führung vorzeitig entlassen , wiederholte sie erschüttert in Gedanken. Kann das wirklich wahr sein? Oder ist Max etwa ausgebrochen? Ist er ein unzurechenbarer Häftling auf der Flucht?!
„Ich habe mittlerweile ein neues Leben begonnen, Max.“
„Das interessiert mich nicht, Schätzchen. Ich will unser altes Leben zurück. Ich will es jetzt! Und mir ist egal, wie ich es kriege, hast du verstanden?!“ Er trat einen weiteren Schritt näher, stand nun nur noch wenige Zentimeter von Nora entfernt. Doch die 37-Jährige bewegte sich nicht von der Stelle. Sie blickte ihm in die Augen und erwiderte: „Du wirst unser altes Leben niemals zurückholen können. Ich habe mit dir abgeschlossen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Und jetzt verlass mein Grundstück und komm nie wieder.“
„So läuft das nicht!“, schrie Max und erhob seinen rechten Zeigefinger. Dann sprang er vor und schlug gegen die Haustür.
Nora zeigte noch immer keine Regung, obwohl sie immer nervöser wurde. Sie wusste nicht, wozu dieser Mann
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