'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Ratte und ich werde dafür sorgen, dass diese Stadt von Mistviechern wie dir bereinigt wird.“
Der Mörder griff zu seinem Gürtel, zog ein zweites Messer hervor und hielt es der Frau entgegen. „Ist dir bewusst, was ich mit so einem Messer alles anstellen kann?“
Die Frau ließ urplötzlich die Bettdecke fallen und hechtete zu den Rollladen. Sie stürzte sich wie ein wildes Tier auf deren Band, doch der Mörder hatte diesen Zug längst vorausgesehen. Er brauchte nicht einmal zwei Sekunden, um sich auf sein Opfer zu schmeißen und es mit sich zu Boden zu reißen.
„Nein, nicht! Nein!“, flehte die Frau, während sie auf den Teppich knallte. „Ich mache alles, was Sie wollen! Versprochen! Aber lassen Sie mich am Leben! Bitte!“
Der Mörder wirbelte die Frau herum, sodass sie auf dem Rücken vor ihm lag. Dann setzte er sich mit seinem ganzen Gewicht auf ihren Bauch und hielt ihr das Messer unter die Kehle. Sie strampelte mit den Armen und Beinen, doch gegen die Kraft des Mörders konnte sie nichts ausrichten. Sie war ihm hilflos ausgeliefert.
„Du machst alles, was ich will?!“, brüllte er sie an.
„Ja, ich garantiere es! Alles!“
„Das ist gut. Denn ich möchte, dass du für mich stirbst.“
Im nächsten Moment stach der Mörder reuelos zu.
9
A n diesem Samstagmorgen saß Nora unruhig in ihrer Küche und schlang ihren Kaffee herunter. Dabei verriet ihr ein Blick auf die Radiouhr, dass es zehn nach acht war. Genau in diesem Moment rieselten draußen vor ihrem Fenster die ersten Schneeflocken zur Erde hinab.
Doch obgleich Nora den Winter mit all seinen Facetten in der Regel sehr genoss, konnte sie sich in diesem Moment nicht über die ersten Flocken freuen. Gedanklich war sie nämlich sowohl bei Timos kritischem Gesundheitszustand als auch bei dem gestrigen Mordfall samt Tommys Gehirnerschütterung. Einmal mehr kam sie zu der Überzeugung, dass eine Katastrophe niemals alleine auftauchte.
Immer kommt alles Schlechte auf einmal! Immer!
Nach wenigen Sekunden nahm sie den letzten Schluck ihres Kaffees, legte ihre Hände auf die Knie und schloss die Augen. In Gedanken sah sie Timo vor sich. Ohne Bewusstsein lag er in diesem deprimierenden Krankenhauszimmer und rang um Leben und Tod. Das Schlimmste an diesem Horrorszenario war die Tatsache, dass Nora nichts unternehmen konnte, um diesen Umstand zum Guten zu wenden. Es lag nicht in ihrer Macht, Timo zurück ins Leben zu holen. Diese Hilflosigkeit trieb sie nahezu an den Rand der Verzweiflung. Sie wünschte sich so sehr, noch heute in die Klinik fahren und Timo wieder aufwachen lassen zu können. Doch das konnte sie nicht. Es war unmöglich. Ihr sehnlichster Wunsch wurde ihr nicht erfüllt.
Da Nora aus diesem Grund völlig am Boden zerstört war, überhörte sie für lange Zeit das Klingeln ihres Telefons. Erst nach einer halben Minute schien sie wieder aus ihren beklemmenden Gedanken in die Realität zurückzukehren und das Schellen wahrzunehmen.
„Ja? Hier Feldt?“, meldete sie sich kaum hörbar, nachdem sie ins Wohnzimmer gegangen war und den Hörer abgenommen hatte.
Anfänglich rauschte es in der Leitung. Dann knackte es. „Nora?“, vernahm sie schließlich eine Männerstimme, die ihr prompt das Blut in den Adern gefrieren ließ. „Nora? Hörst du mich? Sag doch etwas. Oder hat es dir die Sprache verschlagen?“
„Was … was willst du? Was zum Teufel willst du?!“
„Kannst du dir das nicht denken?“
Nora schloss die Augen und betete, dass sie sich dieses Gespräch nur einbildete. Doch die Männerstimme fuhr unnachgiebig fort: „Ich will dich , Nora! Und ich werde dich auch bekommen. Niemand kann mich daran hindern! Niemand!“
Max’ Worte sausten wie Torpedos durch Noras Kopf. Unwillkürlich musste sie sich eingestehen, dass sie Angst hatte. Grenzenlose Angst, weil sie nicht wusste, wozu ihr Ex-Gatte fähig war und wie es überhaupt sein konnte, dass er telefonisch mit ihr Kontakt aufnahm.
„Die Zeit ist endlich gekommen, Liebling“, fuhr er lachend fort. „Öffne mir bitte deine Haustür. Und zwar sofort.“
In der nächsten Sekunde vernahm Nora das laute Läuten ihrer Türklingel.
Postwendend machte ihr Herz einen Satz. Ihr Puls stieg rasant an. Sie konnte nicht glauben, was soeben passierte. Gegen ihren Willen fuhr sie bei dem Gedanken an das Wiedersehen mit ihrem Exmann in sich zusammen. In den letzten Jahren hatte sie so sehr gehofft, ihm nie wieder begegnen zu müssen. Doch in diesem Moment holte ihre Vergangenheit
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