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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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natürlich ungemein. Danke.“
    „Sie hatten ein gutes Verhältnis zu Ihrem Vater?“, ignorierte Tommy Marios sarkastische Bemerkung.
    „Selbstredend! Wir haben uns super verstanden. Er war wie ein Freund für mich. Ich konnte mit ihm über alles reden, konnte ihm alles anvertrauen, alles mit ihm unternehmen.“
    „Ich muss Ihnen die nächste Frage leider trotzdem stellen: Wo waren Sie zwischen -“
    „Das ist jetzt nicht Ihr Ernst, oder?! Wollen Sie wirklich wissen, ob ichmeinen Vater ermordet habe?! Ich hatte doch überhaupt kein Motiv! Ich habe meinen Vater geliebt. Er war ein Held für mich. Er war fast sechzig Jahre alt, aber immer noch so fit wie eh und je! Er war ein lebensfroher, positiver Mensch und hat mich genau diese Freude gelehrt! Er war mein Vorbild !“
    „Ich wollte damit keineswegs andeuten, dass Sie etwas mit dem Mord zu tun haben könnten“, stellte Thomas richtig. „Denn wie gesagt: Ihr Vater ist nicht das primäre Ziel des Mörders gewesen. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Dennoch muss ich wissen, wo Sie waren. Das ist Routine.“
    „Einfach unglaublich. Dort draußen läuft ein Mörder herum und Sie sitzen hier bei uns im Warmen, lassen es sich gut gehen und wollen allen Ernstes von mir wissen, wo ich zur Tatzeit gewesen bin.“
    Thomas schwieg. Er faltete seine Hände und wartete geduldig auf Marios Aussage.
    „Also schön“, stöhnte dieser schließlich. „Zwischen 18 und 20 Uhr war ich in meinem Zimmer und habe World of Warcraft gezockt. Danach habe ich in der Küche zu Abend gegessen und mir mit meiner Mutter und meiner Schwester einen Krimi im Fernsehen angeschaut. Reicht das als Alibi? Sind Sie jetzt zufrieden?“
    Thomas nickte. „Ich danke Ihnen.“

21
    Als Nora und Tommy um kurz nach 23 Uhr das Haus der Meiers wieder verließen, atmeten sie mehrmals tief durch. Eine Mordnachricht zu überbringen gehörte zu den schlimmsten Aufgaben, die ihr Beruf mit sich brachte. Selbst für erfahrene Ermittler wie sie war es unmöglich, eine so große emotionale Distanz zu dem Kummer der Angehörigen aufzubauen, dass dieser sie nicht berührte.
    „Ich bin mir nicht sicher, ob Gertrud an dieser Hiobsbotschaft nicht tatsächlich noch zerbrechen wird“, gab Nora ihre Befürchtung kund. „Sie scheint mir nämlich generell eine labile Persönlichkeit zu sein. Und jetzt auch noch dieser herbe Schlag.“
    „Ja, es ist durchaus möglich, dass sie in den nächsten Stunden oder Tagen noch einen Nervenzusammenbruch erleiden wird. Wenn du mich fragst, dann war selbst die harte Fassade des Sohnes nur aufgesetzt. Fraglos überwiegt bei ihm momentan der Hass und die Wut auf den Täter. Aber sobald der Junge eingesehen hat, dass Rache keine angemessene Antwort auf die Bluttat ist, wird er sich mit seinen tieferen Gefühlen auseinandersetzen müssen. Ob er damit umgehen kann, wird sich auch erst noch zeigen.“
    Während die beiden das Grundstück der Meiers verließen, teilte Nora ihrem Kollegen mit: „Gertrud hat mir übrigens noch erzählt, dass sie, Nicole und Mario zur Tatzeit gemeinsam einen Krimi im Fernsehen geschaut hätten. Außerdem sagte sie, dass ihr Mann ein überaus erfolgreicher Anwalt in der Gemeinschaftskanzlei Fairtex gewesen sei. Allerdings hätte er dort vor vier Monaten gekündigt, weil er bestimmte Machenschaften der Kanzlei nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. Seit dieser Zeit hätte er keinen Job mehr gehabt. In der sportlichen Aktivität hat er seine ganze Wut über die Kanzlei abgebaut. Nach und nach hätte er sich jedoch so tief in diese Marathon-Idee hineingesteigert, dass Gertrud befürchtet hat, er würde es langsam aber sicher übertreiben.“
    Thomas stieß einen Seufzer aus. „Es passiert leider sehr schnell, das gesunde Maß aus den Augen zu verlieren.“
    Die beiden stiegen in Noras Ford und schlossen die Türen hinter sich. Dabei bemerkten sie nicht, dass an der Hauswand der Meiers ein Schatten erschien. Im Licht der Straßenlaternen war dieser zwar deutlich zu erkennen, doch Nora und Thomas waren so sehr in ihr Gespräch vertieft, dass sie kaum etwas um sich herum wahrnahmen.
    „Hat Nicole dir auch noch etwas mitgeteilt?“, wollte Tommy von seiner Kollegin wissen.
    „Ja, angeblich wäre ihr Vater ein Vorbild für sie gewesen, da er in seinem Alter noch immer voller Elan und Freude durchs Leben gegangen sei. Er hätte sie viel von dieser Freude ‚gelehrt’. Das hat sie wortwörtlich so gesagt, wenngleich mir das Ganze recht eigenartig

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