'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
glatt in Tommys Büro stehen. Auch die Tatsache, dass er vorhin geistesabwesend am Fenster gestanden hat, passt nicht zu ihm. Was ist nur los mit ihm? Was steckt hinter all diesen Merkwürdigkeiten?
Thomas nahm die beiden Mappen vom Tisch. Die erste behielt er selbst, die zweite reichte er Nora. Dann setzte er sich vor den Schreibtisch und las den ersten Bericht laut vor: „Anna Kohlhaas war 36 Jahre alt und hatte Blutgruppe AB. Todesursache war der Schuss in die rechte Schläfe. An der linken Schläfe befindet sich eine Austrittswunde. Die Kugel wurde im Gras in der Nähe gefunden. An ihr befand sich Blut von Anna Kohlhaas. Einige Blutspritzer des tödlichen Schusses sind im Gras neben der Blutlache. Folglich lag das Opfer während des Schusses bereits am Boden. Sonst wären die Spritzer weiter entfernt und hätten sich in einem größeren Radius verbreitet.Die Todeszeit liegt zwischen 19 und 19 Uhr 30.“ Seine Augen wanderten zügig über die Zeilen, bis er nach einiger Zeit stockte und murmelte: „Hm, was haben wir denn hier?“
Nora warf ihm einen neugierigen Blick zu. „Was gibt es?“
„Laut Professor Horn wurde die Frau nicht vergewaltigt. Zudem war sie körperlich fit, litt unter keinerlei Gebrechen oder Krankheiten. Aber Horn konnte etwas anderes bei ihr feststellen. Es befanden sich Reste von Chloroform in ihrem Blut.“
„Chloroform? Das bedeutet also, dass der Täter Anna Kohlhaas bei ihr zuhause überfallen und betäubt hatte, um sie anschließend mit einem Fahrzeug in den Grote-Wald zu bringen, wo er sie getötet hat“, erkannte Kortmann.
Nora biss sich auf die Zunge. „Aber die Leichen der beiden ersten Frauen hat der Mörder in deren Wohnungen gelassen. Warum hat er diese Frau nun in ein Waldstück transportiert? Das erscheint mir äußerst seltsam. Denn wäre Manfred Meier dort nicht zufällig bei seinem Training gewesen, dann hätten wir Anna Kohlhaas womöglich erst in einigen Wochen gefunden. Oder war das vielleicht seine Absicht? Sollte dieser Mord für eine gewisse Zeit unentdeckt bleiben?“
Kortmann hob die Achseln. „Zu welchem Zweck?“
„Möglicherweise hat das etwas mit Anna Kohlhaas’ Wohnung zu tun. Befindet sich dort ein bestimmter Gegenstand, den wir nicht finden sollen? Wollte der Mörder unsere Aufmerksamkeit deshalb von der Wohnung ablenken, indem er das Opfer von dort weggeschafft hat?“
Kortmann schüttelte den Kopf. „Das ist unwahrscheinlich, weil wir die Wohnung des Opfers zwangsläufig überprüfen werden. Das ist die herkömmliche Methode, die jeder Idiot von der Straße kennt.“
„Ja, aber wir können die Wohnung eines Opfers eben erst dann überprüfen, wenn wir von der Leiche wissen. Und das hätte in diesem Fall einige Zeit dauern können. Vermutlich hätte diese Zeit dem Mörder ausgereicht, um die Wohnung des Opfers auf den Kopf zu stellen und was-auch-immer zu suchen.“
„Das denke ich nicht. Ein Nachbar, ein Verwandter oder ein Freund von dieser Kohlhaas hätte sich gewiss schnell gewundert, wo sie steckt“, gab Kortmann zu bedenken. „Dann hätte diese Person sich bei uns gemeldet und wir wären schon bald hinter das Verbrechen gekommen.“
„Nichtsdestotrotz sollten die Kollegen die Wohnung des Opfers gründlich durchsuchen. Und zwar schnell“, verlangte Nora.
Das Schwergewicht stöhnte gereizt. „Ich glaube nicht, dass uns das in irgendeiner Weise weiterbringen wird. Aber schön, wie Sie wollen. Ich werde das in die Wege leiten, damit Sie zufrieden sind.“
„Wurde Anna Kohlhaas eigentlich schon überprüft?“, wollte Thomas von Kortmann wissen. „Wo hat sie gearbeitet? Wo ist sie zuletzt gesehen worden? Wie hat der Täter sie aufgreifen und zum Grote-Wald bringen können?“
„Anna Kohlhaas war Bankangestellte. Sie lebte allein. Kein Mann, kein Freund, keine Kinder. Ihre Nachbarn behaupten, sie sei homosexuell gewesen, aber dafür gibt es keine stichhaltigen Beweise. Ansonsten gibt es nichts über sie zu berichten. Sie war eine harmlose Mitbürgerin, hatte keinerlei Vorstrafen. Wo und wann der Täter sie aufgegriffen hat, ist bisher unklar. Wahrscheinlich wird er sie mit einem Fahrzeug zum Grote-Wald gebracht haben. Jedoch konnten keine Reifenspuren in der Nähe des Tatorts sichergestellt werden.“
Nach einer Pause fragte Nora: „Haben die Kollegen mittlerweile auch schon Gregor Friedmann überprüft? Den Bruder von Denise Turm?“
„Ja, der Barkeeper war zum Zeitpunkt des Todes von Greta Baum definitiv in der NC
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