'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
empört.
„Ruhe!“, fauchte Tommy ihn an und trat näher auf ihn zu. „Sie werden später noch genug Zeit haben, um mit uns zu reden. Das verspreche ich Ihnen.“
„Ach, ja? Wie soll ich das verstehen?“
„Als Anwalt wissen Sie das sehr gut.“
„Nein, ich befürchte, ich habe keine Ahnung, was Sie damit meinen, Herr Kommissar.“
Nora begleitete Julia in die Küche. Zeitgleich deutete Thomas dem Anwalt an, ebenfalls zurück ins Haus zu gehen und die Tür zu schließen, damit die Nachbarn dieses Drama nicht bezeugen konnten. Während Nora sich in der Küche um Julia kümmerte, schritt Tommy mit Sattler ins Wohnzimmer.
„Ich garantiere Ihnen nochmals, dass ich meiner Frau nichts angetan habe. Sie dachte, dass ein Einbrecher hier sei. Das ist alles. Die Waffe können Sie also ruhig wieder einstecken. Ihr Auftritt hier ist überflüssig und geradezu peinlich. Ich werde mich bei Ihrem Vorgesetzten beschweren. Darauf können Sie Gift nehmen.“ Sattler positionierte sich neben dem großen Esstisch, der in der vorderen Ecke des Raumes stand. Dann langte er in seine Hosentasche und zog ein Päckchen Zigaretten heraus. Er zeigte sie Thomas und fragte: „Sie haben doch nichts dagegen?“
Ehe Tommy antworten konnte, hatte Sattler sich bereits einen Glimmstängel geschnappt und angezündet.
„Wenn Sie sich bei meinem Vorgesetzten beschweren“, sagte Thomas schließlich, „dann können Sie ihm auch gleich erklären, warum Sie die Überwachungsbänder in Ihrer Kanzlei gefälscht haben.“
Sattler stieß eine Qualmwolke aus und sah den Ermittler an. „Ach, kann ich das?“
„Und vielleicht können Sie mir jetzt bereits erklären, wieso Sie schon hier sind. Haben Sie uns nicht gesagt, dass Sie so viel Arbeit und Stress im Büro hätten?“
„Das ist nicht einfach zu erklären. Ich musste heute -“ Urplötzlich schleuderte Sattler seine brennende Zigarette in Tommys Gesicht, sodass der Ermittler für einen kurzen Moment abgelenkt war. Genau diese Zeit nutzte Sattler, um wie ein Stier in den Flur zu stürmen.
39
„Scheiße! Nora, er haut ab! Er türmt durch den Flur!“, schrie Thomas seiner Kollegin zu, ehe er selbst zur Tür hechtete.
Im Nu riss Nora die Küchentür auf und erblickte Sattler auf der Kellertreppe. „Stehen bleiben! Machen Sie keinen Blödsinn, verdammt! Das hat doch keinen Sinn!“
Sattler ignorierte sie. Schon sprang er die letzten Stufen hinab und spurtete durch den Kellerflur.
„Das gibt es nicht!“, schrie Thomas, als er aus dem Wohnzimmer preschte. „Diesen Mistkerl kaufe ich mir! Der entkommt mir nicht!“ Wie der Blitz stürmte er hinter Sattler her.
Nora wandte sich derweil in die andere Richtung. Sie lief zurück zu Julia und fragte sie: „Wohin führt die äußere Kellertür?“
„W…was? Kellertür? Wieso? Was ist denn nur -“
„Sagen Sie schon!“
„In … in den Garten! Aber wieso -“
Nora sauste wieder aus der Küche und jagte auf das Wohnzimmer zu.
Thomas hatte mittlerweile die Kellertreppe passiert und sah sich einem Flur gegenüber, der sechs Meter lang war. Am Ende des Ganges erblickte er die geöffnete Tür der Waschküche. Sein Blick fiel auf eine Tür in deren Hinterwand, durch die Sattler über eine Außentreppe in den Garten gerannt zu sein schien.
Die Waffe vorgestreckt, rannte Thomas wieder los.
Nora flitzte gleichzeitig durch das Wohnzimmer. Sie hetzte zur Terrassentür, riss diese auf und blickte umher. Hinter einer Steinterrasse befand sich ein großer Teich, auf dem eine Eisschicht zu sehen war. Eine Holzbrücke führte darüber auf ein Rasenstück. Zahlreiche Tannen standen ohne sichtbare Formation auf dem verwilderten Grundstück.
„Sattler?!“, brüllte Nora, während sie jeden Quadratmeter mit ihren Blicken inspizierte. „Geben Sie auf! Es hat keinen Sinn, wegzulaufen! Wir kriegen Sie sowieso! Sie machen alles nur noch schlimmer!“
Ihr kalter Atem stieg auf. Die Hände begannen zu zittern. „Sattler, verflucht!“
Plötzlich ertönte ein lautes Geräusch neben ihr. In Windeseile wirbelte sie herum und hielt die Waffe auf eine männliche Gestalt in drei Metern Entfernung gerichtet.
„Ist er hier?!“, wollte Tommy wissen, nachdem er die Außentreppe neben dem Haus erklommen hatte. Nora schüttelte den Kopf. „Ich habe ihn noch nicht entdeckt.“
Gerade als sie über die Brücke in den hinteren Teil des Gartens vorstoßen wollte, hörte sie im Haus eine Tür knallen. Auch Thomas vernahm den Krach und wirbelte
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