'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
umher.
„Verdammt! Hielt der Kerl sich etwa im Keller versteckt?!“, fragte er aufgebracht, als er Sattler durch das Wohnzimmer im Hausflur sah. Der Anwalt raste auf die Haustür zu und riss sie auf.
Sofort nahmen Nora und Tommy wieder die Verfolgung auf. Sie sprinteten zurück ins Haus, ließen das Wohnzimmer hinter sich und hechteten durch den Flur.
Als sie die Haustür erreichten und in den Vorgarten stürmten, rannte Sattler über den Bürgersteig vor dem Haus und verschwand hinter der Nachbarhecke.
„Jetzt ist er fällig!“, schrie Tommy. Er steckte seine Pistole zurück ins Holster und spurtete quer über den Rasen auf die Blumenbeete zu. Am Ende des Vorgartens machte er einen gewaltigen Satz und sprang über den Gartenzaun. Dabei blieb er jedoch mit dem linken Fuß hängen, riss sich seine Jeans auf und knallte auf den Bürgersteig.
Sattler lief derweil die Straße hinab und verschwand in einer Nebengasse.
Thomas raffte sich langsam wieder auf, hielt sich den linken Unterarm und starrte Sattler hinterher.
Seine Kollegin, die soeben zu ihm gelangte, schüttelte den Kopf. „Wie konnte der Kerl dir entwischen, Tommy? Was ist im Wohnzimmer passiert?!“
Thomas antwortete nicht. Er hielt sich weiterhin seinen Unterarm und atmete tief durch.
„Das kann nicht wahr sein! Du hättest ihn niemals entkommen lassen dürfen! Der ist doch jetzt unberechenbar! Er hat nichts mehr zu verlieren!“, schoss Nora auf ihren Kollegen ein.
„Ich weiß es!“, giftete Tommy zurück. „Ich bin ganz bestimmt nicht stolz auf mich! Aber es ist passiert! Ich kann es nicht mehr ändern!“
Zum ersten Mal seit vielen Jahren sahen die beiden einander hasserfüllt in die Augen.
„Kortmann muss sofort eine Großfahndung nach ihm einleiten!“, bellte Tommy. „Dieser Mistkerl wird uns schon wieder ins Netz laufen! Und wenn ich ihn persönlich unter einem Stein hervorziehen muss!“
Nora fauchte: „Das wäre gar nicht nötig, wenn du eben deinen Job gemacht hättest! So etwas darf einfach nicht passieren! Ich bin enttäuscht von dir, Tommy! Ich bin richtig enttäuscht von dir!“
40
Um 18 Uhr 30 stellte Nora den Motor ihres Fords ab und lehnte sich im Fahrersitz zurück. Sie hatte den Wagen soeben in ihrer Garage abgestellt und schloss nun für wenige Momente die Augen. Ihre Gedanken kreisten zunächst wieder um Timo. In nahezu jeder freien Minute dachte sie an ihren Lebenspartner. Sie hoffte, dass ihre Gedanken dazu beitragen konnten, ihn endlich wieder aus dem Koma aufwachen zu lassen.
Während sie ihn vor dem geistigen Auge im Krankenhausbett liegen sah, legte sie ihre Hände auf die Oberschenkel. Dann begann sie für Timo zu beten. Sie glaubte fest daran, dass Gebete Gott erreichten und dass Er alles in Seiner Macht stehende in die Wege leiten würde, um Timo zurück ins Leben zu holen. Sie war christlich erzogen worden. Seit jeher glaubte sie an Gott und das Wort der Bibel. Zwar ging sie nicht oft in die Kirche, da sie der Ansicht war, keine feste Institution zu brauchen, um ihren Glauben ausleben zu können. Dennoch war sie davon überzeugt, dass es etwas Höheres gab als den Menschen. Eine höhere Macht. Ein höheres Wesen.
Nach einigen Augenblicken öffnete Nora ihre Augen wieder und blickte durch die Scheibe auf die Garagentür, die in ihren Garten führte. Dann griff sie zur Fahrertür, öffnete sie und stieg aus.
Kurz darauf zog sie das Garagentor herunter und begab sich durch den intensiven Schneefall zur Haustür. Während sie ihren Schlüssel aus der Tasche kramte, drehten sich ihre Gedanken um Bernd Sattler. Der Anwalt war noch immer auf der Flucht. Bisher war trotz der anberaumten Großfahndung kein Hinweis auf seinen Aufenthaltsort eingegangen. Auch bei einem Gespräch mit Julia Sattler hatten Nora und Thomas keine hilfreichen Informationen ergattern können. Julia konnte sich partout nicht vorstellen, wo ihr Mann sich aufhielt. Zwar hatte sie den Ermittlern die Namen der besten Freunde und Kollegen ihres Gatten genannt, doch bei keinem dieser Menschen war Sattler bisher aufgetaucht.
Und da Julia am eigenen Leib erfahren musste, wie gewalttätig und unberechenbar ihr Mann sein konnte, ging sie davon aus, dass er tatsächlich der gesuchte Mörder war. Folglich verspürte sie eine so große Angst vor ihm, dass sie umgehend einige Sachen zusammengepackt und sich auf den Weg zu ihren Eltern nach Kiel gemacht hatte. Dabei hoffte sie, dass Bernd diesen Schritt nicht voraussah.
Vor ihrer Abfahrt hatte sie
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