'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
doch im selben Augenblick sah Julia das Brotmesser unter einem der Küchenstühle liegen. Sie stieß sich mit den Füßen ab, um in dessen Reichweite zu gelangen. Anschließend schleuderte sie ihren Körper herum und sah ebenso ängstlich wie wutentbrannt zu Bernd. Er erhob sich simultan und bleckte die Zähne. „Was hast du jetzt vor? Willst du mich mit dem Messer etwa verletzen? Willst du mich damit vielleicht sogar töten ? Mit diesem lächerlichen Spielzeug?“
Er trat einen Schritt vor, woraufhin Julia ebenfalls eine schnelle Bewegung auf ihn zumachte. Erschrocken wich Bernd zurück. Jetzt erst schien er zu realisieren, dass seine Frau tatsächlich dazu fähig war, ihn anzugreifen. Sie war wild entschlossen, sich bis zum Äußersten zu verteidigen. Mit purer Gewalt, wenn es sein musste.
Von dieser Courage überrascht, taumelte Bernd zurück. Derweil rappelte Julia sich auf die Knie. „Ich warne dich, Bernd! Wenn es sein muss, dann steche ich zu. Das schwöre ich dir. Wie kannst du Schwein mich nur mit dieser billigen Schlampe aus der Kanzlei betrügen?! Andrea ist die Sekretärin deines Kollegen, verdammt! Sie ist nicht einmal ansatzweise so -“
„Pass gut auf, was du jetzt sagst! Andrea ist alles, was du nicht bist! Du wirst niemals ihre Klasse haben! Sie ist weit über deinem Niveau!“
Während Julia sich Schritt für Schritt in den Flur zurückzog, trat Bernd wieder vor und folgte ihr.
„Warum hast du mich dann überhaupt geheiratet?!“, keifte Julia.
„Das hast du wirklich nicht begriffen? Ich liebe Macht . Grenzenlose Macht. So gut solltest du mich doch wohl kennen! Indem ich dir deine Therapie bezahlte, habe ich dich von mir abhängig gemacht. Du bist mein Eigentum! Du gehörst mir! Und du wirst mir ewig für meine Unterstützung dankbar sein! Hast du das verstanden?!“
Als beide im Flur anlangten, klingelte es an der Haustür, die sich drei Meter hinter Bernd befand.
„Was machst du nun, hm?“, wollte er von Julia wissen. „Benimmst du dich jetzt wieder wie ein zivilisierter Mensch oder wird es gleich sehr peinlich für uns?“
Doch es war bereits zu spät. Als er sich umdrehte, sah er Nora Feldt an der Scheibe neben der Tür. Kaum erkannte die Kommissarin, dass Julia Sattler ein Messer in der Hand hielt, da schnappte sie sich ihre Waffe. „Polizei! Öffnen Sie die Tür, Sattler! Sofort!“
Sattler schlug wütend mit der Faust gegen die Wand. „Verdammter Mist! Alles deinetwegen, du dummes Huhn!“, blaffte er seine Frau an, die dankbar zu Nora schaute.
„Ich komme schon! Keine Aufregung! Es ist alles okay!“, garantierte Sattler der Kommissarin mit aufgesetzter Gelassenheit, ehe er sich zur Tür begab und diese öffnete. Dann erst sah er, dass auch Noras Kollege Thomas Korn vor dem Haus stand und ebenfalls schon seine Dienstpistole gezogen hatte.
„Ganz ruhig! Sie schätzen die Situation völlig falsch ein.“
„Natürlich“, entgegnete Nora kühl, während sie ihren Blick zu Julia schweifen ließ, die noch immer aufgelöst im Flur stand. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung? Geht es Ihnen gut?“
Im selben Moment brach Julia unverhofft in Tränen aus und sank auf die Knie. Dabei ließ sie das Brotmesser auf die Fliesen fallen.
„Das nennen Sie also ‚okay’?“, fuhr Nora den Anwalt an, bevor sie an ihm vorbeischritt und sich zu Julia begab. Thomas hielt Sattler unterdessen mit seiner Waffe in Schach.
„Das ist alles ein großes Missverständnis“, erklärte der Anwalt erneut im geschäftsmäßigen Tonfall. „Ich bin vor wenigen Augenblicken heimgekommen und habe meine Frau bereits derart aufgeregt angetroffen. Sie glaubte, dass ein Einbrecher hier im Haus sei. Ist es nicht so, Schatz? Erzähl den Kommissaren, dass es sich so abgespielt hat. Sonst denken die noch, ich hätte dir etwas angetan. Dabei hast du es doch gut bei mir. Stimmt das etwa nicht, Julia?“
Nora beugte sich zu der Frau herab und sah ihr in die rot unterlaufenen Augen. „Frau Sattler? Mein Name ist Feldt. Ich bin von der Kripo. Es ist alles in Ordnung. Sie haben nichts mehr zu befürchten.“
„Es gibt auch nichts zu befürchten!“, rief Sattler.
„Sie haben jetzt Sendepause!“, informierte Thomas den Anwalt, der diesen Befehl lediglich mit einem schmierigen Lächeln quittierte.
Nora half Julia wieder auf die Beine. „Hat Ihr Mann Sie bedroht, Frau Sattler? Hat er Sie vielleicht sogar geschlagen, Sie angegriffen?“
„Absoluter Blödsinn! Ich liebe meine Frau!“, schrie Sattler
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