'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
den Kommissaren noch mitteilen können, dass Bernd sie mit der Sekretärin eines seiner Kollegen betrog. Das hätte sie von einem Privatdetektiv erfahren, den sie engagiert hatte, um den Anwalt die letzten drei Wochen fast rund um die Uhr zu beschatten. Doch auch bei seiner Affäre war Sattler bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht aufgekreuzt. Die Kommissare konnten sich auch nicht vorstellen, dass er so dumm war, in dieser Situation bei einer ihm bekannten Person zu erscheinen.
Doch Nora wusste auch, dass es für ihn so gut wie kein Entkommen gab. Egal, wo er sich verkroch, früher oder später würden sie ihn finden. Daran gab es keinen Zweifel.
Mit dieser Überzeugung schloss sie die Haustür auf, warf ihren Schlüssel in eine Schale auf der Flurkommode und ging in die Küche, wo sie sich zunächst ein Glas Wasser gönnte.
Als sie kurz darauf ihr Schlafzimmer betrat, zog sie bereits ihren Pullover und ihre Hose aus. Dann schnappte sie sich frische Kleidung aus ihrem Wandschrank. Farblich machte ihre Wahl keinen Unterschied; in ihrem Schrank gab es fast nur schwarze und weiße Kleidungsstücke. Nora war der Auffassung, dass ihre äußere Erscheinung stets Autorität ausstrahlen sollte. Thomas trug hingegen häufig farbenfrohe T-Shirts und Pullover. Hauptsache bequem , war sein Motto in dieser Hinsicht.
Während Nora an das bunte Hawaiihemd dachte, in dem Tommy vor zwei Jahren wahrhaftig im Büro aufgekreuzt war, musste sie umgehend lächeln. Sie wusste, dass ihr Kollege unbekümmert in jeden neuen Tag hineinlebte. Er nahm das Leben so, wie es kam, ohne sich allzu viele Gedanken oder Sorgen zu machen.Nora war diesbezüglich von Geburt an anders gestrickt. Sie dachte stets über ihre Handlungen und Äußerungen sowie deren mögliche Folgen nach. Im Gegensatz zu Tommy, den sie als ‚Bauchmenschen’ bezeichnete, sah sie sich selbst als ‚Kopfmenschen’ an.
Eigentlich sind wir grundverschieden , schoss ihr durch den Kopf, ehe sie ins Bad ging, um die Dusche aufzudrehen. Trotzdem sind wir ein Spitzenteam . Zudem kenne ich ihn wie kaum einen anderen. Wahrscheinlich öffnet er sich in diesem Moment eine Flasche Bier und schaut sich seine Lieblingsserie ‚Die Simpsons’ auf DVD an. Genau wie ich kann er mit den ganzen Krimi- und Mysteryserien nicht viel anfangen. Schließlich haben wir mit Verbrechen schon genug im wahren Leben zu tun. Nora trat unter den Wasserstrahl der Dusche. Oder er liegt entspannt auf der Couch und hört sich eine seiner alten Elvis-Presley-Platten an.
Sie schäumte ihre Haare ein. Dabei fand sie es plötzlich eigenartig, dass sie derart lange über ihren Kollegen nachdachte. Bisher hatte sie sich noch nie vorgestellt, was er simultan machte.
Möglicherweise lag es daran, dass sie noch immer wütend auf ihn war, weil er Sattler hatte entkommen lassen. So etwas war ihm zuvor noch nie passiert.
Wie konnte der Anwalt ihm nur entwischen? Wo war Tommy mit seinen Gedanken? Glücklicherweise hatte Sattler keine Waffe bei sich. Sonst wäre Tommy jetzt vielleicht gar nicht mehr am -
Nora schüttelte diesen beängstigenden Gedanken von sich ab. Sie konzentrierte sich auf ihre Brause und schloss die Augen. Doch wenn sie einmal nicht an den aktuellen Fall dachte, dann kreisten ihre Gedanken prompt wieder um Timos kritischen Gesundheitszustand. Anfangs war sie froh gewesen, dass sie durch den Mordfall von Timos Lage abgelenkt wurde. Inzwischen hatte sie jedoch mit beiden Situationen zu kämpfen, da bei beiden kein schnelles, gutes Ende in Sicht war.
Gott, wenn ich mein Gehirn nur mal für wenige Stunden abschalten könnte! Wenn es nur einen Schalter für dieses dämliche Ding gäbe!
Da ein solcher Schalter nicht existierte, verdrängte Nora ihre Ängste um Timo mit aller Macht und dachte schließlich an die Informationen, die Tommy und sie heute Abend noch von Dorm und Vielbusch erhalten hatten. Ihre Kollegen waren in der Wohnung vom Pförtner Braun gewesen, um sie mithilfe der SpuSi gründlich zu untersuchen. Doch dabei war ihnen keine hilfreiche Spur in die Hände gefallen. Sattler hatte keinerlei Hinweise hinterlassen. Weder konnten Einbruchspuren noch sonstige Indizien entdeckt werden.
Nichts zu machen , hallten Nora die Worte von Vielbusch wiederholt durch den Kopf. Nichts zu machen.
Aber das ist auch nicht mehr nötig. Sattlers gefälschte Alibis sind schließlich Beweise genug für seine Schuld. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis wir den Kerl wieder schnappen. Und dann ist er
Weitere Kostenlose Bücher