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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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es.“
    Vor zwanzig Minuten hatte Thomas am Telefon erfahren, dass seine Kollegin vor kurzer Zeit von ihrem Festnetzanschluss auf dem Revier angerufen hätte, um ihren Kollegen eine Nachricht zu übermitteln: Bernd Sattler sei in ihr Haus eingedrungen und habe sie als Geisel genommen. Der Anwalt fordere Thomas Korn an, um mit ihm persönlich in Noras Haus zu sprechen. Und zwar nur Thomas. Sollte sich eine andere Person näher als dreißig Meter an das Haus heranwagen, dann würde er Nora erschießen. Zu dieser Maßnahme sähe er sich auch gezwungen, wenn Thomas nicht spätestens in einer halben Stunde vor der Haustür stünde.
    Tommy sah auf das Haus und musterte die Fenster. Da alle Rollladen an der Front heruntergelassen waren, ahnte er, dass es auf der Rückseite nicht anders aussah. Diese Vermutung ließ er sich von Kortmann bestätigen.
    „Keine Kommunikation, kein Sichtkontakt, keine zusätzlichen Forderungen, kein weiteres Lebenszeichen von Nora?“, fragte Tommy.
    Sein Vorgesetzter zog die Nase hoch. „Nichts. Ich hoffe nur, dass der Kerl nicht schon völlig durchgedreht ist und wir in dem Haus nur noch Frau Feldts Leich…“ Er brachte seine Befürchtung nicht zu Ende.
    „Na schön“, meinte Thomas, ehe er auf seine Armbanduhr schaute. „Ich habe noch fünf Minuten Zeit. Sattler hat also kein extremes Ultimatum gestellt. Das ist ein positives Zeichen.“
    „Hoffen wir es“, raunte Kortmann durch den starken Wind, der den Schneefall in alle Himmelsrichtungen wirbelte.
    „Ist ein SEK unterwegs? Haben wir Scharfschützen? Steht ein Vermittler zur Verfügung?“
    „Mensch, Korn! Wir sind hier nicht in New York City, sondern in Göttingen! Woher sollen wir denn so schnell ein SEK bekommen? Und Scharfschützen? Soll ich die mal eben herbeizaubern? Bin ich Copperfield?“ Kortmann zeigte auf einen Mann im langen Wintermantel, der fünf Meter von ihm entfernt stand. „Wir haben einen Vermittler. Aber das bringt uns nicht weiter, weil Sattler überhaupt nicht mit uns reden will ! Er will nur Sie!“
    „Haben Sie ein SEK wenigstens schon angefordert?!“
    „Natürlich! Denken Sie, dass ich nicht weiß, was in einer solchen Extremsituation zu tun ist? Ich werde das ganze Programm bei Geiselnahmen durchgehen. Von A bis Z. Aber das braucht seine Zeit!“
    Es war unverkennbar, dass beide Männer überaus angespannt waren. Die Tatsache, dass eine Kollegin von ihnen betroffen war, ließ sie kaum noch klare, logische Gedanken fassen. Diese Unruhe spiegelte sich deutlich in ihrem Gespräch wider.
    „Also gut“, sagte Tommy nach kurzer Zeit. „Dann werde ich mich jetzt auf den Weg machen und Sattler fragen, was er verlangt.“
    „Sie haben Ihre Waffe?“
    Thomas nickte.
    „Kugelsichere Weste?“
    „Nein.“
    Kortmann winkte einen Kollegen heran und ließ Tommy von diesem eine Weste bringen. „In Ordnung“, rief er anschließend. „Machen Sie keinen Scheiß, verstanden, Korn? Das hier ist kein beschissener Film. Hier ist kein Platz für Einzelkämpfer und Helden. Machen Sie genau das, was Sattler von Ihnen verlangt. Und bestehen Sie darauf, ein Lebenszeichen von Frau Feldt zu erhalten!“
    „Denken Sie, dass ich nicht weiß, was in einer solchen Extremsituation zu machen ist?“, fuhr Tommy ihn an, ehe er sich postwendend auf den Weg zu Noras Haus machte. Er hob das Absperrband hoch und schritt auf die Haustür zu. Dabei konnte er förmlich spüren, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren. Sowohl die Schaulustigen als auch die Reporter und Kollegen durchlöcherten ihn mit ihren neugierigen, angespannten Blicken. Kaum betrat er Noras Vorgarten, da wurde es hinter dem Absperrband mucksmäuschenstill. Niemand unterhielt sich mehr. Alle folgten Thomas’ Schritten. Nur der heulende Wind war zu vernehmen.
    Tommys Herz begann von Sekunde zu Sekunde schneller zu schlagen. Er spürte Schweiß auf seiner Stirn, spürte seine Fingerspitzen vibrieren.
    Obgleich er in vielen Extremsituationen beneidenswert gelassen denken und agieren konnte, musste er sich eingestehen, dass dieser Moment komplett anders war. Denn jetzt ging es um Nora. Um seine langjährige Partnerin. Um seine langjährige Freundin .
    Was geht in dem Haus vor sich? Was wird passieren, sobald ich auf den Klingelknopf drücke?
    Die schrecklichsten Vorstellungen schossen durch Thomas’ Kopf und gaben sich größte Mühe, ihn immer weiter aus der Ruhe zu bringen.
    Noch vier Schritte bis zur Tür. Noch drei, zwei, einer …
    Thomas hielt inne. Immer noch

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