'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
und schloss die Augen. Erst nach einer längeren Phase der Stille erklärte er abermals: „Ich habe die Morde nicht begangen! Ich wollte nur über sie berichten! Das müssen Sie mir glauben!“
Nora richtete ihren Blick von Gunst zu Mario und gestand: „Sie hatten eben übrigens vollkommen recht, Herr Meier. Ich kann Ihnen nicht nachweisen, dass Sie gelogen haben.“
„Dann nehmen Sie diese Behauptung auf der Stelle zurück!“
„In Ordnung. Sie sind ein Mensch, der niemals lügt. Ich nehme meine vorherige Behauptung zurück.“
Mario strich sich zufrieden über die Ärmel seines Pullovers. „Gut. Ich bin froh, dass dieser Punkt geklärt ist.“
Dieter Trader schüttelte den Kopf. Dann fragte er Mario: „Ihnen ist aber schon bewusst, dass die Kommissarin auch Sie gerade getestet hat, nicht wahr? Ihr Verhalten, Ihre Persönlichkeit, Ihre Selbstbeherrschung. Es war nicht sehr geschickt von Ihnen, sich so über eine Lappalie aufzuregen.“ Er sah von Mario über Gunst zu Sattler. „Sie alle sind den Kommissaren nach harmlosen Anspielungen auf den Leim gegangen und haben sich somit sehr verdächtig gemacht.“
Noch während Mario sich über diesen Umstand bewusst wurde, begab Nora sich zu Sattler. „Wie Herr Trader soeben richtig bemerkte, gibt es mehrere Verdächtige für den abscheulichen Mord an Manfred Meier. Und einer von Ihnen ist ganz sicher der Täter. Denn obwohl es zunächst nach einem irren Serienmörder aussah, der wahllos Frauen ermordet hat, sind wir uns mittlerweile sicher, dass diese Morde lediglich der Ablenkung dienten. Einer von Ihnen wollte ganz gezielt Manfred Meier töten.“ Sie sah von Sattler zu Gunst.
Der Anwalt legte den Kopf auf die Seite und grummelte verstimmt: „Wieso haben Sie mich schon wieder angeschaut? Ich habe Alibis, verdammt! Dieser Typ dort drüben allerdings nicht, wie Sie eben selbst gesagt haben!“ Er zeigte auf Sven Holt.
„Aber genau das ist der Punkt“, erklärte Nora. „Sehen Sie, Herr Sattler, die Erfahrung hat uns gelehrt, dass selbst die dummen Mörder vor ihren Verbrechen dafür sorgen, später Alibis vorweisen zu können, um möglichst schnell aus dem Kreis der Verdächtigen ausgeschlossen zu werden. Zugegeben, diese Alibis sind meistens leicht zu durchschauen, aber sie wahren nun einmal fürs Erste den Schein des vermeintlich unschuldigen Täters. Dieses Vorgehen stammt gewissermaßen aus dem Einmaleins des kriminellen Gehirns.“
„Und wenn schon!“, schrie Sattler. „Dann stellt dieser Typ dort vorne eben die Ausnahme dar! Womöglich hat er sich absichtlich kein Alibi besorgt, weil Sie genau so denken! Andererseits gehen irre Mörder nie nach einem Plan vor! Folglich werden sie sich auch vorher keine Alibis zurechtlegen! So weit denken solche Täter nicht! Beide Möglichkeiten liegen nahe! Das muss ich Ihnen doch wohl nicht erst erklären, oder?!“
„Nein, das müssen Sie nicht. Aber es ist sehr interessant, dass Sie das offensichtlich könnten. Sie scheinen sich in diesem Bereich gut auszukennen.“
Der Anwalt grinste schief. „Das ist unfassbar! Ab sofort gebe ich wirklich keinen einzigen Ton mehr von mir. Sie verwenden doch sowieso jedes Wort gegen mich! Sie wollen mich um jeden Preis fertigmachen! Warum? Was habe ich denn nur getan?!“
„Das werden wir Ihnen zeigen!“, fuhr Thomas den Anwalt an. „Sie sind von allen Anwesenden derjenige mit den besten Alibis! Genau deshalb wurden Sie nach und nach zu unserem Hauptverdächtigen. Das ist Ironie des Schicksals!“
Der Anwalt lachte. „Sie sind wunderbar. Einfach fabelhaft. Ich habe als Einziger brauchbare Alibis und werde deshalb zum Verdächtigen Nummer 1. Unglaublich. Welche Ausbildung haben Sie genossen? Haben Sie überhaupt eine Ausbildung?!“
„Sie können spotten wie Sie möchten. Das wird Ihnen auch nicht mehr helfen.“ Im nächsten Moment gab Tommy seinem Kollegen Dorm ein Zeichen, woraufhin dieser den Raum verließ, um kurz darauf mit einem Fernsehgerät wiederzukommen. Dieses stand auf einem kleinen Rolltisch, den Dorm vor den Einwegspiegel schob, sodass jeder im Raum einen guten Blick auf den Bildschirm bekam.
In einem unteren Fach des Tisches stand ein Videorekorder, der mit dem Fernseher verbunden war.
„Was soll das werden?“, fragte Mario Meier. „Wollen Sie uns jetzt einen Film vorführen?“
„Ja, einen überaus interessanten Film“, erläuterte Thomas, während er die Bedienung des Videogerätes an sich nahm und den Fernseher einschaltete. „Das
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