'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Rändern der Datumsanzeige die Umrisse anderer Ziffern zu sehen waren.
„Mit der richtigen technischen Ausrüstung hätte ein Experte diese Umwandlung der Ziffern sehr professionell durchführen können“, erläuterte Thomas. „Er hätte das Video von der Kassette auf einen PC übertragen, mit einer geeigneten Software bearbeitet und das gefälschte Video zurück auf die Kassette gespielt.“ Tommy musterte Sattler. „Aber Sie sind offensichtlich kein solcher Experte! Sie haben die Anzeige des Bandes manipuliert, um ein perfektes Alibi für die Tatzeit des ersten Mordes zu haben! Wahrscheinlich haben Sie dazu ein Überwachungsband verwendet, das an einem Abend vor dem ersten Mord aufgenommen wurde und auf dem Sie tatsächlich um kurz nach neun die Kanzlei verließen. Dessen Anzeige haben Sie dann auf das gewünschte Datum geändert, nämlich auf den späteren, ersten Mordabend! Denselben Kniff wandten Sie auch bei dem zweiten Video an, um mit diesem ein Alibi für den dritten Mord zu haben!“
Sattler fixierte fassungslos den Bildschirm. „Ihre Experten liegen falsch! Das kann nicht sein!“
„Sie mieses Schwein!“, brüllte Gregor Friedmann. „Sie haben meine Schwester ermordet! Warum?! Wieso haben Sie das getan?!“
Dieter Trader fiel wütend ein: „Und Greta? Wieso haben Sie Greta getötet?!“
Da Sattler nicht reagierte, setzte Nora die aufgebrachten Anwesenden in Kenntnis: „Nach unserer Auffassung wollte Bernd Sattler in erster Linie Manfred Meier ermorden, weil dieser etwas über ein internes Firmengeheimnis in Erfahrung gebracht hatte. Auf dieses Geheimnis hat Sattler uns selbst hingewiesen, als wir ihn in seinem Büro befragten. Zwar wissen wir noch nicht, was es mit diesem Geheimnis auf sich hat, aber wir sind davon überzeugt, dass wir dort das Mordmotiv finden werden.“ Sie hielt kurz inne. „Doch Sattler wollte den Mord an Manfred Meier geschickt verschleiern. Daher hat er einen Serienmord inszeniert, in dessen Verlauf diese eigentliche Tat lediglich eine ‚nebensächliche Rolle’ spielen sollte. Wir sollten denken, dass Manfred Meier nur der Zeuge des dritten Mordes eines Irren gewesen sei, der Frauen nach einem religiösen Motiv ermordet hat.“
„Das ist unfassbar!“, schrie Dieter Trader außer sich vor Zorn. Er deutete auf die übrigen Anwesenden. „Dann mussten unsere Angehörigen und Freundinnen also nur sterben, weil dieser Freak einen einzigen Mord vertuschen wollte?“ Sein hasserfüllter Blick wanderte zu Sattler.
„Ich fürchte, so ist es“, sagte Tommy.
„Demnach war mein Vater tatsächlich das eigentliche Ziel dieses Irren?“, fragte Mario schockiert.
Nora nickte.
Wie der Blitz sprang Mario auf und hechtete um den Tisch herum. Er wollte sich mit aller Wucht auf Sattler stürzen, doch Dorm und Vielbusch waren bereits zur Stelle. Während Dorm den Studenten aufhielt, ergriff Vielbusch den Anwalt am Arm und zog ihn zur Tür.
„Das wird ein Nachspiel haben!“, brüllte Mario in Sattlers Richtung. „Sie werden dafür büßen! Und zwar richtig! Das verspreche ich Ihnen!“
Vielbusch öffnete die Tür des Verhörraums und schleppte Sattler hinaus.
„Moment! Warten Sie!“, schrie der Anwalt, wobei er vergeblich versuchte, sich aus Vielbuschs Griff zu befreien. „Ich war es nicht! Ich bin unschuldig! Ich kann es beweisen! Glauben Sie mir! Ich kann es beweisen!“
Nora und Tommy sahen den Anwalt ungläubig an. „Haben Sie etwa noch ein gefälschtes Alibi vorzuweisen?“, spottete Thomas.
„Ich habe eine Zeugin!“ Mit dem rechten Fuß hielt Sattler die Tür zum Verhörraum auf. „Fragen Sie Sabine Brunner. Sie wohnt in der Kehrstraße 18 ! Ich war zum Zeitpunkt des dritten Mordes bei ihr! Sie wird es Ihnen bestätigen! Sie ist die zuverlässige, angesehene Direktorin des Hainberg-Gymnasiums! Sie wird Ihnen -“
Die letzten Worte dieses Satzes drangen nicht mehr in den Verhörraum. Vielbusch hatte Sattler mit Gewalt von der Tür weggezerrt.
Nora blickte unschlüssig zu Tommy. „Was hältst du von dieser Geschichte mit der angeblichen Alibizeugin?“
„Ich bitte dich. Sattler würde in dieser Situation alles Erdenkliche sagen, um seine Haut zu retten. Das ist menschlich.“
„Du glaubst ihm also nicht?“
„Selbstverständlich nicht. Der Kerl hat die Überwachungsbänder seiner Kanzlei gefälscht, um lupenreine Alibis zu erlangen. Nur deshalb musste sogar noch der Pförtner Braun sterben. Wahrscheinlich hatte Braun geahnt oder gewusst, dass Sattler
Weitere Kostenlose Bücher