'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
vorgeben, diese nicht zu kennen, ist das leider notwendig.“ Während Nora und Thomas sich vor einem großen Einwegspiegel platzierten, der in die Westwand des Raumes eingelassen war, deuteten sie Sattler an, auf einem Stuhl gegenüber den übrigen Personen Platz zu nehmen.
„Beginnen wir chronologisch“, schlug Thomas vor, nachdem Sattler sich gesetzt hatte. Er deutete auf einen erwachsenen Mann mit Glatze, der in der hinteren Ecke saß und Sattler musterte. „Das ist Dieter Trader. Er war der Freund von Greta Baum, dem ersten Opfer in der Reihe abscheulicher Morde, die sich in den letzten Tagen hier ereignet hat.“
Sattler warf seine Hände samt Handschellen in die Luft und schrie: „Was habe ich denn mit diesen Morden zu tun? Sie haben die Videoüberwachungsbänder aus meiner Kanzlei! Die Dinger sind nicht gefälscht! Ich weiß gar nicht, wie so etwas geht! Daher habe ich lupenreine Alibis für die erste und die dritte Tat!“
„Das ist wahr. Wir haben die Überwachungsbänder aus Ihrer Kanzlei.“
„Was wollen Sie also noch von mir? Ich habe hier nichts verloren. Sie haben kein Recht, mich festzuhalten! Das wird Konsequenzen nach sich ziehen!“
„Wollen Sie Ihren Anwalt anrufen?“, konnte Tommy sich diesen ironischen Kommentar nicht verkneifen.
„Sie halten sich für witzig, ja?“
„Gelegentlich schon.“
Bevor Sattler etwas erwidern konnte, ergriff Nora das Wort: „Der Täter hat Greta Baum in ihrer eigenen Wohnung getötet, indem er ihr mit einem einzigen Schnitt die Kehle durchtrennte.“
Trader schloss die Augen und schluckte. „Könnten Sie auf diese grässlichen Details verzichten? Ich halte das nicht aus. Ich will das nicht hören.“
„Es tut mir leid, aber ich werde ganz bewusst alle abartigen Details nennen, um den Mörder direkt mit seinen abscheulichen Taten zu konfrontieren.“ Sie blickte zu Sattler. „In der Hoffnung, dass vielleicht doch noch ein letzter Funke von Mitleid und Menschlichkeit in ihm steckt.“
„Wie meinen Sie das? Soll das heißen, dass der Mörder hier ist? In diesem Raum?“ Trader sah sich um, fixierte eine Person nach der anderen.
„So ist es“, nickte Thomas, ehe auch er seinen Blick über die einzelnen Personen schweifen ließ. Dabei fiel ihm auf, dass jeder Anwesende den Kopf senkte und unablässig auf den Boden starrte. Jeder, bis auf Bernd Sattler. Der Anwalt saß großspurig vor den übrigen Anwesenden und blickte unbekümmert vor sich hin. „Könnten Sie sich jetzt wohl etwas beeilen? Ich muss heute Abend noch wichtige Akten durcharbeiten.“
Nora hob die Hände. „Gedulden Sie sich, Herr Sattler. Es wird wirklich nicht allzu lange dauern. Das verspreche ich Ihnen.“
„Na, hoffentlich!“
„Das zweite Opfer war Denise Turm. Der Mörder hat ihr ein Messer mit äußerster Brutalität in die Brust gestoßen.“ Nora zeigte auf die zweite Person im hinteren Teil des Raumes. „Das ist Gregor Friedmann. Er ist Denise Turms Bruder, arbeitet als Barkeeper in der Innenstadt und verbringt mit seiner Freundin ein friedliches Leben in der Marienstraße.“
Dieter Trader musterte Friedmann und nickte ihm zu. Friedmann erwiderte den Gruß. Die anderen Anwesenden sahen ihn neugierig an.
„Denise Turm und ihr Gatte wurden in ihrem eigenen Haus ermordet“, fuhr Nora fort. „Greta und Denise haben jeweils ein schwarzes Kreuz auf dem blanken Rücken. Diese Kreuze sind mit einem herkömmlichen Edding aufgemalt worden. Obendrein stellten unsere Kollegen von der Spurensicherung an beiden Tatorten Fingerabdrücke sowie je einen Zigarettenstummel sicher. Es sah alles danach aus, dass Greta und Denise den Täter kannten. Denn es gab keinerlei Einbruchspuren an den Tatorten.“
Mario Meier wischte sich über seine Stirn und sagte: „Hätte der Mörder nicht einfach klingeln und die beiden an den Türen überrumpeln können?“
Nora und Tommy warfen dem jungen Mann zwei schnelle Blicke zu. Für einige Sekunden betrachteten sie ihn stumm. Schließlich erklärte Nora: „Das ist richtig. Auch diese Möglichkeit müssen wir in Betracht ziehen. Danke für den Hinweis.“
Ohne weiter auf dieses Thema einzugehen, sagte Thomas: „Das dritte Opfer war Anna Kohlhaas.Der Mörder hat ihr aus nächster Nähe eine Kugel ins Gehirn gejagt.In ihrer Nähe befand sich die Leiche von Manfred Meier. Es sah anfänglich danach aus, dass dieser lediglich ein unerwünschter Zeuge des Mordes an Anna Kohlhaas war und deshalb zum Schweigen gebracht wurde. Dazu jagte der
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