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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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einen asphaltierten Weg am Theologicum vorbeigeschritten waren, erblickten sie die gläserne Fassade der Bibliothek. Diese war drei Stockwerke hoch und gehörte zu den größten Fundstätten für wissenschaftliche Arbeiten im ganzen Land.
    „Wieso ist das Gebäude nicht abgesperrt?“, wollte Nora von Thomas wissen, als sie erkannte, dass einige Studierende durch die Schwingtüren in das Innere der Bibliothek gelangen konnten.
    „Zu viel organisatorischer Aufwand“, antwortete Tommy. „Da das Opfer im Keller liegt, wurde lediglich die einzige Treppe abgesperrt, die nach unten führt. Der restliche Bereich der Bibliothek ist frei zugänglich. Immerhin hat das Sommersemester am letzten Montag begonnen. Ein enormer Ansturm auf die Bibliothek lässt sich also nicht vermeiden. Um unnötigem Stress und Aufsehen zuvorzukommen, haben sich die zuständigen Herren darauf geeinigt, die Bibliothek nicht komplett abzusperren.“
    „Dann kann ich nur hoffen, dass niemand den Tatort verunreinigt hat.“
    Die Ermittler schritten durch eine der Schwingtüren ins Gebäude. Dabei wurden sie von einem Schild aufgefordert, ihre Handys auszustellen und sich fortan so leise wie möglich zu verhalten.
    Wir werden uns ganz gewiss ruhig verhalten. Aber eine Person musste hier unbedingt für Aufsehen sorgen, indem sie einen Mord beging. Nora erschauderte. Mord in der Uni! Das wird eine dicke Schlagzeile abgeben. Ein Fressen für die Geier-Journalisten.
    Die Kommissare ließen den Computerbereich der Bibliothek links liegen und begaben sich in den hinteren Teil des Gebäudes. Dort gelangten sie zu einer feuerfesten Tür, die mit Absperrband gesichert war. Einer ihrer Kollegen stand davor. Er nickte ihnen zur Begrüßung zu und überreichte ihnen Latexhandschuhe. Nachdem sie diese rasch angelegt hatten, schlüpften sie unter dem Band hindurch, traten durch die Tür und sahen sich einer Treppe gegenüber, die fünf Meter in die Tiefe führte. An der Decke sah Nora eine Videokamera, die den gesamten Bereich überwachte.
    Während die beiden die Treppe hinabstiegen, wurde es mit jedem Schritt spürbar kühler. Zudem gewann Nora den Eindruck, dass es immer beengender und trostloser wurde. Doch als sie die unterste Stufe erreichte und sich dem Bibliothekskeller gegenübersah, stieß sie instinktiv einen Pfiff aus. Sie vermochte nicht einmal annähernd zu schätzen, wie viele Bücher dort standen. Aber sie tippte unwillkürlich auf mehrere Millionen.
    Nichtsdestotrotz überwog bei ihr ein Gefühl des Unbehagens. Die stickige Luft verleitete sie nämlich zu dem Gedanken, dass sie es in diesem Keller kaum länger als eine Stunde aushalten würde. Dann bekäme sie ganz gewiss Kopfschmerzen und müsste zurück nach draußen. Weil auch Thomas eine angewiderte Miene verzog, nahmen die beiden sich vor, nur so viel Zeit wie unbedingt nötig an diesem Ort zu verbringen.
    Um zum unmittelbaren Tatort zu gelangen, mussten sie über einen Mittelgang bis in den hinteren Teil des Kellers voranschreiten. Eine Fährte aus Beamten und Absperrbändern leitete sie auf ihrem Weg. Unzählige Bücherregale sowie mehrere Arbeitsplätze mit Computern ließen sie nach und nach hinter sich. Dabei schien die Luft mit jedem Meter nur noch abgestandener zu werden. Der fensterlose Komplex erinnerte Nora schon bald an einen Bunker, dem sie am liebsten sofort wieder den Rücken kehren würde. Dennoch wollte sie nun pflichtbewusst ihrer Arbeit nachgehen.
    Nach knapp zwei Minuten kamen die Kommissare am eigentlichen Tatort an. Franziska Zuckers Leichnam befand sich zwischen zwei Regalwänden im südöstlichen Bereich des Kellers. Die Studentin trug einen grünen Pullover zu einer hautengen Bluejeans. Arme und Beine lagen eng an ihrem Oberkörper an. Der Kopf war auf die Brust gesunken. Eine immense Blutlache hatte sich unter einer Einstichwunde in der Brust ausgebreitet. Der tödliche Stich schien Franziskas Herz zentimetertief durchbohrt zu haben.
    Neben der Leiche erblickten die Ermittler den 53-jährigen Leiter der Spurensicherung. Dirk Schubert hockte mit dem Rücken zu ihnen und seufzte mehrmals hintereinander. Einige seiner Mitarbeiter befanden sich ebenfalls in der Nähe und untersuchten die Umgebung. Zudem entdeckten Nora und Thomas zwei Personen, die ihnen gänzlich fremd waren. Es handelte sich dabei um eine mittelgroße Frau und einen kleinen, zierlichen Mann. Beide standen vor den Regalen und schauten wie in Trance auf den Leichnam hinab.
    „Oh, wen haben wir denn da?

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