'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
ausgeglichenen Tagesablauf. Sonst verblöde ich irgendwann vollkommen.“ Er lächelte. Dann wollte er sie wieder küssen, aber sie sagte eisig: „Du arbeitest an den Morden in der Uni, richtig? Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Das ist eine abscheuliche Geschichte.“
„Ich fasse es nicht. Ich dachte, dass du den gestrigen Abend wiederholen möchtest? Und jetzt redest nur über meine Arbeit. Wieso beschäftigt dich das so?“
„Ich möchte einfach nur wissen, was du wirklich fühlst und denkst. Das ist alles.“
„Aber das habe ich dir doch schon gesagt. Ich finde dich überaus hübsch und sympathisch. Momentan möchte ich mit dir die Nacht verbringen. Alles, was gestern war oder morgen ist, interessiert mich nicht. Deshalb möchte ich auch nicht darüber reden. Das ist schon immer so gewesen. Und ich finde, dass das eine relativ gesunde Einstellung ist.“
„Auf diese Weise verdrängst du deine Probleme nur. Und das kann nicht gesund sein.“
„Selbst wenn. Das sind meine Probleme und nicht deine.“
„Genau das möchte ich nicht. Ich möchte, dass wir beide einander vertrauen.“
„Wir haben uns doch gerade erst kennengelernt.“
Xenia sah ihn traurig an. „Ich ahnte es. Für dich bin ich eben nur ein Betthäschen. Wahrscheinlich hast du jede Woche eine andere Frau hier in deiner Wohnung. Ist es nicht so?“
„Hör zu, Xenia. Du bist eine intelligente, attraktive junge Frau. Ich mag dich wirklich sehr. Aber ich möchte mit dir weder über meine Arbeit noch über meine bisherigen Frauenbekanntschaften reden. Wieso können wir nicht einfach eine wundervolle Nacht miteinander verbringen?“
Sie schloss die Augen, atmete tief durch und nickte. „Du hast recht. Es tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du sauer wirst. Ich schätze, dass ich einfach sehr nervös bin und um jeden Preis eine weitere Enttäuschung vermeiden möchte.“
„Lass uns doch erst einmal in Ruhe herausfinden, was sich zwischen uns ergibt. So etwas erkennt man nicht in zwei Tagen. Nicht einmal in einer Woche oder in einem Monat. Ich gebe zu, dass ich in der Regel keine langen Beziehungen führe. Aber bei dir möchte ich abwarten, was sich entwickelt. Das ist mein Ernst.“
„Das möchte ich auch.“ Sie küsste ihn auf den Mund. Dann stand sie langsam auf und zog ihn mit sich in Richtung Schlafzimmer.
„Glaub mir. Das möchte ich auch“, wiederholte sie flüsternd. „Und das werde ich dir beweisen.“
26
Donnerstag, 26. April 2012
Fast der gesamte Donnerstag verflog, ohne dass sich etwas Aufregendes ereignete. Am späten Nachmittag saß Nora gegen 17 Uhr in Tommys Büro und überdachte zum wiederholten Mal die bisherigen Fakten. Ihr Kollege tippte derweil einige Zeilen in seinen Computer.
Nach wenigen Minuten der Stille trat Dorm ein. „Mensch, ich würde viel lieber weiterhin mit Vielbusch an der Aufklärung der Einbrüche arbeiten, die seit einiger Zeit hier in der Stadt verübt werden. Morde gehen mir so langsam wirklich gegen den Strich. Seit letztem Sommer haben wir mindestens acht Morde zu verzeichnen! Was ist nur los mit Göttingen?“ Er schüttelte genervt den Kopf. „Wenigstens haben Vielbusch und ich einige interessante Neuigkeiten erfahren. Die werfen ein ganz neues Licht auf den Mord an Daniela Langenmeier. Nun ja, zumindest können sie den Ablauf der Tat etwas besser erklären.“
„Dann schieß mal los“, forderte Nora ihn auf.
„Wir haben Patrizia Roggen und Ina Gertmann befragt. Ihr wisst schon, das sind die beiden Freundinnen von Daniela, deren Namen ihr von Carsten Traupe erhalten habt. Die beiden berichteten uns einvernehmlich, dass die Vorlesung Linguistische Textanalyse , die vorgestern zwischen 16 und 18 Uhr bei Professor Kahl hätte stattfinden sollen, ausgefallen war.“
„Wie bitte?“, stieß Nora aus. „Aber das würde ja bedeuten, dass Daniela gar nicht zur besagten Zeit in dem Hörsaal war.“
„Ja und nein“, erwiderte Dorm. „Die Tatsache, dass die Vorlesung ausfiel, wurde nämlich lediglich durch einen Aushang am Hörsaal angekündigt. Es gab keine Rundmail oder etwas ähnliches, weil Professor Kahl sehr kurzfristig erkrankte. Er war morgens noch in der Uni, musste dann aber am Nachmittag zum Arzt, weil ihn Schwindelattacken plagten. Folglich war es bereits zu spät, um am Dienstagnachmittag noch eine Rundmail zu verschicken, da viele Studierende wahrscheinlich schon auf dem Weg zur Vorlesung waren.“
„Also kamen vermutlich alle Studierenden, die für diese
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