'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
ansehen und somit von der Liste der Verdächtigen streichen.“
„Ich habe nichts mit den Morden zu tun. Es ist nur so: Wenn ich mit meiner Vermutung falsch liege, Ihnen diese Fotos aber trotzdem gebe, dann bringe ich damit einen Mann in große Schwierigkeiten. Das würde ich gerne vermeiden, weil ich niemanden zu Unrecht beschuldigen will.“
„Ihre Fotos zeigen also einen Mann, der Ihrer Meinung nach mit den Morden in Verbindung stehen könnte?“, kombinierte Nora.
„So ist es. Aber wenn ich mit meinem Verdacht falsch liege und der Mann herausfindet, dass ich Ihnen diese Fotos gezeigt habe, dann weiß ich nicht, ob er mir nicht sogar etwas antut.“
„Weiß dieser Mann denn, dass Sie Fotos von ihm haben, die ihn unter Umständen belasten könnten?“
„Ich bin mir nicht sicher. Aber allein schon die Möglichkeit, dass er es wissen könnte, zwingt mich zu größter Vorsicht.“
Thomas atmete gereizt aus. „Das ganze Spielchen wird mir zu blöd. Entweder zeigen Sie uns jetzt die Fotos oder Sie gehen wieder nachhause. Punktum. Wir haben schließlich Wichtigeres zu tun, als uns mit Ihren Vermutungen und Spekulationen auseinanderzusetzen. Sollten Sie allerdings Beweismaterial unterschlagen, dann werden Sie ernsthafte Schwierigkeiten bekommen. Das garantiere ich Ihnen.“
Nora sah ihren Kollegen vorwurfsvoll an. Sie wusste, dass Thomas kein besonders geduldiger Mensch war. Besonders wenn er sich verschaukelt fühlte, wurde er sehr schnell grantig. Aber ihr missfiel es, dass er seinem Unmut ausgerechnet in diesem Moment Luft machte. Denn wie erwartet stand Dennis ruckartig auf und fauchte: „Wie Sie wollen. Dann weiß ich jetzt wenigstens, woran ich bei Ihnen bin.“ Er drehte sich zur Tür und steckte die Fotos wieder ein. Während Tommy unbeeindruckt zum Fenster schritt, stand Nora auf und hielt Dennis mit den Worten auf: „Einen Augenblick. Was mein Kollege gerade sagte, sollten Sie nicht persönlich nehmen. Er ist lediglich sehr aufgebracht, weil wir den Mörder noch nicht identifiziert haben.“
Tommy wirbelte herum und sah Nora entgeistert an. Doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie schnell an Dennis gewandt fort: „Die bisherigen Morde hängen tatsächlich zusammen. An beiden Tatorten fanden wir Hinweise, die reines Täterwissen darstellen.“
Der 23-Jährige bekam leuchtende Augen. „Ich wusste es! Dieser dumme Wichser hat es tatsächlich getan! Er hat sie getötet! Heißt das zweite Opfer zufällig Xenia Boll?“
Bei diesem Namen horchte Tommy auf. Er sprang vor und sauste auf Dennis zu. „Woher kennen Sie Xenia Boll?“
Nora sah ihn verwirrt an. Was ist denn jetzt los?
Dennis beachtete den Kommissar allerdings nicht. Er war sichtlich eingeschnappt, weil Tommy ihn zuvor so unfreundlich behandelt hatte. Daher blickte er jetzt ausschließlich Nora an und wartete auf ihre Antwort.
„Nein, es war nicht Xenia Boll.“
„Also war es Daniela Langenmeier?“
„Sie sagen uns jetzt sofort, woher Sie das wissen und woher Sie Xenia kennen!“, verlangte Thomas mit Nachdruck.
Während Nora ihren Kollegen abermals verdutzt musterte, erklärte Dennis im Plauderton: „Meine Fotos geben Ihnen die wesentlichen Antworten auf all Ihre Fragen.“ Er zog die Bilder wieder aus seiner Tasche und überreichte sie Nora. Dann feixte er die Ermittler breit an. „Wir wären ein gutes Team. Sie brauchen nicht zufällig noch einen richtigen Spürhund?“
Thomas warf ihm einen wütenden Blick zu, der jedoch lediglich dazu führte, dass Dennis noch breiter grinste.
Auf dem ersten Foto erkannte Nora derweil Ralf Müller. Der Professor stand vor einer Mauer aus roten Backsteinen - in inniger Umarmung mit Daniela Langenmeier. Die beiden befanden sich etwa zwanzig Meter von der Kamera entfernt. Am unteren Bildrand war Gestrüpp zu erkennen.
Das nächste Bild zeigte, wie sich die beiden am selben Ort herzhaft küssten. Ähnlich eindeutige Momentaufnahmen offenbarten auch die anderen beiden Fotos.
„Ralf Müller hatte also etwas mit Daniela Langenmeier“, erkannte Nora.
„Ja, aber nicht nur mit der“, prustete Dennis. „Der hatte sie im Grunde alle. Ein ganz gerissener Hund ist das! Will nur wissen, wie er sie alle rumgekriegt hat! Die Masche muss er mir unbedingt beibringen!“
Thomas sah den 23-Jährigen erneut mit einem grimmigen Blick an. Doch seine Wut resultierte nicht nur aus Dennis’ unangemessenen Art; auch folgte sie aus der Befürchtung, die er soeben äußerte: „Meinen Sie damit etwa auch
Weitere Kostenlose Bücher