'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
ganz bewusst nicht anwenden. Er bemüht sich nicht, seine Taten ohne Risiko zu begehen. Stattdessen bietet er uns so viele Fährten und Ansatzpunkte, dass wir den entscheidenden Aspekt unter den vielen anderen übersehen sollen.“
„Das wäre eine interessante Vorgehensweise.“
„Ja, aber wir werden auf jeden Fall dafür sorgen, dass der Mistkerl damit nicht durchkommt. Was auch passieren mag und wie lange die Ermittlungen auch dauern mögen, wir werden diesen Kerl um jeden Preis schnappen.“
Tommy nickte. „Was ist eigentlich mit den Videobändern aus der Universitätsbibliothek? Wurden die mittlerweile ausgewertet?“
„Das Schwergewicht hat sich noch immer nicht bei mir gemeldet. Demnach wird es in dieser Hinsicht noch keine Neuigkeiten geben. Wir werden uns noch gedulden müssen.“
Als es an der Tür klopfte und diese nach Noras ‚Herein’ geöffnet wurde, konnten die Ermittler nicht glauben, wer im nächsten Moment das Büro betrat.
Ungläubig sahen sie den Besucher an.
27
„Was können wir für Sie tun?“, fragte Nora den unerwarteten Besucher mit hochgezogenen Augenbrauen.
Dennis Klamm trug eine zerrissene Jeans, dazu einen roten Pullover. Er sah übermüdet und gereizt aus. „Ich habe erfahren, dass ein zweites Mädchen in der Universität ermordet wurde. Daher sollte ich Ihnen vielleicht etwas zeigen, das durchaus wichtig sein könnte.“
Nora bat den 23-Jährigen, auf einem Stuhl vor ihrem Schreibtisch Platz zu nehmen.
„Haben Sie bereits herausgefunden, wer Franziska ermordet hat?“, wollte Dennis wissen, nachdem er sich hingesetzt hatte.
„Leider noch nicht.“
„Stehen die beiden Morde denn in einem Zusammenhang?“
„Das können wir Ihnen nicht beantworten.“
„Aber ich muss es wissen. Und ich muss wissen, wer das zweite Opfer ist.“
„Wir verstehen durchaus, dass Sie neugierig sind. Aber es ist uns nicht möglich, Ihnen diese Auskünfte zu erteilen.“
„Werden Sie mir auch dann keine Informationen geben, wenn ich Ihnen behilflich bin, diese Morde aufzuklären?“
Nora und Thomas wechselten einen schnellen Blick. Dann fixierten sie wieder Dennis.
Franziska Zuckers Exfreund merkte sofort, dass seine Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Deshalb erklärte er schnell: „Es ist nämlich so, dass ich eine ganz bestimmte Vermutung habe. Ich würde es sogar einen konkreten Verdacht nennen.“
„Aber Sie wissen doch noch gar nicht, wer das zweite Opfer ist. Und Sie wissen auch nicht, ob diese Morde tatsächlich zusammenhängen“, warf Thomas ein, ehe er spitzfindig nachbohrte: „Oder wissen Sie das möglicherweise doch?“
Dennis brachte nur ein müdes Lächeln hervor. „Ein toller Versuch, Herr Kommissar. Aber es wäre mir lieber, wenn Sie solche lächerlichen Anspielungen vergessen und sich auf Ihren Fall konzentrieren könnten. Denn natürlich weiß ich nicht, ob die Morde zusammenhängen. Aber ich bin mir dessen sehr sicher. Also, ist es so? Ja oder nein?“
Da die Ermittler nicht reagierten, zuckte Dennis mit den Schultern. „Mann, Sie sind vielleicht stur. Dabei müssten Sie mir lediglich einige Hintergrundinformationen liefern. Dann könnte ich Ihnen garantiert weiterhelfen.“
„Auf welche Weise könnten Sie uns dann helfen? Haben Sie handfeste Hinweise oder nur Vermutungen?“
„Ich habe interessante Fotos.“
„Was ist auf diesen Fotos zu sehen?“
Dennis lächelte und schwenkte seinen Zeigefinger von links nach rechts. „Oh nein, so läuft das nicht. Ich werde Ihnen die Fotos erst aushändigen, wenn ich die Gewissheit habe, dass ich mit meinem Verdacht über den Zusammenhang der Morde richtig liege.“
„Haben Sie die besagten Fotos dabei?“
Der 23-Jährige griff in seine Hosentasche und zog als Antwort vier Polaroids heraus. Diese hielt er mit den Rückseiten in die Richtung der Kommissare.
„Sie können mir vertrauen“, sagte er. „Welchen Sinn hätte es, dass ich Sie bezüglich dieser Fotos anlüge?“
„Sie könnten der Mörder sein und nun versuchen, uns mit den Fotos zu ködern. Vielleicht möchten Sie auf diese Weise in Erfahrung bringen, wie unser aktueller Ermittlungsstand ist. Somit könnten Sie herausfinden, ob wir Ihnen schon dicht auf den Fersen sind“, erwiderte Thomas geradeheraus. „Womöglich waren Sie uns gegenüber auch aus diesem Grund so offen und ehrlich bei unserem ersten Gespräch. Sie wollten unbedingt einen vertrauenswürdigen Eindruck auf uns machen, damit wir Sie als netten, sympathischen Kerl
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