'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
wisperte sie ihm ins Ohr. „Aber wenn du schon mal hier bist, dann kannst du auch zu meiner schnellen Genesung beitragen, oder?“ Sie küsste ihn leidenschaftlich auf den Mund.
Eigentlich wollte Thomas sich aus Xenias Umarmung lösen, um sich voll und ganz seiner Pflicht zu widmen. Doch er konnte es nicht. Er versuchte es nicht einmal richtig. Die Verlockung war zu groß.
Er war zu schwach.
Am Freitagnachmittag saß Nora um 15 Uhr in ihrem Büro und blickte aus dem Fenster. Sie musste daran denken, dass Thomas derzeit mit Xenia in deren Wohnung war, weil er sichergehen wollte, dass der Mörder sie nicht noch einmal angriff. Dabei missfiel es Nora sehr, dass Tommy diese Aufgabe persönlich übernommen hatte. Denn sie wusste noch immer nicht, was er wirklich für die Studentin empfand und wie sehr er aufgrund dieser Gefühle von seinen Pflichten abgelenkt wurde. Wenn sie daran dachte, wie unüberlegt Tommy vorgestern in ihre Wohnung gestürmt war, ohne diese vorher überprüft zu haben, dann wurde ihr diesbezüglich ganz anders.
Hoffentlich konzentrierst du dich ab sofort wieder richtig, Tommy! Lass deine Empfindungen aus dem Spiel! Erledige deinen Job so professionell wie sonst auch immer!
Noch während Nora in diese Gedanken vertieft war, betrat ihr Kollege Dorm das Büro. Er stellte sich vor den Schreibtisch und teilte ihr mir: „Tommy hat mich gestern darum gebeten, Caroline Kötters Alibi zu überprüfen.“
„Caroline Kötter?“
„Ja, sie ist die beste Freundin von Xenia Boll. Aus irgendeinem Grund vermutete Tommy, dass sie etwas mit dem Überfall zu tun haben könnte. Das ist aber nicht der Fall. Während des Angriffs saß Caroline nämlich in der Uni. Sie besuchte ein Seminar bei Professorin Freudmann. Diese hat bestätigt, dass Caroline zwischen 16 Uhr 15 und 17 Uhr 45 im Seminarraum saß. Demnach kann sie Xenia nicht angegriffen haben. Zeitlich ist das unmöglich, weil Tommy den Angriff um 17 Uhr 40 am Telefon mitgehört hat.“ Er holte Luft. „Und die KTU hat Xenias Handy überprüft. Ihr letzter Anruf ging vorgestern um 17 Uhr 40 definitiv an Tommys Handy.“
„Ja, das ist uns doch bekannt.“
„Schon, aber Tommy meinte, dass Xenia sich nicht mehr daran erinnern könne, ihn angerufen zu haben.“
„Wie bitte? Davon hat er mir gar nichts erzählt.“
„Tja, er scheint wegen dieses Angriffs auf die Studentin generell ziemlich aufgelöst zu sein. Gibt es da etwas, das ich nicht weiß?“
„Ich würde selbst gerne wissen, was Tommy fühlt und denkt. Wenn du mich fragst, dann hat er sich ein wenig in Xenia verguckt.“
„Scarface?!“, raunte Dorm. „Der verknallt sich doch nicht. Wie viele Frauen hatte er in den letzten zehn Jahren in seinem Bett? Ist das schon eine vierstellige Zahl?“ Er grinste.
„Das ist nicht lustig. Diesmal scheint er nämlich tatsächlich etwas für die Frau zu empfinden. Und ich befürchte, dass er aufgrund dieser Gefühle nicht mehr objektiv an seine Arbeit herangeht. Sonst hätte er mir doch schon längst erzählt, was er von Xenia über den Überfall erfahren hat.“
„Ich glaube nicht, dass Scarface ernsthafte Gefühle für Xenia hegt. Vielleicht ist er momentan ein wenig von ihr angetan, aber das wird sich bald schon wieder legen.“
„Dessen bin ich mir nicht so sicher. Du hättest mal sehen sollen wie kopflos er in ihre Wohnung gerannt ist, als er sie dort liegen sah.“
„Ach, sie ist höchstens halb so alt wie er. Das dürfte selbst ihm zu jung sein. Zumindest für eine ernsthafte Beziehung.“ Dorm grinste wieder. „Na, wie dem auch sei. Xenia hat ihn jedenfalls von ihrem Handy angerufen. Das steht fest. In den Tagen vor dem Angriff telefonierte sie lediglich mit Caroline Kötter und einigen anderen Freundinnen. Das ist alles. Nichts Ungewöhnliches.“
Nora massierte ihre Schläfen. „Ich werde immer noch nicht schlau aus diesem Angriff. Die Tatortspuren passen einfach nicht zusammen. Sie ergeben kein vollständiges Bild. Nicht einmal Schubert kann sich erklären, warum die Tür so dilettantisch aufgebrochen, der restliche Angriff aber so professionell durchgeführt wurde.“
„Professionell? Nun ja, abgesehen von der Tatsache, dass der Täter Xenia nicht getötet, sondern nur verwundet hat.“
„Stimmt. Aber auch das ist einer dieser merkwürdigen Punkte. Warum konnte der Täter Franziska und Daniela unter Druck mit gezielten Stichen ermorden, aber Xenia in deren Wohnung nicht?“
„Vielleicht wollte er es gar nicht. Oder es
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