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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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Jeder sieht, sagt und macht das, was er persönlich für richtig, gut und schön hält. Alles, was nicht in diese individuellen Kategorien der jeweiligen Person fällt, wird abgelehnt. Das ist in allen Bereichen so. Doch ist es genau dieses schematische Denken und Handeln, das die Bullen daran hindert, mich von weiteren Taten abzuhalten. Wenn sie meine Ideale von gut und böse nicht verstehen, dann werden sie niemals begreifen, worum es mir überhaupt geht. Und damit erfassen sie nicht annähernd, was ich mache und warum ich es mache.
    Die Ignoranz, die den Ermittlern durch ihr eigenes Denken auferlegt wird, ist erbärmlich. Sie können sich nicht aus ihrem Käfig befreien. Sie denken zu statisch. Sie meinen, dass sie sehr wohl wissen, was richtig und was falsch ist. So einfach ist das Leben aber nicht. Schwarz-Weiß-Malerei gehört mit zu den schlimmsten Dingen. Sie verleitet dazu, komplexe Dinge zu simpel zu sehen. Die Leute wollen sich nicht mit etwas auseinandersetzen, das sie nicht auf Anhieb verstehen. Denn das würde Zeit, Arbeit und Konzentration voraussetzen. Daher nehmen sie den einfachen Weg und verurteilen alles, was nicht direkt in ihr Schema von gut und böse passt. Die Trägheit kennt bei manchen Personen keine Grenzen. Für meine Taten ist das zwar ein riesiger Vorteil.
    Für die Gesellschaft ist es jedoch eine grenzenlose Schande.

35
    „Du musst mich nicht beschützen, Tommy. Ich glaube nämlich nicht, dass der Mörder noch einmal versuchen wird, mich zu töten. Das wäre viel zu durchschaubar und deshalb zu riskant für ihn.“
    Xenia schloss ihre Studentenwohnung auf und trat mit Thomas ein. Vor einer halben Stunde war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden, da sie tatsächlich keine gesundheitlichen Schäden von dem Messerangriff davongetragen hatte. Ihr Vermieter hatte sich während ihres Krankenhausaufenthaltes offenbar um ein neues Schlossteil im Türrahmen gekümmert.
    „Du könntest recht haben“, erwiderte Tommy, während er mit Xenia in die Wohnung trat und die Tür hinter ihnen schloss. „Aber solange auch nur die winzige Möglichkeit besteht, dass der Mörder doch noch hinter dir her ist, werde ich dir nicht mehr von der Seite weichen. Und wenn ich nicht hier bin, dann wird einer meiner Kollegen vor deiner Tür wachen.“
    Xenia schüttelte verständnislos den Kopf. „Das ist irre. Wo soll das Ganze enden? Willst du auch noch mit mir die Vorlesungen und Seminare in der Uni besuchen? Möchtest du mit mir einkaufen? Das wäre fast so, als hätte ich einen Bodyguard.“
    „Wäre das denn so schlimm? Hättest du etwas dagegen?“
    Die 22-Jährige setzte sich auf ihr Bett und betastete ihre Schulter. „Ich habe im Grunde nichts dagegen, dass du auf mich aufpasst. Das wäre so wie in dem Film mit Whitney Houston und Kevin Costner.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Aber ich sehe das als unnötig an. Der Aufwand ist viel zu groß. Du solltest den Mörder aktiv jagen, statt mich hier zu beschützen. Das wäre viel sinnvoller. Denn wer weiß schon, ob der Kerl nicht in diesem Moment bei einer anderen Studentin zuschlägt?“
    „Das ist durchaus möglich. Aber wenn wir dich nicht bewachen und der Mörder dann noch einmal bei dir zuschlägt, was wäre dann?“
    „Das wäre natürlich doof.“ Xenia musste lachen, weil sie diesen Satz wie ein bockiges Kind von sich gegeben hatte.
    „Vielleicht schnappen wir den Mörder schon bald. Dann musst du dir keine weiteren Gedanken oder Sorgen über diese Bewachungsaktion machen.“
    „Aber genau das ist der Punkt. Ich mache mir keine Sorgen. Du und deine Kollegen wollt mir jedoch einreden, dass ich in großer Gefahr schweben könnte. Was soll das? Der Kerl hat schon versucht, mich zu töten. Und er ist gescheitert. Jetzt wird er sich hüten, noch einmal in meine Nähe zu kommen. Ich will frei leben!“
    „Das kannst du auch. Wir versuchen dir ganz sicher nichts einzureden. Es ist lediglich eine Sicherheitsmaßnahme.“
    „Und wenn ich darauf bestehe, dass ihr diese Maßnahme nicht durchführt?“
    „Das wird nichts nützen.“
    Xenia stand auf und tippelte auf Tommy zu. Mit ihrem verführerischen Wimpernaufschlag sah sie ihn an und biss sich auf die Unterlippe. „Und wenn ich dich ganz freundlich bitte?“
    „Wir werden dich trotzdem bewachen. Es ist doch nicht für lange Zeit“, sagte Tommy, während Xenia ihn umarmte und sich an seinen Körper schmiegte.
    „Na schön, wenn es unbedingt sein muss, dann werde ich mich nicht dagegen wehren“,

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