'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Bartel?“
Der übergewichtige Mann strich sich über sein Gesicht und glotzte auf Tommys Narbe. „Ja, der bin ich. Worum geht’s?“
„Wir würden uns gerne mit Ihrer Tochter Julia über einen Mordfall unterhalten. Ist sie zu sprechen?“
„Mord? Etwa einer von denen aus der Zeitung?“
„So ist es.“
Nachdem Nora ihn darüber in Kenntnis gesetzt hatte, dass Julia mindestens eines der Mordopfer kannte, ließ Franz die beiden in die siebzig Quadratmeter große Wohnung eintreten. Sie schritten durch einen Flur an der Küche vorbei und ließen das Elternschlafzimmer links liegen. Anschließend kamen sie in das Wohnzimmer, in dem ihre Blicke auf das ausnahmslos dunkle Mobiliar fielen. Dieses verlieh der Wohnung einen überaus unfreundlichen Geist.
Während Nora auf die schwarze Schrankwand zu ihrer Rechten blickte, wurde links von ihr eine Tür aufgerissen. Julia stürmte aus ihrem Zimmer und sah die Kommissare aufgeregt an. Sie trug ein rotes T-Shirt zu einer dunkelblauen Jeans. Ihre Haare hatte sie zu einem Zopf gebunden.
„Sind Sie die beiden Bullen?“, fragte sie aufmüpfig. Dabei trat sie an den Ermittlern vorbei und setzte sich auf ein Sofa neben der Balkontür.
Thomas war nicht entgangen, dass auch ihr erster Blick ehrfurchtsvoll auf seine Narbe gefallen war.
Dieser kleine Kratzer hat einfach eine magische Wirkung auf die Menschen .
„Das heißt Polizisten!“, fuhr Franz seine Tochter an und riss die Arme in die Luft. Er wandte sich an Nora und Tommy und erklärte: „Es tut mir schrecklich leid, aber das Mädchen hat einfach keine Manieren. Corinna und ich haben sie ganz gewiss anders erzogen. Ich weiß wirklich nicht, was wir falsch gemacht hätten.“
Julia lachte. „Denk mal scharf nach, Alter.“
Mit riesigen Augen glotzte Franz seine Tochter an. „Wie bitte?! Achte auf deine Worte, Kleine, sonst kannst du gleich etwas erleben!“
„Corinna ist Ihre Frau?“, erkundigte Nora sich schnell, als sie erkannte, dass die Situation schon zu Beginn ihres Aufenthaltes zu eskalieren drohte.
„So ist es. Sie ist momentan in der Bücherei. Es könnte noch dauern, bis sie zurückkommt. Vielleicht hat -“
„Ist das mit Gabriella wahr?“, unterbrach Julia die letzten Worte ihres Vaters frech. Sie sah Nora an und beugte sich aufgeregt nach vorne. Dabei stützte sie ihre Ellbogen auf einem Holztisch ab, der vor dem Sofa stand. G enauso wie der CD-Ständer und die Musikanlage daneben war dieser sehr staubig. Die Bartels kümmerten sich offensichtlich nicht annähernd so sehr um den äußeren Schein wie die Hausmanns.
„Lass mich ausreden, verdammt!“, verlangte Franz von seiner Tochter und warf ihr einen wütenden Blick zu. Doch Julia ignorierte ihn mit voller Absicht.
„Was hat Jasmin dir denn alles erzählt?“, fragte Nora.
„Sie hat gesagt, dass Gabriella ermordet im Wald gefunden worden sei, sie selbst eine merkwürdige SMS erhalten hätte und nun befürchtet, das nächste Ziel des Mörders zu sein. Zumal auch Laura Steffel ermordet worden sei.“
Franz sah seine Tochter ungläubig an. Er setzte sich neben sie auf die Couch und deutete den Kommissaren an, auf zwei Holzstühlen vor dem Tisch Platz zu nehmen. Die Ermittler kamen der Geste dankend nach.
„Ist das wahr?“, fragte Franz die beiden dann. „Das ist doch sicher ein Scherz, oder?“
Tommy schüttelte den Kopf. „Leider nicht. Es ist die Wahrheit.“
Julias Vater atmete tief durch. Dann wandte er sich an seine Tochter und wollte wissen: „Wann hat Jasmin denn angerufen? Und warum hast du mir nichts davon erzählt?“
Die 16-Jährige antwortete ihm nicht. Sie blickte ihn nicht einmal an. Stattdessen fragte sie die Kommissare mit einem verschwörerischen Funkeln in ihren Augen: „Ich kann es mir eigentlich nicht vorstellen, aber glauben Sie, dass es dieser Stefan Peters war?“
„Antwortest du mir vielleicht mal?“, drängte Franz.
„Um das herauszufinden, sind wir hier“, erwiderte Tommy schnell auf Julias Frage, um möglichen verbalen Entgleisungen von Vater und Tochter zuvorzukommen. Ganz offensichtlich lag ein hohes Streitpotenzial in der Luft. Aus welchem Grund auch immer.
„Deshalb haben wir auch einige Fragen an dich, bezüglich eurer Klassenfeier“, teilte Tommy der Schülerin weiter mit.
„Und welche?“
Thomas zog seinen Notizblock hervor. „Zunächst würden wir gerne erfahren, ob du eng mit Gabriella befreundet warst.“
„Nein, das war ich nicht.“
„Wie erklärst du dir dann, dass
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