'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Tommy.
„Nein, verdammt! Julia spinnt! Sie befindet sich in diesem schwierigen Alter, verstehen Sie? Pubertät, so ein Mist! Jugendliche Mädchen machen nie das, was ihnen gesagt wird. Ich wünschte, ich hätte einen Jungen bekommen! Die sind immer brav und machen stets das, was man von ihnen verlangt! Ich hätte meinem Vater damals nie Widerworte gegeben oder seine Anweisungen nicht ausgeführt! Weil ich Angst vor ihm hatte! Früher herrschte eben noch Disziplin! Da wurde einem noch Respekt eingeimpft! Wo ist die gute alte Zeit nur geblieben?! “
Während Franz’ Nasenflügel tanzten, sah Tommy ihm direkt in die Augen. Außer purer Wut konnte er nichts entziffern. Franz schien ein Mann zu sein, der sich stark von seinen Emotionen leiten ließ. Und diese hatte er offensichtlich nicht immer unter Kontrolle.
„Also gut“, meinte Thomas schließlich. „Wo waren Sie am Freitagmorgen gegen sieben und am Nachmittag desselben Tages zwischen zwei und vier Uhr?“
„Was soll diese Scheißfrage?“
„Antworten Sie gefälligst!“
Franz zögerte, zischte dann gehässig: „Am Freitag war ich von halb sechs morgens bis um kurz vor vier auf der Arbeit!“
„Warum sind Sie dort nicht auch jetzt?“
„Weil ich ab heute zwei Wochen Urlaub habe!“
„Haben Sie vor, in dieser Woche zu verreisen?“
„Nein, dazu fehlt uns das Geld! Wir können uns generell nicht mehr viel leisten, seitdem mir vor einigen Monaten der Lohn gekürzt wurde.“
„Verstehe. Und wo waren Sie am Sonntagabend gegen 19 Uhr?“
„Zu diesem Zeitpunkt bin ich gerade wieder hier mit meiner Frau eingetroffen. Wir sind den ganzen Tag in Goslar herumspaziert, während Julia bei einem Freund war. Zufrieden?!“
„Das lässt sich sicherlich nachprüfen, nicht wahr?“
„Ja, das lässt es sich!“
„Gut, dann denke ich, bereits alles Wichtige erfahren zu haben.“ Durch seine suspekte Betonung ließ Tommy anklingen, dass er nicht nur auf die Ereignisse der Feier, sondern auch auf die Familienverhältnisse der Bartels anspielte.
Franz verstand diese Nachricht zwischen den Zeilen sehr wohl. Er blickte Thomas an und erwiderte scharf: „Das freut mich für Sie, Herr Kommissar. Ich hoffe nur, dass Sie keine voreiligen Schlüsse aus Ihren Erkenntnissen ziehen. Das wäre nämlich sehr bitter für Sie.“ Mit wippenden Nasenflügeln zeigte er zur Tür. „Dort entlang.“
Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. Jedes weitere Wort hätte der Auslöser einer handfesten Auseinandersetzung sein können. Da Tommy das genau spürte, begab er sich widerspruchslos in Richtung Wohnungstür. Als er an Julias Zimmer vorbeiging, kam Nora sichtlich enttäuscht hinaus.
„Sie will nichts sagen. Es ist partout nichts aus ihr herauszubekommen“, teilte sie ihm mit.
„Na, so ein Pech“, keifte Franz sarkastisch. „Und jetzt verlassen Sie gefälligst meine Wohnung! Und zwar sofort!“
Nora sah Franz wirr an, doch Thomas bedeutete ihr mit dem Kopf, dessen Aufforderung unweigerlich Folge zu leisten. Er wollte unter allen Umständen vermeiden, dass die Situation eskalierte.
Kurz bevor die beiden die Wohnung verließen, reichte Nora dem Familienvater noch ihre Karte. Sie bat ihn, sich unverzüglich bei ihnen zu melden, falls Julia noch etwas Wichtiges bezüglich der Feier einfallen sollte. Franz versicherte ihr überhöflich, dieser Bitte nachzukommen. Nachdem er die Tür dann hinter den beiden geschlossen hatte, herrschte Stille in der Wohnung der Bartels. Trügerische Ruhe.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass dort etwas im Argen liegt“, sagte Tommy nach kurzer Zeit zu Nora. „Julia schien sich eindeutig eine bestimmte Bemerkung verkneifen zu müssen.“
„Ja, und ich weiß auch, welche.“
„Wie bitte? Ich dachte, sie wollte nichts sagen?“
„Das sollte Franz Bartel nur denken. Aber Julia hat mir sehr wohl erzählt, warum sie ihrem Vater gegenüber so aggressiv auftritt.“
„Und warum? Sag schon.“
„Julia hat herausgefunden, dass Franz eine Affäre unterhält. Sie hat ihn bereits zweimal mit einer Frau in einer abgelegenen Hütte im Göttinger Wald beobachtet. Vor einigen Wochen hat sie ein merkwürdiges Telefongespräch ihres Vaters belauscht und erfahren, dass er jemanden zu einer bestimmten Uhrzeit in dieser besagten Hütte treffen wollte. Daher ist sie ihm mit dem Fahrrad nachgefahren und hat schließlich gesehen, wie er ihre Mutter betrügt.“
„Weiß ihre Mutter davon?“
„Nein, Julia kann es nicht übers Herz bringen,
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