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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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hinaus. Das Thermometer war schon wieder auf 23 Grad geklettert, weshalb Noras Bluse mehrere Schweißflecken aufwies. Ähnliches galt für Tommys Hemd. Soeben strich er sich über seine Narbe, um danach mehrmals sein stoppeliges Kinn zu kratzen. Er hatte sich heute weder rasiert noch gekämmt. Seine ansonsten so aufgeweckten Augen wirkten mehr als übermüdet.
    Er steigert sich sehr stark in diesen Fall hinein. Genauso wie ich , erkannte Nora mit leichtem Entsetzen. Daher schallten ihr umgehend Timos vorwurfsvolle Worte durch den Kopf: ‚Du bist so sehr darauf fixiert, diesen Mörder zu jagen, dass du mich und unsere Beziehung extrem vernachlässigst.’
    Timo hatte sich heute schon sehr früh auf den Weg zur Bank gemacht, ohne auch nur ein Wort mit Nora zu wechseln. Es war unverkennbar, dass er enttäuscht von ihr war. Folglich saß Nora nun überaus zwiegespalten auf ihrem Stuhl. Auf der einen Seite wollte sie Timo unter keinen Umständen verlieren, auf der anderen musste sie den Mörder unbedingt dingfest machen. Sie durfte nicht zulassen, dass dieses Monster noch weiteres Unheil anrichtete. Sie schuldete den ermordeten Mädchen, den Täter hinter Schloss und Riegel zu bringen. Doch was war der Preis dafür? Das Ende ihrer Beziehung? Zerstörte ihre berufliche Pflicht einen zentralen Teil ihres Privatlebens?
    Nora änderte ihre Sitzposition. Dann blickte sie Tommy an, der sich noch immer an seinem Kinn kratzte und mittlerweile sogar hörbar durch den geöffneten Mund atmete.
    Anscheinend nagt der Fall weitaus stärker an seinen Nerven, als er es jemals zugeben würde. Hoffentlich verliert er in den nächsten Stunden nicht seine Beherrschung.
    Seit zehn Jahren arbeiteten die beiden nun schon erfolgreich zusammen und hatten in dieser Zeit auch eine innige Freundschaft aufgebaut. Nora konnte sich nur an ein einziges Mal erinnern, als Thomas seine Nerven verloren hatte. Vor knapp sechs Jahren war er bei der Befragung eines vermeintlichen Mordzeugen an die Decke gegangen, weil dieser Zeuge sich partout nicht kooperativ gezeigt hatte.
    Von dieser Ausnahmesituation abgesehen, hatte Thomas seine Nerven bisher aber stets unter Kontrolle gehabt und gute Miene zu jedem bösen Spiel gemacht. In Noras Augen waren seine Ausgeglichenheit und seine Fähigkeit, in jeder Lage rationale Überlegungen anstellen zu können, seine größten Stärken. Stärken, um die sie ihn in manchen Gelegenheiten sehr beneidete.
    Allerdings waren sich die beiden trotz ihrer engen Zusammenarbeit seither stillschweigend darüber einig, dass sie lediglich gute Freunde und auf keinen Fall mehr waren. Warum beschlich Timo dann aber ausgerechnet jetzt die abstruse Vermutung, dass zwischen den beiden mehr laufen könnte? Es war schließlich nicht das erste Mal, dass die beiden an einem heiklen Fall zusammenarbeiteten und deshalb abends gemeinsam mehr Zeit im Büro verbringen mussten.
    Gerade als Nora ihren Kollegen auf Timos Eifersucht ansprechen wollte, erkannte sie einmal mehr, dass Tommy heute überaus gereizt wirkte. Folglich hielt sie es für klüger, dieses Gesprächsthema vorerst unter den Tisch fallen zu lassen und abzuwarten, wie sich das Ganze entwickeln würde. Schließlich stand die Jagd nach dem Mörder momentan an oberster Stelle ihrer Pflichten. Und sie brauchten ihre volle Kraft und Konzentration, um diese Pflicht gewissenhaft zu erfüllen.
    Brummend schnappte Tommy sich nun die aktuelle Ausgabe des Göttinger Wochenblatts , hielt sie in die Luft und verkündete: „Die verdammten Blutsauger nehmen uns immer mehr die Luft zum Atmen. Sie berichten nämlich ausführlich über die drei Morde. Das Wort ‚Serienmörder’ haben sie ungefähr zwanzigmal in einem einzigen Artikel verwendet. Sie erwarten Ergebnisse von uns. Und sie erwarten sie schnell. Die ganze Stadt erwartet von uns, dass wir den Täter bald schnappen. Wenn wir dem Grauen also nicht innerhalb der nächsten Tage ein Ende bereiten, dann wirft das ein mehr als schlechtes Bild auf uns.“
    „Ich weiß“, sagte Nora. „Aber wir machen doch schon alles, was in unserer Macht steht. Wir können nun einmal nicht zaubern.“
    Tommy schüttelte den Kopf. „Aber diese Warterei macht mich ganz verrückt. Wir müssen doch irgendetwas Konkretes unternehmen können!“
    „Und was? Wir haben keinerlei handfeste Hinweise. Dieser Kerl ist uns weit überlegen. Er hat alles sorgfältig geplant.“
    „Aber wir können doch nicht abwarten, bis er vielleicht irgendwann einmal einen Fehler

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