'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

die, dass er auf der Klassenfeier war. Alles Weitere wird sich noch zeigen.“
    „Das beruhigt mich sehr. Denn ob Sie es glauben oder nicht, auch ich habe ein Gewissen. Ich könnte nicht damit leben, wenn ich einen vermeintlich unschuldigen Menschen in Bedrängnis gebracht hätte.“
    „Nein, das haben Sie nicht“, versicherte Thomas ihm noch einmal, wobei er sich erhob und einen kurzen Blick zur Tür warf.
    Simon verstand diese Gesten und stand ebenfalls auf. „Ich danke Ihnen“, gab er leise von sich, ehe er sich von den Ermittlern verabschiedete und das Büro verließ.
    Kaum war er verschwunden, da blickte Nora ihren Kollegen nachdenklich an. „Ein komischer Auftritt, findest du nicht auch?“
    „Ein komischer Typ, oder?“, erwiderte Tommy, während er Simon nachblickte. Dann fiel sein Blick jedoch auf seine Armbanduhr und er stellte fest, dass es Zeit für die nächste Besprechung mit dem Fallanalytiker Wolf war.
    „Auf ins Besprechungszimmer. Wollen wir hoffen, dass der BKA-Experte uns endlich einige hilfreiche Informationen liefern kann.“

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    „Ich habe den aktuellen Fall im ViCLAS eingegeben“, verkündete Viktor Wolf stolz. Er stand um fünf nach zehn im Besprechungsraum der Polizeidirektion und teilte der Mordkommission seine neuesten Erkenntnisse mit. Dabei stand ‚ViCLAS’ für das ‚Violent Crime Linkage Analysis System’ – eine Computerdatenbank, die es den Spezialisten des BKA ermöglichte, kriminelle Tatserien miteinander zu vergleichen.
    „Und siehe da …“, der Fallanalytiker fischte einen Ausdruck aus seiner Aktentasche, „… ich bin tatsächlich auf einen interessanten Eintrag gestoßen. Hören Sie sich das an: Name: Emilia Dorhoff, ehemaliger Wohnort: Berlin. Das Mädchen war sechzehn Jahre alt, blond, zierlich und hatte blaue Augen. Am zehnten September 2009 wurde sie von einem unbekannten Täter auf dem Rückweg von einer Feier in einem Waldstück aufgegriffen, mit einem Messer gefoltert und anschließend ermordet. Todesursache war ein Schlag auf den Hinterkopf mit einem stumpfen, unidentifizierten Gegenstand. Es fand keine Vergewaltigung statt.“ Er ließ diese Sätze eine Zeit lang wirken. Dann kam er auf ein zweites Mädchen zu sprechen: „Dorothe Birnbaum, ehemalige Wohnhaft: Berlin, ganz in der Nähe von Emilia Dorhoff. Auch Dorothe war sechzehn, blond und hatte eine auffällig dünne Statur. Sie wurde am 13. September 2009 auf ihrem Nachhauseweg von der Schule von einem unbekannten Mann angefallen, mit einem Messer gefoltert und anschließend getötet. Keine Vergewaltigung. Todesursache stellte ein Schlag auf den Schädelknochen mit einem schweren Stein dar. Ihre Leiche wurde erst am Morgen des 16. September gefunden.“ Wieder ließ er eine Pause eintreten. Diesmal blickte er zu Kortmann, der mit zerzausten Haaren und eingefallenem Gesicht zu seiner Rechten saß. Fraglos spürte das Schwergewicht ebenfalls den öffentlichen Druck auf sich lasten. Auch er hatte in den letzten 48 Stunden kaum eine Minute Schlaf gefunden, weswegen er hoffte, dass Viktor Wolf eine durchschlagende Erkenntnis verkünden würde.
    „Kommen wir zum dritten Fall“, fuhr Wolf fort. „Name: Daniela Hauter, ehemaliger Wohnort: Berlin. Sie war dunkelhaarig, braunäugig und äußerst zierlich. Am 14. September 2009, zwei Wochen nach ihrem 16. Geburtstag, griff der Täter sie an unbekannter Stelle auf, während sie mit dem Fahrrad zum Tanzunterricht fuhr. Nachdem er sie brutal gefoltert hatte, zertrümmerte er ihr das Gesicht. Es lag keine Vergewaltigung vor. Ihre Leiche hat mehrere Stunden zwischen Laubbäumen in einem Park gelegen, ehe ein verliebtes Pärchen sie entdeckte. Damals trennte der Mörder Emilia beide Ohren mit einer scharfen Klinge ab. Daniela schnitt er die Augen aus den Höhlen und Dorothe entfernte er sowohl die Augen als auch die Ohren.“
    Nora schluckte. „Wo wurden die ersten beiden Leichen entdeckt?“
    „Emilia hat in einem verlassenen Haus am Stadtrand gelegen. Eine Gruppe Jugendlicher, die dort in der Nähe eine Party gefeiert hat, entdeckte sie. Dorothe wurde in einem Bach gefunden, der hinter einer Fabrik außerhalb der Stadt herfließt.“
    „Mein Gott, das Alter der Mädchen, die Todesursachen und auch die Fundorte der Leichen ähneln den hiesigen auf erschreckende Weise“, stieß Nora aus. „Selbst die Reihenfolge der gefundenen Opfer stimmt miteinander überein. Denn hier haben wir dasjenige Mädchen, das der Täter chronologisch gesehen als Zweites